Miguel Hernández: Leben, Werk und Poesie im Spiegel von Krieg und Liebe
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Miguel Hernández: Leben und Werk (1910–1942)
Sein Leben und Werk stehen in engem Zusammenhang mit seinen Erfahrungen zwischen wirtschaftlichem und emotionalem Elend, Hoffnungen und Tragödien.
Phase 1: Jugend und erste Veröffentlichungen (bis 1933)
- Geboren 1910 in Orihuela.
- Jugend: Regelmäßiger Leser (Autodidakt), nur kurze Schulzeit.
- Arbeit: Ziegenhirte und sporadischer Dichter.
- Erste Veröffentlichung: El pastoril (1930/31), wofür er einen Sozialpreis erhielt.
- Beziehungen: Lernt Ramón Sijé kennen und gründet die Zeitschrift Destellos.
- Erste Reise nach Madrid: Der Wunsch, dem Militärdienst zu entgehen, wird frustriert. Er kann seine Werke nicht gut veröffentlichen und kehrt nach sechs Monaten gedemütigt zurück.
- Zurück in Orihuela: Arbeitet mit Sijé an einer Zeitschrift und veröffentlicht das Werk Perito en lunas (Es erscheint als perfektes Werk Gottes).
Phase 2: Liebe, Madrid und politischer Wandel (1934–1936)
Liebe und Beziehungen
Die Liebe tritt in sein Leben: Zuerst die Nachbarin Carmen Samper (Gedichte, die noch zu weit entfernt und literarisch sind), dann Josefina Manresa, mit der er sich 1934 offiziell verlobte.
Er kehrt 1935 nach Madrid zurück, um sich dort niederzulassen. Er taucht in die Weltliteratur ein und schließt die Projektionen in mehreren Gedichten zu Rayo que no cesa (1935) ab. Das Hauptthema ist die Unzufriedenheit mit einer unzugänglichen Geliebten. Er beklagt, die Liebe aus verschiedenen Gründen nicht frei genießen zu können.
Drei verschiedene Frauen erscheinen in dieser Phase:
- Josefina Manresa: Sie löst die Verlobung 1935 auf, als er sich in Maruja Mallo verliebt. Sie kehrt 1936 in sein Leben zurück und repräsentiert in ihrer prüden Form die Normen einer übertrieben puritanischen Gesellschaft.
- Maruja Mallo: Die galicische Malerin. Er bewundert ihre Schönheit, Wildheit und Freiheit, doch seine Liebe wird nicht erwidert. Nach ihren ersten sexuellen Beziehungen lehnt sie ihn ab, was den Dichter in Verzweiflung stürzt.
- Mary Cegarra: Nach der Zerstörung der Union durch die Ablehnung Marujas wendet er sich Mary Cegarra zu.
Politischer und literarischer Wandel
Die Atmosphäre Madrids (1935) und seine neuen Freunde (Vicente Aleixandre, P. Neruda, Raúl González Tuñón) sowie historische Ereignisse (Aufstände in Cádiz, Streiks und die Oktoberrevolution in Asturien) verursachen einen Wandel in seiner politischen Ideologie.
- Anerkennung: Pablo Neruda lobt ihn als einfachen Dichter-Hirten, der Latein und Mythologie kennt. Er wird in den intellektuellen, liberalen Kreisen Madrids bewundert.
- Literarische Mittäterschaft: Vicente Aleixandre inspiriert die Schaffung des Dichter-Hirten-Charakters und fördert ihn.
- Tätigkeiten: Er beginnt als Privatsekretär von José María Cossío (für die Enzyklopädie Toros) und nimmt an der Zeitschrift Caballo Verde para la Poesía teil: eine Verschiebung hin zum politischen Engagement.
- Elegie: Ramón Sijé stirbt 1935 (er hatte sich aufgrund seiner neuen Überzeugungen von ihm entfremdet), woraufhin Hernández eine bewegende Elegie schreibt, möglicherweise aus Reue.
Phase 3: Der Dichter-Soldat im Bürgerkrieg (1936–1939)
Mit dem Ausbruch des Krieges tritt er der Kommunistischen Partei bei und meldet sich freiwillig auf republikanischer Seite. Er nimmt an vier Fronten teil:
1. Die Front von Madrid (Alcalá de Henares)
Er fördert literarische Aktivitäten unter den Kämpfern (Plakate, Gedichte, Kultur). Er wird zum Kommissar ernannt. Seine Poesie wird zur Kriegspoesie, die Stil und Sprache erklärt. Er wechselt zur Romantik und zum Achtsilber, nutzt eine einfache und volkstümliche Sprache, ohne die poetische Qualität zu verlieren. Veröffentlichung: Viento del pueblo (1937). Viento del pueblo ist eines der wichtigsten Kunstwerke Spaniens im Krieg, neben Picassos Guernica.
2. Die Front von Andalusien
Er heiratet Josefina Manresa. Sie lassen sich in Cox nieder, wo sie seit dem Tod ihres Vaters lebte, müssen aber dann nach Jaén gehen. Er hält kulturelle Reden vor den kämpfenden Truppen, auch an der Front. Die Flitterwochen werden durch die Krankheit und den Tod seiner Mutter unterbrochen. Er kehrt nach Cox zurück.
Josefina inspiriert Gedichte, die Kriegshelden preisen, wie „Rosario, die Dynamitfrau“. Seine Gedichte werden zunehmend sozialer und thematisieren Ausbeutung, Armut und Hunger. Manchmal autobiografisch gefärbt, wird seine Dichtung nun zu einer Klage gegen die kapitalistische Ungerechtigkeit. Als Josefina ihm mitteilt, dass sie schwanger ist, schreibt er das wunderschöne „Lied des Ehemanns“. Manuel Ramón wird Ende 1937 geboren.
3. Die Front der Extremadura (Juni 1937)
Miguel Hernández erlangt unter den Rebellen Ruhm und wird zu einem republikanischen und später, während der Franco-Diktatur, zu einem Idol der Unterdrückten. Er unterstreicht sein Engagement für die Solidarität im Krieg: Er genießt keine Privilegien außerhalb des Soldatenlebens und nimmt ständig an kulturellen Aktivitäten teil (Publikationen, Herausgeberschaft, Theaterleitung, Unterzeichnung von Manifesten).
Er wird gewählt, um als Teil eines Kulturausschusses an das V. Festival der Sowjets in die UdSSR zu reisen. Diese Zeit zeichnet sich durch seine Hingabe an das szenische Schreiben aus. Obwohl es sich manchmal um ein Theater der Dringlichkeit und Propaganda handelt, enthält es auch Techniken, die er aus der UdSSR mitbrachte.
4. Die Aragon-Front (Dezember 1937)
Dies ist eine sehr kurze Zeit, da er unter starken Kopfschmerzen leidet und ins Krankenhaus muss. Die Situation ist düster: Stalin unterstützt die Republikaner nicht mehr, da er 1938 seinen Pakt mit Hitler schließt. Hinzu kommt eine neue Tragödie: Sein Sohn stirbt im Alter von zehn Monaten. Zu dieser Zeit ist Josefina bereits mit dem zweiten Kind, Manuel Miguel, schwanger, das am 4. Januar 1939 zur Welt kommt.
Während des Krieges veröffentlicht er ein weiteres Buch, El hombre acecha (1938). Angesichts der drohenden Niederlage sind diese Gedichte ein gellender Schrei über Getötete, Verwundete, Gefängnisse und Enttäuschung. Dieses Buch prägt das Muster der spanischen Nachkriegspoesie, die von Schmerz und Wut gezeichnet ist.
Phase 4: Gefängnis, intime Poesie und Tod (1938–1942)
Nach der drohenden Niederlage kehrt er nach Cox zurück, muss aber fliehen. Er sucht politisches Asyl und führt Interviews mit vielen Persönlichkeiten. Aufgrund eines Fehlurteils wird er veröffentlicht. Er versucht, politisches Asyl in der chilenischen Botschaft zu erhalten, was ihm jedoch verweigert wird. Er kehrt nach Cox zurück und wird bei einem Besuch in Orihuela erneut verhaftet.
- Verurteilung: Am 18. Januar 1940 wird er zum Tode verurteilt. Um jedoch die Hinrichtung eines weiteren „Helden“ (nach Lorca) zu vermeiden, wird die Strafe auf 30 Jahre Haft reduziert.
- Haft: Er durchläuft eine Vielzahl von Gefängnissen, bis er im Juni 1941 in Alicante ankommt.
- Letzte Tage: Er wird gedrängt, in der Kirche zu heiraten und seine politischen Ansichten aufzugeben, um in ein Tuberkulose-Krankenhaus eingeliefert zu werden, was er ablehnt. Schließlich wird er 20 Tage vor seinem Tod in articulo mortis (im Angesicht des Todes) nach Hause entlassen.
- Tod: Er stirbt am 28. März 1942 an einer Dreifachkrankheit (Tuberkulose, Typhus und Neurose), da er keine angemessene medizinische Versorgung erhielt.
Thematische Analyse: Miguel Hernández und die Natur
Wahre Natur und ländliche Umgebung
Geboren in einem ländlichen Umfeld, ist sein Leben eng mit der Natur verbunden. Diese durchdringt seine frühen Gedichte: Fauna, Flora, die Landwirtschaft der Levante. In den frühen Gedichten erscheint die wahre Natur, die ihn umgibt, als Hauptfigur, die er preist und verherrlicht.
Natur und Göttlichkeit
Miguel Hernández hat eine religiöse Weltanschauung, in der die Natur als ein perfektes und majestätisches Werk Gottes erscheint. Es gibt mythologische Anspielungen, die auch die Schönheit der abscheulichsten Kreaturen verherrlichen:
- „Canto sublime al amor a la naturaleza“ (Gesang der erhabenen Liebe zur Natur), in Anlehnung an den Heiligen Franz von Assisi.
- In den ersten Liebesgedichten ist die Natur ein Symbol für Reinheit und Göttlichkeit.
Natur in der literarischen Kreation
Die Reise nach Madrid bringt ihn in Kontakt mit der Ästhetik der Generación del 27 und der Bewunderung Góngoras. Daraus entsteht Perito en lunas (Experte für Monde), eine Art poetisches Rätsel mit einer Mischung aus Witz, Humor, Tradition und Moderne, das auf Metaphern basiert.
- Viele Elemente der Natur und des Alltags werden im literarischen Schaffen „erneuert“ und sublimiert: Wassermelone, Palme, Stier, Huhn, Orange.
- Das verbindende Element des Buches ist der Mond.
- Der Dichter neigt dazu, den Elementen der Natur Bewusstsein und Absicht zu verleihen: Der Stein droht und bestraft, der Frühling begrüßt uns mit einer Sünde, der Tang grüßt den Tag. So überträgt er die Gesetze des menschlichen Geistes auf die natürliche Welt.
- Das Land: Die Fusion von Pflanzen, Tieren und Mineralien ist das Leben. Die Erde ist Wiege und Grab, das natürlichste der Hernandianischen Symbole.
- Wichtige Symbole: Land, Regen, Wind, Mond, Blitz und der Stier (als Sublimation des Tierreichs).
Die Liebe in der Poesie von Miguel Hernández
Liebe vor dem Bürgerkrieg (1934–1936)
Entdeckung der Liebe und Entstehung neuer Freundschaften.
a) Sexuelles Erwachen
Gedichte, die das sexuelle Erwachen mit der Natur identifizieren, sie mit Keuschheit verbinden (Égloga FKK) oder sexuelle Metaphern verwenden (Ode an den Feigenbaum, der als „süßes weibliches Geschlecht“ definiert wird). Manchmal sind sexuelle Äußerungen mythologische Anspielungen (imaginäre Umgebungen), aber es erscheinen auch direkte Referenzen. Im Einklang mit dem Ambiente Orihuelas ist eine „poetische Askese sexueller Instinkte“ zu erkennen. Im Gegensatz dazu gibt es Gedichte, die zur Freude an der Liebe ermutigen, als eine Art Carpe Diem (Loving).
b) Höfische Liebe und Illusion
Das Gefühl der Liebe wird durch die Konventionen und Klischees der literarischen Tradition ausgedrückt. Literarische Quellen: petrarkistische Vorbilder, Garcilaso. Es geht um höfische Liebe, platonische Liebe, Bukolik. Er kehrt zur Metapher der „Liebeswunde“ zurück (Symbol der mittelalterlichen Mystik und der Liederbücher).
c) Liebesleid (Aus der Tradition in die Realität)
Er verliebt sich in Josefina Manresa und wird von der mystischen Poesie San Juan de la Cruz’ und dem Petrarkismus beeinflusst. In dieser Zeit schreibt er Rayo que no cesa (Liebesgedichte). Der Dichter muss sein Leben ohne die Geliebte leben, was keinen Sinn ergibt. Liebe ist Schmerz (Folter), nicht weil sie unerwidert ist, sondern weil sie nicht vollzogen werden kann. Er verzweifelt sogar daran, seine sexuellen Bedürfnisse unterdrücken zu müssen. Es gibt Gedichte der Ablehnung (Maruja Mallo) oder Gleichgültigkeit (Mary Cegarra) der Geliebten. Manchmal kritisiert er die puritanische Haltung der Geliebten durch Übertreibung und Ironie.
d) Liebesfreude und Gemeinschaft
Nach seiner Heirat und der Nachricht von der Schwangerschaft seiner Frau entsteht „Das Lied des Soldatenmanns“. Die Perspektive ändert sich, und das „Kind der Liebe“ wird zu einer universellen Liebe (alle Menschen, Natur, Kosmos). In vielen Gedichten, selbst aus dem Gefängnis, wie in den „Zwiebel-Nanas“, wird die Liebe zu seinem Sohn zur Liebe und Freude, zur Essenz des Lebens, zur Wahl, alles Unglück der Realität zu ertragen. Während des Krieges schreibt er Gedichte, in denen er die brüderliche Liebe zu den Ausgegrenzten und Leidenden zum Ausdruck bringt.
e) Hass-Liebe
Diese Phase tritt in der Endphase des Krieges auf. Besonders die Gedichte in El hombre acecha sind poetisch verblüffend: „Der Mensch ist des Menschen Wolf“, eine Bedrohung für die eigene Spezies. Krieg und Hungersnot haben diesen Hass geschaffen.
f) Liebe und Hoffnung (Letzte Etappe)
Hernández nimmt die bittere Realität an und überwindet sie. Er antwortet mit Hoffnung und Sehnsucht, um den Schmerz und das Elend zu ertragen. Cancionero y romancero de ausencias (Liederbuch und Romanzero der Abwesenheiten) ist eine Rückkehr zum Alltag, zur Intimität, um das Kollektive und die soziale Geschichte zu vergessen. Der Gedichtband ist ein Tagebuch über alle seine „Abwesenheiten“: Fehlen der Liebe (der tote Sohn und die Distanz zu seiner Frau und dem zweiten Kind), Fehlen der Freiheit.
Trotz der Bitterkeit wird es zu einem Lied der Hoffnung und des Sieges seiner Ideale, zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern.
Themen der Abwesenheit im Gefängnis
- Die abwesende Frau: Eine tiefe und aufrichtige Liebe zur abwesenden Ehefrau manifestiert sich in den Gefängniskompositionen. Die erzwungene Trennung, die die Liebenden trennt, ist das Ergebnis eines historischen Dramas: Es ist eine Poesie, die das Persönliche transzendiert und die gesamte Gesellschaft repräsentiert.
- Der Sohn: Eine Gruppe von Gedichten ist dem toten Kind gewidmet (verwaiste Vaterliebe): „Die Blume, die ich nie traf“. Die Geburt seines zweiten Kindes am Ende des Krieges ist die Hoffnung und die Illusion. Daher der Verweis auf Elemente wie den Vogel, die Flügel, Symbole der Hoffnung und Freiheit. Er klammert sich an das Kind als Hoffnung auf eine bessere Welt. Die Liebe zum Kind verbindet sich mit der brüderlichen Liebe zu allen Menschen.