Mercè Rodoreda: Leben, Exil und literarische Themen

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Mercè Rodoreda: Leben und Werk

Frühe Jahre und literarischer Beginn

Mercè Rodoreda i Gurguí wurde am 10. Oktober 1908 in Barcelona, im Stadtteil Sant Gervasi, geboren. Sie ist vor allem als Roman- und Novellenschriftstellerin bekannt, verfasste aber auch mehrere Theaterstücke und Lyrik. Sie wuchs in einem ruhigen Viertel auf, umgeben von der Liebe ihrer Eltern und insbesondere ihres Großvaters, der ihr die Leidenschaft für das Lesen vermittelte.

Im Jahr 1928 heiratete sie ihren Onkel mütterlicherseits, Joan Gurguí, der vierzehn Jahre älter war als sie. Joan Gurguí war in jungen Jahren nach Amerika ausgewandert und hatte dort bis 1921 ein beträchtliches Vermögen erworben. Mercè Rodoreda wählte die Literatur als Alternative und als Flucht aus einem Umfeld, das sie bis dahin als enttäuschend empfunden hatte.

Exil und Überlebenskampf (1939)

Am 21. Januar 1939 trat sie den Weg ins Exil an. Sie ließ sich in Roissy-en-Brie, 25 Kilometer von Paris entfernt, nieder. Dies war eine harte Zeit des Überlebens, in der, so die Autorin, „Schreiben ein erschreckend leichtsinniger Beruf schien“. Die wirtschaftliche Instabilität hinderte sie daran, die notwendige Ruhe zu finden, um ihre literarische Arbeit fortzusetzen. Ihr Gesamtwerk wird bis heute ständig neu aufgelegt und übersetzt.

Literarische Merkmale und zentrale Themen

Die Werke von Mercè Rodoreda zeichnen sich durch eine detaillierte Analyse der Charaktere aus. Sie beinhalten eine tiefgehende Meditation über die menschliche Existenz, Einsamkeit und Vernachlässigung – Faktoren, die zwischenmenschliche Beziehungen erschweren. Die Erzählungen erfolgen oft aus der Perspektive von Frauen, wobei die Frau häufig als passives Opfer dargestellt wird. Rodoreda vermittelt dabei meist eine pessimistische Sicht auf das Leben.

Ihr Werk wird durch vier zentrale thematische Elemente charakterisiert:

  • Isolation von der Gesellschaft

    Die weiblichen Protagonistinnen sind oft einsam und introvertiert. Diese empfundene Isolation, die einem existenzialistischen Ansatz folgt, spiegelt den Zeitgeist wider.

  • Geburt und Ursprung

    Die Heldinnen sind in der Lage, Einzigartiges zu erschaffen. Von Beginn an ist ihr Leben von einem Geheimnis geprägt. Die Mutterfigur ist dabei eine wichtige Bezugsperson, die positiver dargestellt wird als der Vater.

  • Die Kindheit als verlorenes Paradies

    Die Autorin zeigt eine starke Anziehungskraft zur Kindheit als wichtiger erster Erfahrungsphase. Diese wird stets als ein fernes, verlorenes Paradies betrachtet. Es entsteht ein Antagonismus zwischen Kindheit und mittlerem Lebensalter. Angesichts des Erwachsenenlebens richten die Heldinnen ihre Aufmerksamkeit auf die Kindheit, auch wenn diese nicht immer positiv war. Rodoredas Protagonistinnen fliehen vor Konflikten, indem sie sich in die Kindheit zurückziehen, wo es kein Ungleichgewicht gibt.

  • Reife und Skepsis

    Das Leben wird aus der Perspektive der Reife betrachtet. Die besondere Stellung, die Erfahrung verleiht, führt dazu, dass die Protagonistinnen die Dinge mit größerer Skepsis und Pessimismus sehen.

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