Menschliches Verhalten, Geist und Gesellschaft: Theorien
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Geist, Verhalten und Gesellschaft
Theorien zum Geist-Körper-Problem
Verschiedene philosophische Ansätze versuchen, das Verhältnis von mentalen Zuständen (Geist) und physischen Zuständen (Körper) zu erklären:
- Physikalistischer Reduktionismus / Identitätstheorie: Mentale Zustände sind neurophysiologische Zustände des Gehirns.
- Funktionalismus: Mentale Prozesse werden nicht auf neurophysiologische Prozesse reduziert, sondern durch ihre Funktion definiert (ähnlich wie Software auf Hardware laufen kann).
- Eigenschaftsdualismus: Es gibt nur eine Art von Substanz (materielle), aber diese Substanz hat sowohl physische als auch nicht-reduzierbare mentale Eigenschaften.
- Personalismus: Betont die Einheit des Menschen als körperliches und geistiges Wesen.
Menschliches Verhalten
Definition und Arten
Verhalten ist die beobachtbare Art und Weise, wie ein Individuum auf die Realität reagiert.
- Instinktive Reaktion: Eine genetisch festgelegte, bei allen Mitgliedern einer Spezies identische Reaktion auf einen bestimmten Reiz.
- Offene Reaktion: Eine Reaktion, die nicht starr biologisch vorprogrammiert ist, sondern variabel und gelernt sein kann.
Gründe und Phasen
Die Gründe für ein Verhalten geben ihm Sinn und machen es für andere verständlich. Oft handelt es sich dabei um nicht direkt beobachtbare psychische Zustände (Motive, Absichten, Überzeugungen).
Phasen willentlichen menschlichen Handelns:
- Überlegung: Abwägen von Gründen und Möglichkeiten.
- Entscheidung: Wahl einer Handlungsoption.
- Ausführung: Umsetzung der Entscheidung in die Tat.
Merkmale
Kennzeichen des menschlichen Verhaltens:
- Unangepasstheit / Weltoffenheit: Der Mensch ist nicht perfekt an eine spezifische Umwelt angepasst und muss seine Welt aktiv gestalten (biologische Mängel).
- Plastizität: Das menschliche Verhalten ist in hohem Maße formbar und lernfähig.
- Unzufriedenheit: Eine Folge der Unangepasstheit und der geringen biologischen Festlegung, die zu ständigem Streben und Verändern antreibt.
Menschliche Sozialität
Grundlegende Merkmale
Eigenschaften, die das soziale Wesen Mensch kennzeichnen:
- Instinktive Unbestimmtheit: Im Gegensatz zu vielen Tieren verfügt der Mensch nur über wenige festgelegte Instinkte. Anpassung erfolgt primär durch Lernen. Lernen wird durch Offenheit, Intelligenz und soziale Organisation ermöglicht.
- Lange Unreifephase: Menschliche Nachkommen sind über einen langen Zeitraum hilflos und auf intensive Betreuung und Erziehung angewiesen.
- Mangel an körperlicher Spezialisierung: Der Mensch hat keine ausgeprägten körperlichen Waffen oder Schutzmechanismen. Überleben und Entwicklung erfordern Kooperation, Kultur und Technik (Teamarbeit).
Soziale Beziehungen und Theorien
Aggression vs. Kooperation
Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die Natur sozialer Beziehungen:
- Naturzustand (z.B. Hobbes): Einige Theorien sehen Aggression und Gewalt als grundlegende Elemente der menschlichen Natur. Der Mensch sei primär egoistisch und auf den eigenen Vorteil bedacht, was zu einem natürlichen Zustand des Wettbewerbs und der Rivalität führe.
- Einfluss externer Faktoren: Andere Autoren argumentieren, dass Aggressivität und Wettbewerb nicht naturgegeben sind, sondern durch äußere Umstände und Notwendigkeiten (z.B. Ressourcenknappheit) entstehen oder verstärkt werden. Kooperation sei ebenso grundlegend.
Soziologischer Darwinismus
Diese Strömung der evolutionären Soziologie überträgt Prinzipien der biologischen Evolution auf soziale Prozesse. Gesellschaftlicher Wandel wird als Prozess der Verbesserung und Höherentwicklung betrachtet. Ein zentraler Mechanismus sei der "Kampf ums Überleben" zwischen Individuen und sozialen Gruppen (Kollektiven). Konflikte werden als notwendiger Motor für den sozialen Fortschritt angesehen.
Sozialisation
Definition und Empathie
Sozialisation ist der lebenslange Prozess, durch den ein Individuum lernt, sich in die Gemeinschaft, der es angehört, zu integrieren. Dies geschieht durch den Erwerb und die Internalisierung von Normen, Werten, Regeln und Gebräuchen der jeweiligen Kultur.
Empathie, die Fähigkeit, sich in die Lage anderer hineinzuversetzen und deren Gefühle nachzuvollziehen, spielt eine wichtige Rolle in sozialen Interaktionen und der Sozialisation.
Arten der Sozialisation
- Primärsozialisation: Findet hauptsächlich in der Kindheit statt. Hier werden grundlegende Verhaltensmuster, soziale Regeln und Gewohnheiten der Bezugsgruppe erlernt (oft durch Imitation, Identifikation, Belohnung/Bestrafung).
- Sekundärsozialisation: Setzt nach der Primärsozialisation ein und dauert das ganze Leben an. Sie beinhaltet die Anpassung an neue soziale Umwelten (z.B. Schule, Beruf, neue soziale Gruppen) und veränderte Lebensumstände. Kommunikation und Wissensvermittlung sind hier oft expliziter als in der Primärphase.