Mittelalter: Chronologie, Gesellschaft und frühe Lyrik

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Chronologie des Mittelalters (5. bis 15. Jahrhundert)

Das Mittelalter (MA) ist der Zeitraum zwischen dem 5. und dem 15. Jahrhundert und wird unterteilt in:

Hochmittelalter (5. bis 12. Jahrhundert)

  • 10. Jahrhundert: Erste schriftliche Zeugnisse entstehen.
  • Beispiele: Glossen und die Glosas Emilianenses (Silense).

Spätmittelalter (12. bis 15. Jahrhundert)

  • 13. Jahrhundert: Aufkommen des Klerikalismus, Gründung von Universitäten und Klosterschulen.
  • 14. Jahrhundert: Erste Autoren signieren ihre Werke.
  • 15. Jahrhundert: Die Krisen des Mittelalters weichen der Renaissance.

Historische und soziale Situation

Wichtige historische Ereignisse auf der Iberischen Halbinsel

  • 218 v. Chr.: Römische Invasion und sprachliche Einheit (Romanisierung).
  • 3. – 4. Jahrhundert n. Chr.: Religiöse Einheit durch das Christentum.
  • 409 n. Chr.: Germanische Invasion (Sueben, Vandalen und Alanen).
  • 711 n. Chr.: Muslimische Invasion. Endet 1492 mit der Rückeroberung (Reconquista) der Halbinsel.

Bevölkerungsstruktur

Die Bevölkerung war sehr vielfältig, da die Iberische Halbinsel (PI) viele Male überfallen wurde. Wichtige Bevölkerungsgruppen waren:

  • Mozaraber: Christen, die im muslimisch kontrollierten Gebiet lebten.
  • Mudejaren: Muslime, die im christlich kontrollierten Gebiet lebten.
  • Moriscos: Muslime, die zum Christentum konvertiert waren.
  • Juden.
  • Zuzug von Bevölkerung aus Mitteleuropa ab dem 12. Jahrhundert.

Der Adel

Die Hierarchie des Adels:

  1. Ricoshombres (Hochadel) und Infanzones (Niederer Adel).
  2. Hijosdalgo (Edelleute).
  3. Ritter.

Zu Beginn des Mittelalters waren Adlige oft Analphabeten, aber kriegerisch. Mit dem Fortschreiten der Gesellschaft im 12. Jahrhundert wurden sie von höheren (ethischen und religiösen) Idealen geprägt. Im 13. und 14. Jahrhundert begann der Adel zu studieren und das höfische Leben (Feste, Turniere) zu pflegen. Ende des 16. Jahrhunderts warb der König um die Unterstützung des Adels für Kriege in Europa.

Die Kirche

  • 5. Jahrhundert: Schließung von Klöstern aus Furcht vor den Barbaren.
  • 12. Jahrhundert: Wiedereröffnung von Klöstern und Gründung neuer Orden.
  • 13. Jahrhundert: Klerikalismus.
  • 14. – 15. Jahrhundert: Zerfall der Kirche.

Die Kirche verbreitete den Theozentrismus (Gott ist die Mitte der Welt).

Das gewöhnliche Volk

Das gewöhnliche Volk war meist Analphabet und stellte die arbeitende Bevölkerung dar. Es diente als Schutzschild für die herrschende Klasse.

  • Leibeigene: An das Land gebundene Arbeiter (nicht gleichzusetzen mit Sklaven).
  • Zünfte: Zusammenschlüsse von Kaufleuten und Handwerkern.

Populäre und traditionelle Poesie

Die Lyrik entwickelte sich, weil sie mündlich tradiert wurde, auch wenn es keinen schriftlichen Krieg gab.

Drei lyrische Strömungen

  • Arabisch-Andalusisch: Jarchas (11. Jahrhundert, Thema: der Freund).
  • Galizisch-Portugiesisch: Cantigas (13. Jahrhundert, Thema: der Freund).
  • Kastilisch: Carol (15. Jahrhundert).

Die Jarcha

Die Jarcha ist ein kurzes Liedchen in mozarabischer Sprache, das von Christen oder Arabern in den kontrollierten Gebieten gesungen wurde. Der gelehrte Dichter (Araber oder Ebreo) schloss seine Kompositionen mit den Jarchas ab.

  • Form: Variiert zwischen 2 und 5 Zeilen; sehr kurz.
  • Reim: Assonanzreim, aber auch freie Verse und Konsonantenreime sind zu finden.
  • Thema: Das Leiden einer Frau aus Liebe, meist an eine Vertrauensperson gerichtet (Mutter oder Schwester).
  • Stil: Wenige literarische Mittel, einfache und unkomplizierte Sprache.

Die Cantigas

Die Cantigas entstanden im 11. bis 13. Jahrhundert (das Grab des Heiligen Jakobus wurde im 9. Jahrhundert entdeckt, die Blütezeit war im 14. Jahrhundert). Die provenzalische Literatur beeinflusste die Liebeslieder, die in Galicien entstanden.

Cantigas de Amigo (Freundeslieder)

Dies sind traditionelle galizische Lieder, die im 13. Jahrhundert entstanden. Einige Autoren sind namentlich bekannt.

  • Sprecher: Eine Frau, die sich an eine Vertrauensperson wendet (Mutter, Schwester, Natur, andere Personen).
  • Form: Längere Texte, zusammengesetzte Metrik, viele rhythmische Wiederholungen, Konsonantenreime.
  • Themen: Liebe, Tanz und Musik.
  • Spezialformen:
    • Barkarolen: Liebe und Meer.
    • Pastorelas: Schäferin und Ritter.
    • Wallfahrten: Das Mädchen geht zu einer Kirche, um ihren Geliebten zu treffen.
    • Alborada: Amoröse Begegnungen in der Morgendämmerung.

Cantigas de Amor (Liebeslieder)

Diese Lieder sind vom provenzalischen Einfluss geprägt und kultiviert. Sie behandeln die höfische Liebe.

Cantigas de Escárnio e Mal Dizer (Spott- und Schmählieder)

Auch diese Lieder zeigen provenzalischen Einfluss. Es gibt zwei Arten: Scherzlieder und Fluchlieder.

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