Mittelalterliche Transformationen in Europa: Wachstum, Innovation & Wandel
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Bevölkerungswachstum und landwirtschaftliche Innovationen
Im 12. und 13. Jahrhundert verzeichnete die europäische Bevölkerung ein bemerkenswertes Wachstum. Neue Ländereien wurden mit verschiedenen Methoden erschlossen:
- Wälder wurden abgeholzt.
- Sumpfland wurde trockengelegt und dem Meer abgerungen.
Technische Innovationen wurden in landwirtschaftliche Aufgaben integriert:
- Dreifelderwirtschaft: Das Ackerland wurde in drei Felder oder Parzellen aufgeteilt: eines für Wintergetreide, ein anderes für Frühjahrsgetreide und das dritte wurde als Brachland belassen. So wurde der Boden nicht ausgelaugt.
- Räderpflug mit Schar: Ein Pflugteil, der dazu dient, das Land zu wenden und zu lockern, um bessere Erträge zu erzielen.
- Pferde- und Rindergeschirr (Kummet): Ein mit Stroh gefüllter Kragen, der um den Hals der Tiere gelegt wurde, um das Geschirr und andere Lasten zu tragen, ohne das Tier zu verletzen.
Urbarmachung: Das erstmalige Pflügen oder Bearbeiten von Land zur Kultivierung.
Große europäische Städte
Die Städte entwickelten sich zu verschiedenen Zentren:
- Kommerzielle Kerne: Genua, Venedig, Marseille, Barcelona.
- Handwerkszentren: Brügge, London.
- Standorte von Messen: Medina del Campo, Antwerpen, Troyes, Champagne.
- Kulturelle Zentren mit Universitäten: Paris, Oxford, Salamanca.
- Administrative oder politische Zentren: London.
- Religiöse Zentren: Rom.
Das Handwerk
Die Handwerksbetriebe waren hierarchisch organisiert:
- Meister: Der Eigentümer der Werkstatt, der Werkzeuge, Rohstoffe und Produkte besaß.
- Gesellen: Mitarbeiter des Meisters, die sich nach Anfertigung eines Meisterstücks selbstständig machen konnten.
- Lehrlinge: Assistenten der Gesellen, die oft im Haus des Meisters lebten.
Messen
Messen waren Märkte, die ein- oder mehrmals im Jahr in den Städten stattfanden und Händler unterschiedlichster Herkunft anzogen. Sie wurden in der Regel von Monarchen und Feudalherren geschützt, um die Ordnung zu gewährleisten. Die wichtigste Messe war die von Champagne in Frankreich.
Da Münzen in ganz Europa verbreitet waren, wurde auf den Messen auch mit Währungen gehandelt. Hier entstand die Figur des Geldwechslers, der Geld wechselte und Kredite mit Zinsen vergab.
Handelszentren und -wege
Wichtige Handelszentren und -wege waren:
- Nordsee und Städte: Brügge, Antwerpen, Hamburg, Frankfurt und Augsburg.
- Norditalien: Genua, Venedig, Mailand, Florenz.
- Frankreich: (z.B. die Messen der Champagne).
In deutschen Städten wie Hamburg, Lübeck und Bremen schlossen sich Händler zur Hanse zusammen, die den gesamten Handel in der Nord- und Ostsee kontrollierte. Der Rest Europas war durch ein Netzwerk von Häfen verbunden.
Schiffbare Flüsse: Besonders hervorzuheben sind die Seine, der Rhein, die Themse und die Oder.
Produkte: Getreide, Gewürze, Wein, Salz, Seide, Wolle und Textilien, Gold und Silber, Mineralien und Metalle, Holz, Fisch und Fleisch, Häute und Felle.
Veränderungen in der Feudalgesellschaft ab dem 12. Jahrhundert
Der Adel
Während sie weiterhin am Land als einziger Quelle des Reichtums festhielten, verließ der Adel die Burgen und zog in die Städte, wo sie ihre Paläste bauten und das Hofleben in der Nähe der Könige genossen. Sie ersetzten kriegerische Aktivitäten durch andere Vergnügungen und behielten ihr Privileg, keine Steuern zu zahlen.
Der Klerus
Es gab eine etablierte Hierarchie, aber die kulturelle Bildung ihrer Mitglieder verbesserte sich deutlich, und verschiedene religiöse Orden wurden in den Städten gegründet. Dort lebten Bischöfe, Mönche, Bettelorden, Pfarrer und Priester. Die Ausgaben der Kirche wurden weiterhin von den Adligen getragen.
Das Volk
- Bauern: Die meisten widmeten sich weiterhin der Landwirtschaft. Die Städte boten neue Arbeitsmöglichkeiten, und viele konnten die Höfe verlassen und freie Männer werden.
- Bürgertum: Die alten Bürgerhäuser wurden von freien Bauern oder Leibeigenen bewohnt, die aus der Leibeigenschaft und den Feudallasten geflohen waren. In den Städten widmeten sie sich dem Handwerk und dem Handel.
Die Stadtverwaltung: Eigene Strukturen
Die Städte schufen ihre eigene Verwaltung auf der Grundlage von:
- Einem Rat, der die Macht der Stadtbewohner delegierte und aus Mitgliedern adliger Familien sowie reichen und einflussreichen Bürgern bestand.
- Richtern, die von Bürgermeistern, Schöffen und Ratsherren ernannt wurden, um die Einhaltung der Ratsbeschlüsse zu überwachen.
Die Macht der Könige
Stärkung der königlichen Macht
Die Erbmonarchie: Das Recht auf die Krone wurde schließlich erblich. Auch das Erstgeburtsrecht wurde verallgemeinert, wodurch der älteste Sohn oder in einigen Fällen die Tochter die Krone erbte.
Der König hatte zwei Lösungen zur Schwächung des Feudalsystems:
- Ernennung von Delegierten, die den König vertraten.
- Umwandlung des königlichen Rates in Gerichte oder Parlamente.
Das religiöse Leben
Religiöse Probleme und Kreuzzüge
- Religiöse Probleme: Es häuften sich Meinungen oder Überzeugungen, die dem christlichen Glauben und der Kirche widersprachen. Dies führte im frühen 13. Jahrhundert zur Gründung der Inquisition, die diese Streitigkeiten beilegen sollte.
- Kreuzzüge: Diese militärischen Expeditionen, an denen nicht nur Soldaten, sondern auch Christen aus allen Gesellschaftsschichten teilnahmen, zielten darauf ab, die Heiligen Stätten zurückzuerobern.
Bildung, Wissenschaft und Technologie
Schulen und Universitäten
Es wurden weiterhin Trivium und Quadrivium studiert. In Italien spezialisierte man sich auf Recht und Medizin, in Frankreich auf Theologie und Philosophie.
Wissenschaften
Wichtige Bereiche waren die Astronomie (geozentrisches Weltbild), Arithmetik und Rechenhandbücher (z.B. Multiplikation und Division).
Technologische Fortschritte
- In der Textilindustrie begann der Einsatz der Spindel, ein Werkzeug zum Spinnen.
- Navigation: Experimentelle Durchbrüche wie die Erfindung der Karavelle.
- Der Buchdruck wurde erfunden, am wichtigsten von Gutenberg im Jahr 1440.
Gotische Kunst
Die Gotik entstand im 12. Jahrhundert in Frankreich und entwickelte sich in Westeuropa zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert.
Architektur
Es wurden Kirchen, Paläste, Kathedralen, Rathäuser, Universitäten und Gemeindezentren gebaut.
- Verwendete Baumaterialien: Große Steinblöcke.
- Die Gebäude waren höher als die romanischen und mit farbigen Glasfenstern verziert.
- Strebepfeiler wurden außen gebaut, um das Gewicht der Gewölbe abzuleiten. Diese Strebepfeiler wurden oft mit Fialen gekrönt.
- Die Apsis wurde vergrößert und von kleinen Kapellen umgeben.
- Im Inneren hatten einige Kirchen und Kathedralen drei Stockwerke.
- An den Fassaden wurde oft eine Rosette verwendet.
Gotische Skulptur: Zwei Ausführungen
- Relief: Die Dekoration blieb erhalten. Fassaden, Kapitelle und Portale zeigten Darstellungen der Jungfrau mit Kind, des Pantokrators sowie Figuren von Aposteln und Heiligen.
- Freiplastik: Skulpturen mit religiösen Themen, bei denen der gekreuzigte Christus und die Jungfrau mit Kind hervorgehoben wurden. Diese Darstellungen waren ausdrucksstärker und zeigten natürlich fallende Gewänder.
Die Krise des 14. Jahrhunderts
Die Krise des 14. Jahrhunderts war geprägt von:
- Schlechten Ernten, die zu Hungersnöten und einem Bevölkerungsrückgang führten.
- Epidemien: Die wichtigste war die Schwarze Pest, die den Tod von einem Drittel der europäischen Bevölkerung verursachte.
- Kriege: Wie der Hundertjährige Krieg (1337-1453).
Folgen: Zunahme der Zahl von Bettlern, Räubern und Banden. Dies führte zu vermehrten Rebellionen der benachteiligten Gruppen.
Auf dem Weg zur Neuzeit
Die Übergangsphase zur Neuzeit war gekennzeichnet durch:
- Gute Ernten, wodurch die Bevölkerung wieder wuchs.
- Einigen Monarchien gelang es, ihre Autorität über die Feudalherren durchzusetzen.
- Politische Institutionen wie Gerichte und Parlamente wurden entwickelt.
- Neue Denkströmungen wie der Humanismus entstanden.
- Es wurden neue Segeltechniken entwickelt, die geografische Entdeckungen ermöglichten.