Meisterwerke der Spanischen Romanik: Santiago de Compostela und Taüll
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Kathedrale von Santiago de Compostela: Das Romanische Meisterwerk
Baumeister und Ursprung
Die Baumeister waren Bernardo der Ältere und Roberto. Die Kathedrale wurde errichtet, um die Reliquien des Heiligen Jakobus in der Krypta aufzunehmen.
Chronologie und Baugeschichte
Der Bau begann um 1075. Sie gilt als die größte romanische Kirche Spaniens. Nach einer Bauzeit von etwa einem Jahrhundert wurde sie fertiggestellt, jedoch im Barockzeitalter teilweise umgebaut.
Standort
Santiago de Compostela, Galicien (Spanien).
Architektonische Beschreibung
Die Anlage folgt dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes mit drei Schiffen. Das Querschiff ist verlängert und verfügt über geräumige Gänge mit radial angeordneten Apsiden (Kapellenkranz).
- Das Hauptschiff ist mit einem Tonnengewölbe bedeckt, das durch Gurtbögen verstärkt wird. Die Seitenschiffe besitzen Kreuzgewölbe.
- Die Schiffe sind durch Arkaden getrennt, die auf abwechselnd quadratischen und runden Pfeilern ruhen.
- Über den Seitenschiffen befindet sich eine Empore (Galerie), ein typisches Merkmal von Pilgerkirchen.
- Es gibt keinen Obergaden (Klerestorium). Das Licht fällt stattdessen durch die Fenster der Empore und durch die Zwillings-Rundbogenfenster in das Hauptschiff.
Besonderheit des Chorumgangs
Eine architektonische Besonderheit ist die Überwölbung des Chorumgangs (Ambulatorium). Während rechteckige Räume üblicherweise Kreuzgratgewölbe aufweisen, sind die Abschnitte im runden Chorumgang trapezförmig. Um dies anzupassen, wurden die Grate und Kurven nach außen erweitert.
Portale
Die Kathedrale besaß ursprünglich drei große Portale: das monumentale Hauptportal an der Westfassade sowie zwei weitere Portale an den Enden des Querschiffs.
Bedeutung und Stil
Dieses Gebäude war das eigentliche Ziel des Jakobswegs (Camino de Santiago), der Pilgerrouten aus ganz Europa vereinte. Die Kathedrale gehört daher zum Typus der Wallfahrtskirche und gilt als das Meisterwerk der spanischen Romanik, dessen Stilmerkmale sie vollständig aufweist. Auffallend sind ihre Größe (97 Meter Länge) und der komplexe Chorabschluss.
Obwohl das Äußere der Kirche im Barockstil umgestaltet wurde und ihr die heutige Gestalt verleiht, sind noch romanische Elemente erhalten, insbesondere die Puerta de las Platerías (Silberschmiedetür) und das Pórtico de la Gloria (Tor zum Ruhm).
Die Fresken von Sant Climent de Taüll: Romanische Malerei
Künstler
Der Künstler ist unbekannt, wird aber in der Kunstgeschichte als der Meister von Taüll bezeichnet.
Entstehungszeit
Um 1125.
Standort
Ursprünglich in der Kirche Sant Climent de Taüll in der Provinz Lleida (Katalonien). Heute werden die Fresken im Museu Nacional d'Art de Catalunya (MNAC) in Barcelona aufbewahrt.
Beschreibung und Komposition
Der zentrale Bereich der Apsiskuppel zeigt den Pantokrator (Christus als Weltenherrscher), umgeben von einer Mandorla. Er wird flankiert von den Symbolen der Evangelisten sowie Engeln.
- Der mit einem Heiligenschein versehene Christus segnet mit der rechten Hand und hält in der linken das Buch, auf dem in Latein zu lesen ist: Ego sum lux mundi (Ich bin das Licht der Welt).
- Zu beiden Seiten seines Kopfes sind die Buchstaben Alpha und Omega (Α und Ω) dargestellt, die den Anfang und das Ende symbolisieren.
- Es wird eine klare Trennung zwischen Himmel und Erde dargestellt. Christus sitzt auf dem himmlischen Thron und stützt seine Füße auf den Boden.
- In der unteren Ebene stehen die Apostel und die Jungfrau Maria in Arkaden, welche die Form des zentralen Fensters imitieren.
Stilistische Merkmale
Die Komposition ist vollkommen symmetrisch und in horizontalen Streifen angeordnet. Christus, als Protagonist, erscheint zentral in der oberen Ebene und ist größer dargestellt als die anderen Figuren. Seine Haltung, eingeschrieben in einen Rhombus, ist nach dem Vorbild des römischen Pantokrators modelliert.
Die Farben sind sehr lebendig und hell, was sie von anderen europäischen Wandmalereien dieser Zeit abhebt. Der Maler versucht, durch die Verwendung verschiedener Schattierungen derselben Farbe in den Falten einen Hell-Dunkel-Effekt (Chiaroscuro) zu erzielen.
Die Darstellung zeichnet sich durch die Abstraktion der Merkmale und das Fehlen einer narrativen Struktur aus, obwohl die Figuren in Beziehung zueinander stehen. Das Ergebnis ist eine kaum zu übertreffende Ausdruckskraft.