Der menschliche Bewegungsapparat: Knochen, Gelenke, Muskeln & Erste Hilfe
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Der menschliche Bewegungsapparat
Der Bewegungsapparat ist ein komplexes System, das dem Körper Halt, Schutz und die Fähigkeit zur Bewegung verleiht. Er besteht hauptsächlich aus Knochen, Gelenken und Muskeln.
Das Skelett: Aufbau und Funktionen
Das menschliche Skelett besteht aus etwa 200 Knochen und wird in verschiedene Knochentypen unterteilt:
- Lange Knochen: Zum Beispiel Oberschenkelknochen (Femur), Elle (Ulna), Speiche (Radius).
- Kurze Knochen: Zum Beispiel Wirbel, Finger- und Zehenknochen (Phalangen).
- Platte Knochen: Zum Beispiel Schulterblatt, Schädelknochen, Beckenknochen.
- Unregelmäßige Knochen: Zum Beispiel Gesichtsknochen.
Zusammensetzung der Knochen
Knochen sind mineralisiertes Bindegewebe und setzen sich wie folgt zusammen:
- Zellen (ca. 2%):
- Osteozyten: Reife Knochenzellen.
- Osteoklasten: Zellen, die Knochengewebe abbauen.
- Osteoblasten: Zellen, die neues Knochengewebe aufbauen.
- Fasern (ca. 95%): Hauptsächlich Tropokollagen.
- Grundsubstanz (ca. 3%): Besteht hauptsächlich aus Wasser (H2O).
Struktur der Knochen
Die Knochenstruktur umfasst:
- Kompaktes Knochengewebe (Corticalis): Findet sich in der Diaphyse (Schaft langer Knochen) und den äußeren Schichten platter Knochen.
- Osteone: Die Grundeinheiten des Knochens, die kleine Gefäße enthalten, welche den Knochen versorgen.
- Gelbes Knochenmark: Besteht hauptsächlich aus Fettzellen und dient der Nährstoffversorgung.
Funktionen der Knochen
Die Hauptfunktionen des Skeletts sind:
- Stütze: Hält den Körper aufrecht.
- Schutz: Schützt lebenswichtige Organe (z.B. Gehirn, Herz, Lunge).
- Bewegung: Ermöglicht in Zusammenarbeit mit Gelenken und Muskeln die Beweglichkeit.
- Speicher: Dient als Speicher für Mineralien (z.B. Kalzium, Phosphat).
- Blutbildung: Produktion von roten Blutkörperchen im roten Knochenmark.
Die Gelenke: Verbindung und Bewegung
Gelenke sind die Verbindungsstellen zwischen Knochen und ermöglichen Bewegung. Sie werden in verschiedene Typen unterteilt:
Gelenktypen
- Synarthrosen (feste Gelenke): Unbewegliche Verbindungen, oft durch Knorpelgewebe (z.B. Schädelknochen).
- Amphiarthrosen (semi-mobile Gelenke): Geringfügig bewegliche Verbindungen (z.B. die tibiofibulare Syndesmose zwischen Schien- und Wadenbein, die Symphyse zwischen den beiden Beckenknochen).
- Synovialgelenke (Diarthrosen, mobile Gelenke): Frei bewegliche Gelenke (z.B. das Kniegelenk). Sie ermöglichen verschiedene Bewegungsachsen:
- Rotation
- Flexion (Beugung)
- Extension (Streckung)
- Abduktion (Abspreizen)
- Adduktion (Heranführen)
- Zirkumduktion (Kreisbewegung)
- Supination (Auswärtsdrehung)
- Pronation (Einwärtsdrehung)
Bestandteile eines Synovialgelenks
- Bänder: Faserig, dick und unelastisch; stabilisieren das Gelenk (intern und extern).
- Gelenkkapsel: Besteht aus elastischen und retikulären Fasern.
- Synovialmembran (Innenschicht): Produziert Synovialflüssigkeit (Gelenkschmiere), die die Bewegung erleichtert und den Knorpel ernährt.
- Meniskus: Knorpelstrukturen, die die Passform der Gelenkflächen verbessern und Stöße dämpfen.
- Gelenkknorpel: Bedeckt die Knochenenden, schützt die Knochen und dämpft das Gewicht.
Wichtige Skelettgelenke (hauptsächlich Diarthrosen)
- Schultergürtelgelenke:
- Fixierte Gelenke: Sternoklavikulargelenk (Brustbein-Schlüsselbein) und Akromioklavikulargelenk (Schulterblatt-Schlüsselbein).
- Mobile Gelenke: Glenohumeralgelenk (Oberarmknochen und Schulterblatt – das Schultergelenk).
- Ellenbogen: Verbindung zwischen Oberarmknochen (Humerus) mit Elle (Ulna) und Speiche (Radius) (Trochlea und Kondylen).
- Handgelenk: (Kondylen)
- Fingergelenke: Metakarpophalangealgelenke und Interphalangealgelenke.
- Hüftgelenk: Hüftknochen (Becken) + Oberschenkelknochen (Femur).
- Kniegelenk: Oberschenkelknochen (Femur), Kniescheibe (Patella), Schienbein (Tibia) (Trochlea, ermöglicht Beugung und Streckung).
- Sprunggelenk:
- Oberes Sprunggelenk: Tibia, Fibula, Talus (Sprungbein) – ermöglicht Beugung und Streckung (Riemenscheibenprinzip).
- Unteres Sprunggelenk: Talus + Fersenbein (Calcaneus) + andere Tarsalknochen – ermöglicht seitliche Bewegungen (Kondylusprinzip).
Die Muskulatur: Kraft und Bewegung
Muskeln sind für alle Bewegungen des Körpers verantwortlich und werden in verschiedene Typen unterteilt:
Muskelgewebetypen
- Glatte Muskulatur: Besteht aus spindelförmigen, uninukleären Zellen. Sie ist unwillkürlich und findet sich in den Wänden innerer Organe wie Lunge, Magen und Arterien, wo sie Bewegungen wie Verdauung oder Blutfluss steuert.
- Gestreifte Muskulatur: Besteht aus zylindrischen, plurinukleären Zellen mit sichtbaren Querstreifen.
- Herzmuskelgewebe: Findet sich ausschließlich im Herzen. Es ist ein spezieller, unwillkürlicher Muskeltyp.
- Skelettmuskelgewebe: Ermöglicht kontrollierte, willkürliche Bewegungen durch das zentrale Nervensystem.
Skelettmuskelfasern
Skelettmuskeln bestehen aus Muskelfasern, die sich zu Bündeln zusammenfügen und von Bindegewebe (Epimysium) umgeben sind.
- Rote Muskelfasern: Langsam zuckend (Slow-Twitch), ausdauernd.
- Weiße Muskelfasern: Schnell zuckend (Fast-Twitch), kraftvoll.
Muskelkontraktionen
Muskelkontraktionen können auf verschiedene Weisen erfolgen:
- Statische (isometrische) Kontraktion: Der Muskel spannt sich an, ohne dass eine Bewegung stattfindet (z.B. Halten eines Gewichts).
- Dynamische Kontraktion:
- Konzentrische Kontraktion: Der Muskel verkürzt sich unter Spannung (z.B. Anheben eines Gewichts).
- Exzentrische Kontraktion: Der Muskel verlängert sich unter Spannung (z.B. Absenken eines Gewichts).
Klassifizierung der Skelettmuskulatur nach Funktion
Skelettmuskeln werden oft nach ihrer Funktion klassifiziert:
- Beuger (Flexoren)
- Strecker (Extensoren)
- Abduktoren (Abspreizer)
- Adduktoren (Heranführer)
- Rotatoren
- Agonisten: Muskeln, die die Hauptfunktion einer Bewegung ausführen.
Erste Hilfe: Grundlagen und Maßnahmen
Erste Hilfe umfasst sofortige Maßnahmen zur Rettung von Leben und zur Vermeidung weiterer Schäden bei Unfällen oder plötzlichen Erkrankungen.
Das PAS-Schema
Das PAS-Schema ist ein grundlegendes Prinzip der Ersten Hilfe:
- P – Schützen: Sichern Sie die Unfallstelle und schützen Sie sich und den Verunfallten vor weiteren Gefahren.
- A – Alarmieren: Rufen Sie professionelle Hilfe (Notruf 112) und alarmieren Sie Personen in der Umgebung.
- S – Helfen: Leisten Sie Erste Hilfe am Opfer.
Erste Hilfe Maßnahmen: Primäre und Sekundäre Beurteilung
Die Hilfe am Opfer gliedert sich in eine primäre und sekundäre Beurteilung:
- Primäre Beurteilung: Überprüfung lebenswichtiger Funktionen.
- Reanimationsprotokoll (CPR): Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Atem- und Kreislaufstillstand.
- Sekundäre Beurteilung: Detailliertere Untersuchung und spezifische Maßnahmen.
Spezifische Erste-Hilfe-Maßnahmen
- Blutungen:
- Äußere/Offene Blutungen: Direkten Druck auf die Wunde ausüben, um die Blutung zu stoppen.
- Innere Blutungen: Erkennbar an Symptomen wie Schock, Schwellungen, Schmerzen. Sofortige medizinische Hilfe ist erforderlich.
- Blutungen aus Körperöffnungen: Je nach Ursache und Ort spezifische Maßnahmen ergreifen (z.B. Nasenbluten).
- Bewusstseinsstörungen:
- Ohnmacht: Manifestiert sich oft durch Übelkeit, kalten Schweiß und Schwindel. Lagern Sie die Beine des Betroffenen hoch.
- Synkope (kurzzeitiger Bewusstseinsverlust): Um das Verschlucken der Zunge zu vermeiden, den Kopf zur Seite drehen. Wenn das Bewusstsein wiedererlangt wird, die Beine hochlagern.
- Verbrennungen: Verletzungen der Haut durch Hitze, Flüssigkeiten, Chemikalien oder Strom.
- Grad 1 (Rötung): Nur die oberste Hautschicht ist betroffen.
- Grad 2 (Blasenbildung): Blasen auf der Haut. Kühlen Sie die betroffene Stelle sofort mit kaltem Wasser (nicht eiskalt). Keine Salben auftragen.
- Grad 3 (Graue Haut): Tiefe Schädigung der Haut, oft schmerzlos. Bewerten Sie die Ausdehnung (z.B. mittels der Neuner-Regel) und suchen Sie sofort medizinische Hilfe.
- Erstickungsgefahr (Fremdkörper in den Atemwegen):
Wenn die Person hustet, ermutigen Sie sie zum Weiterhusten. Wenn der Husten ineffektiv ist oder die Person nicht mehr sprechen kann:
- Rückenschläge: Beugen Sie die Person nach vorne und geben Sie bis zu 5 kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter.
- Heimlich-Manöver (Abdominalkompressionen): Wenn die Rückenschläge nicht helfen, stellen Sie sich hinter die Person, umfassen Sie sie mit beiden Armen, ballen Sie eine Faust und platzieren Sie diese zwischen Nabel und Brustbein. Fassen Sie die Faust mit der anderen Hand und führen Sie 5 ruckartige Stöße nach innen und oben aus. Wechseln Sie zwischen Rückenschlägen und Heimlich-Manöver, bis der Fremdkörper entfernt ist oder die Person bewusstlos wird.
- Herz-Kreislauf-Stillstand:
Wenn die Person bewusstlos ist, nicht atmet und keinen Puls hat, beginnen Sie sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW/CPR):
- Erwachsene: 30 Brustkompressionen (mit zwei Händen auf die Mitte des Brustbeins) gefolgt von 2 Beatmungen. Wiederholen Sie dies ununterbrochen, bis professionelle Hilfe eintrifft oder die Person wieder normal atmet.
- Säuglinge/Kleinkinder: 30 Brustkompressionen (mit zwei Fingern auf das Brustbein) gefolgt von 2 Beatmungen.