Merkmale Humanistischer Texte: Studie vs. Essay im Detail

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B) Merkmale Humanistischer Texte

Allgemeine Charakteristika

  1. Tendenz zur Abstraktion: Bezieht sich auf das Reich der Ideen und die daraus resultierenden Werke.
  2. Spekulativer Natur: Universelle Gesetze werden nicht experimentell, sondern basierend auf rein theoretischem Denken und logischem Argumentieren abgeleitet.
  3. Fortlaufende Debatte: Die Eröffnung und Fortsetzung der Debatte ist ein zentrales Element.
  4. Präsenz subjektiver Aspekte: Ideologische und pragmatische Aspekte sind vorhanden.

Sprachfunktionen und Diskursmodalitäten

1. Funktionen der Sprache

Referentielle und metasprachliche Funktionen sind sehr wichtig. Ebenso relevant sind die konative Funktion (da die Sprecher keine kategorischen Wahrheiten suchen, sondern unser Engagement für die Wahrheit), sowie expressive und poetische Funktionen in Non-Fiction-Texten.

2. Diskursmodalitäten

Es dominieren die Modalitäten der Argumentation und Darstellung. Die Texte passen sich dem grundlegenden strukturellen Modell Einführung – Entwicklung – Schlussfolgerung an. Die thematische Progression kann jedoch variieren:

  • Induktiv (vom Besonderen zum Allgemeinen)
  • Deduktiv (vom Allgemeinen zum Besonderen)
  • Problem – Lösung
  • Ursache – Folge

3. Grundlegende Subgenres: Studie und Essay

Differenzierende Merkmale im Vergleich

MerkmalStudie (Wissenschaftliche Untersuchung)Essay (Aufsatz)
ThemaUnitär, vollkommen begrenzt.Vielfalt von Themen; reine Reflexion, frei für Abschweifungen und unerwartete Ideen.
HaltungObjektiv; gründliche Untersuchung, die zu Ergebnissen führen soll.Subjektiv; offenes Genre, das eine persönliche, originelle und kreative Sichtweise darlegt, ohne Anspruch auf absolute Wahrheit.
ZielAnspruch auf Vollständigkeit; nähert sich dem Thema aus allen analytischen Perspektiven, um endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen.Dem Leser neue Perspektiven vorschlagen und Reflexion provozieren.
Stil/StrukturGenauigkeit der Terminologie und Einhaltung methodischer Konventionen.Freie und offene Struktur; oft literarischer Stil.
ZielgruppeRichtet sich an ein Fachpublikum.Richtet sich an alle Arten von Publikum; sucht daher auslegende Einfachheit und Lesbarkeit statt Strenge.

Morphosyntaktische Aspekte

  1. Prävalenz der Modalitäten: Die Studie ist durch festgelegte Modalitäten gekennzeichnet, während der Essay eine größere Vielfalt aufweist; Ausrufe und rhetorische Fragen sind im Essay üblich.
  2. Substantive: Beide Genres, insbesondere die Studie, zeichnen sich durch eine Fülle von abstrakten Substantiven aus. Diese Substantive sind manchmal Neologismen, die durch Ableitung von Adjektiven mit Suffixen wie -heit, -ität, -enz, -ung geschaffen werden (z.B. Falsifizierbarkeit, Durchsetzungsvermögen).
  3. Adjektive: Prävalenz von Hauptwörtern in der Studie / Bedeutung von erklärenden und wertenden Adjektiven im Essay.
  4. Verben: Aufgrund der Inhalte gibt es viele Verben der Meinung und des Gedankens in beiden Genres. Die verbalen Modi unterscheiden sich jedoch:
    • Studie: Prävalenz des Indikativs.
    • Essay: Größere Vielfalt verbaler Modi aufgrund seiner subjektiven Natur. Der Imperativ und vor allem der Konjunktiv werden häufig für Ermahnungen und Aufrufe an die Leser verwendet.
  5. Person:
    • Studie: Verwendung des Plurals der Bescheidenheit und des Sociat Plurals (z.B. „Wir analysieren“, „Wir sehen“).
    • Essay: Häufiger Gebrauch der ersten Person Singular.
  6. Syntaktische Verfahren (Studie): Charakteristisch ist die Verwendung syntaktischer Verfahren zur Maskierung des sprechenden Subjekts (wie im wissenschaftlichen Text definiert).
  7. Syntax und Klarheit: Die Studie strebt Klarheit durch geeignete Syntax an (untergeordnete adverbiale Nebensätze, erklärende Konstrukte, logische Verriegelung durch Diskursmarker). Der Essay hat volle Freiheit, je nach Absicht und Stil des Autors, den Text mit stilistischen Mitteln zu versehen.

Lexikosemantische Aspekte

  1. Terminologie: Vorhandensein von technischen Begriffen, vor allem in der Studie, aber auch im Essay.
  2. Zitate: Reichlich Zitate aus anderen Texten und von Autoren.
  3. Rhetorik: Präsenz rhetorischer Argumentation im Essay.
  4. Stilmittel: Einsatz von Stilmitteln im Essay-Text.

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