Das Mittelalter in Spanien: Gesellschaft, Kultur und Literatur

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Merkmale des Mittelalters auf der Iberischen Halbinsel

Zeitliche Einordnung

Die Epoche des Mittelalters auf der Iberischen Halbinsel erstreckt sich vom 5. Jahrhundert nach dem Fall des Römischen Reiches bis zum 15. Jahrhundert.

Historische Situation: Die Reconquista

Die christlichen Königreiche sahen sich über mehrere Jahrhunderte hinweg der muslimischen Herrschaft gegenüber. Dieser Prozess, bekannt als Reconquista, prägte die politische und soziale Landschaft. Im Jahr 1492 wurden die Juden von der Halbinsel vertrieben. Die Landaufteilung unterschied sich stark von der heutigen Struktur.

Kulturelle Situation: Drei Kulturen

Das Mittelalter auf der Iberischen Halbinsel war durch das Zusammenleben und den Austausch von drei großen Kulturen geprägt:

  • Christliche Kultur
  • Andalusische (muslimische) Kultur
  • Jüdische Kultur

Die Kirche hatte einen selbstverständlichen und tiefgreifenden Einfluss auf das mittelalterliche Denken; Gott wurde zum unumstrittenen Zentrum des Lebens.

Die mittelalterliche Gesellschaft

Die mittelalterliche Gesellschaft war durch eine klare Ständegesellschaft mit drei Hauptklassen geprägt:

  • Der Adel (La Nobleza)

    Feudalherren, die große Ländereien besaßen und die Gesellschaft dominierten.

  • Der Klerus (El Clero)

    Gebildet von Priestern und Geistlichen, die dem religiösen Geist verpflichtet waren und eine wichtige Rolle in Bildung und Verwaltung spielten.

  • Das Volk (El Pueblo)

    Bestehend aus Bauern, die die Ländereien im Austausch für Schutz bewirtschafteten und die größte Bevölkerungsgruppe darstellten.

Volkstümliche Literatur im Mittelalter

Merkmale der volkstümlichen Texte (11. bis 15. Jahrhundert)

Vom 11. bis zum 15. Jahrhundert entstanden volkstümliche Texte mit folgenden grundlegenden Merkmalen:

  • Metrik

    Die Zeilen der Arte menor (kurze Verse) neigten zur Assonanz (Gleichklang der Vokale am Versende).

  • Stil

    Einfach und oft durch repetitive Techniken gekennzeichnet, um die mündliche Überlieferung zu erleichtern.

Mozarabische Texte: Die Jarchas

Die ältesten Zeugnisse der Literatur auf der Iberischen Halbinsel sind mozarabische Texte, insbesondere die sogenannten Jarchas. Diese kurzen lyrischen Kompositionen in romanischer Volkssprache finden sich am Ende von arabischen oder hebräischen Moaxajas (Strophengedichten).

Kastilische Lyrik

Die kastilische Lyrik war volkstümlich und wurde hauptsächlich mündlich überliefert. Zu ihren Formen gehören:

  • Albadas (Morgenlieder)
  • Maias (Lieder zum Maifest)
  • Arbeitslieder

Kastilische Epik: Das Mester de Juglaría

Zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert wurden epische Kompositionen mündlich von Sängern und Geschichtenerzählern, den sogenannten Jongleuren (span. Juglares), überliefert. Diese literarische Gattung wird als Mester de Juglaría (Kunst der Jongleure) bezeichnet.

Epische Gedichte: Eigenschaften

Epische Gedichte sind erweiterte Erzählungen in Versen mit folgenden charakteristischen Merkmalen:

  • Zweck: Sie sollten einen doppelten Zweck erfüllen: informieren und belehren.
  • Inhalt: Erzählung von historischen oder legendären Ereignissen.
  • Protagonist: Ein Held, der als Vorbild dienen kann und oft übermenschliche Eigenschaften besitzt.
  • Metrik: Die Verse sind durch eine Zäsur (Pause) in zwei Hälften geteilt. Es dominieren 14- und 16-silbige Verse mit Assonanzreim.

Der Romance (Ballade)

Der Romance, eine populäre Form der Ballade, besteht aus einer Reihe von achtsilbigen Versen mit Assonanzreim in den geraden Zeilen. Seine Haupteigenschaften sind:

  • Einfachheit: Kurze und prägnante Beschreibungen.
  • Mündlicher Charakter: Erfordert den Einsatz mündlicher Vortragstechniken und ist für die mündliche Überlieferung konzipiert.
  • Fragmentarisch: Die Erzählung endet oft abrupt, ohne eine vollständige Auflösung, was Raum für Interpretation lässt.

Romances können sowohl historische als auch fiktive Themen behandeln.

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