Moderne Fahrerassistenzsysteme für mehr Sicherheit

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Fahrerassistenzsysteme (eSafety)

Fahrerassistenzsysteme sind in das Fahrzeug integrierte Systeme, die dem Fahrer helfen, einen Unfall zu vermeiden oder dessen Folgen abzumildern, indem sie Art und Ausmaß einer Gefahr erkennen. Abhängig von der Bedeutung der Bedrohung können diese eSafety-Systeme an Bord:

  • den Fahrer so schnell wie möglich vor der drohenden Gefahr warnen,
  • den Fahrer konditionieren, falls keine Reaktion auf die erste Warnung erfolgt,
  • aktiv unterstützen oder letztlich eingreifen, um Unfälle zu verhindern oder deren Folgen zu mindern.

Präventive Sicherheitssysteme helfen auch:

  • Auf eine sichere Geschwindigkeit zu achten
  • Einen Sicherheitsabstand zu anderen Fahrzeugen einzuhalten
  • Innerhalb der Fahrspur zu bleiben
  • Gefährliche Überholmanöver zu vermeiden
  • Kreuzungen sicher zu überqueren
  • Unfälle mit gefährdeten Verkehrsteilnehmern (z.B. Fußgängern) zu vermeiden
  • Und als letztes Mittel die Schwere eines Unfalls zu mindern, falls er dennoch eintritt.

Das Antiblockiersystem (ABS)

Das ABS (Antiblockiersystem) verhindert das Blockieren der Räder, indem es den Bremsdruck automatisch moduliert, wenn der Fahrer stark bremst. Auf rutschigem Untergrund, wo die Reibung zwischen Fahrbahn und Reifen gering ist, blockieren die Räder leicht, was das Lenken des Fahrzeugs unmöglich macht. Indem das Blockieren der Räder verhindert wird, behält der Fahrer die Lenkkontrolle und kann in den meisten Situationen auf kürzester Distanz anhalten. Das System erkennt eine plötzliche Verlangsamung der Raddrehung und reduziert den Bremsdruck, bis wieder eine Beschleunigung erkannt wird. Dies geschieht sehr schnell, bevor das Rad seine Geschwindigkeit erheblich ändern kann. Das Ergebnis ist, dass das Rad mit annähernd der gleichen Geschwindigkeit wie das Fahrzeug bremst und die Bremsen die Räder nahe an der Blockiergrenze halten. Dieser Prozess verleiht dem System maximale Bremsleistung. ABS wurde erstmals in den 1970er Jahren in Autos eingesetzt. Im Jahr 2006 waren 91 % der Neufahrzeuge in Europa mit diesem System ausgestattet, die Marktdurchdringung in der gesamten europäischen Fahrzeugflotte betrug 66 %.

Adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC)

Die Adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC), auch bekannt als Abstandsregeltempomat, erweitert die Funktion des normalen Tempomaten, indem sie automatisch den Abstand und die Geschwindigkeit zum vorausfahrenden Fahrzeug regelt. Dies wird durch einen Radarsensor, einen Signalprozessor und eine Steuerung der Fahrzeuglängsbewegung erreicht. Wenn das vorausfahrende Fahrzeug langsamer wird oder ein anderes Objekt erkannt wird, passt ACC die Geschwindigkeit des Fahrzeugs ohne Zutun des Fahrers an. Sobald der Weg wieder frei ist, beschleunigt das System das Fahrzeug auf die programmierte Geschwindigkeit. Wie beim normalen Tempomaten kann der Fahrer das System jederzeit übersteuern oder deaktivieren. Aktuelle ACC-Systeme sind hauptsächlich Komfortsysteme, die für einen begrenzten Geschwindigkeitsbereich ausgelegt sind.

Ein ACC-System, das bei jeder Geschwindigkeit arbeitet (oft als Stauassistent bezeichnet), ist sicherer und komfortabler. Bei Bedarf bremst das System das Fahrzeug bis zum vollständigen Stillstand ab, anstatt nur bis zu einer bestimmten Mindestgeschwindigkeit wie bei älteren Systemen. Das System erkennt auch, wenn das vorausfahrende Fahrzeug wieder anfährt, und warnt den Fahrer (oft akustisch). Anschließend beschleunigt das Fahrzeug automatisch wieder auf die programmierte Geschwindigkeit, hält den korrekten Abstand zum Vordermann und passt sich dem Verkehrsfluss an.

Adaptives Kurvenlicht

Adaptives Kurvenlicht lenkt den Lichtkegel der Scheinwerfer entsprechend dem Lenkeinschlag, der Fahrzeuggeschwindigkeit und den Fahrzeugbewegungen nach links, rechts, oben oder unten. Dadurch bleibt die Straße optimal ausgeleuchtet: Beim starken Bremsen senkt sich der Lichtkegel nicht zu tief ab, beim Beschleunigen wird er nicht zu hoch angehoben, und in Kurven leuchtet das Licht in die Kurve hinein statt geradeaus. Adaptives Kurvenlicht ist optional für viele europäische Fahrzeugmodelle erhältlich.

Toter-Winkel-Assistent / Spurwechselassistent

Systeme zur Erkennung von Objekten im toten Winkel und Spurwechselassistenten überwachen kontinuierlich die Bereiche seitlich hinter dem Fahrzeug (den toten Winkel). Beispiel: Vor einem Überholvorgang oder Spurwechsel blickt der Fahrer in den Außenspiegel und vergewissert sich, dass die Nebenspur frei ist. Plötzlich taucht jedoch ein Fahrzeug auf, genau in dem Moment, in dem der Fahrer zum Spurwechsel ansetzt. Solche kritischen Situationen ereignen sich häufig im Stadtverkehr und können zu Unfällen führen, wenn das andere Fahrzeug im toten Winkel übersehen wird. Wenn der Fahrer den Blinker setzt, um einen Spurwechsel anzuzeigen, warnen diese Systeme visuell (z.B. im Außenspiegel) oder durch eine sanfte Lenkradvibration vor der Gefahr.

Müdigkeitserkennung / Aufmerksamkeitsassistent

Systeme zur Müdigkeitserkennung (auch Aufmerksamkeitsassistenten) können Anzeichen von Schläfrigkeit beim Fahrer auf verschiedene Weise erkennen: durch Analyse des Lenkverhaltens, der Mimik, der Augenbewegungen (Lidschlag), der Kopfposition oder sogar der Herzfrequenz. Diese Informationen – oder eine Kombination daraus – werden kontinuierlich analysiert. Bei Anzeichen von Müdigkeit oder Unaufmerksamkeit wird der Fahrer gewarnt.

Elektronischer Bremsassistent (EBA/BAS)

Der elektronische Bremsassistent (EBA oder BAS – Brake Assist System) ist eine wirksame Hilfe, wenn der Fahrer das Fahrzeug möglichst schnell anhalten muss. In Notsituationen treten die meisten Fahrer zwar schnell, aber nicht mit dem maximal erforderlichen Druck auf das Bremspedal, was den Bremsweg gefährlich verlängert. Der Bremsassistent erkennt anhand der Geschwindigkeit, mit der das Bremspedal betätigt wird, eine Notbremsung und baut sofort den maximalen Bremsdruck auf, auch wenn der Fahrer das Pedal nur moderat durchtritt. Dies hilft, Unfälle zu vermeiden oder ihre Schwere zu mindern, indem die Aufprallgeschwindigkeit reduziert wird.

Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP/ESC)

Viele Unfälle werden zumindest teilweise dadurch verursacht, dass der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug verliert. Ursachen dafür können sein: Fehleinschätzungen des Fahrers (z.B. zu hohe Geschwindigkeit in Kurven), plötzliche Ausweichmanöver oder rutschige Fahrbahnoberflächen. Unter diesen Umständen überschreitet das Fahrzeug oft die Haftungsgrenzen der Reifen, und das Auto gerät ins Schleudern. Es kann entweder nicht schnell genug einlenken (Untersteuern) oder zu stark einlenken, was zum Ausbrechen des Hecks führt (Übersteuern). Sobald der Fahrer die Kontrolle verloren hat, ist es sehr schwierig, das Fahrzeug sicher zu manövrieren, was oft zu einem Unfall führt. Den Kontrollverlust zu verhindern oder das Fahrzeug so schnell wie möglich zu stabilisieren, kann helfen, Unfälle zu vermeiden.

Das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP, auch ESC – Electronic Stability Control) erkennt, wenn das Fahrzeug vom Kurs abweicht, den der Fahrer durch die Lenkung vorgibt. Ohne dass der Fahrer eingreifen muss, bremst das System einzelne Räder gezielt ab und/oder reduziert die Motorleistung, um das Fahrzeug wieder auf den gewünschten Kurs zu bringen. Der Fahrer behält die Kontrolle über das Fahrzeug und bemerkt den Eingriff des ESP oft gar nicht. Das System, das auf dem ABS aufbaut, wurde erstmals 1995 eingesetzt und erreichte 2005 eine Ausstattungsrate von 40 % bei Neuwagen in Europa.

Schaltpunktanzeige (GSI)

Die Schaltpunktanzeige (GSI - Gear Shift Indicator) empfiehlt dem Fahrer Schaltzeitpunkte für eine kraftstoffsparende Fahrweise und hilft so, gleichmäßiger und wirtschaftlicher zu fahren. Ihre Aufgabe ist es, visuell anzuzeigen, wann ein Gangwechsel sinnvoll ist (hoch- oder runterschalten). Das Motormanagementsystem liefert die dafür notwendigen Informationen. Es ist eine einfache Funktion, die Fahrer von Fahrzeugen mit manuellem Schaltgetriebe daran erinnert, wann sie in einen höheren oder niedrigeren Gang wechseln sollten.

Spurverlassenswarnung (LDWS)

Systeme zur Spurverlassenswarnung (LDWS - Lane Departure Warning System) überwachen die Position des Fahrzeugs innerhalb der Fahrspur und warnen den Fahrer, wenn das Fahrzeug die Spur unbeabsichtigt verlässt oder zu verlassen droht. Aktuelle LDWS auf dem Markt sind meist kamerabasiert und verwenden Bildverarbeitungsalgorithmen, um die Fahrzeugposition (seitlicher Abstand, Quergeschwindigkeit etc.) und den Straßenverlauf (Fahrbahnbreite, Kurvenradius etc.) zu erkennen. Das LDWS warnt den Fahrer beim Überfahren der Fahrspurmarkierung, wenn eine bestimmte Geschwindigkeit überschritten wird und der Blinker nicht gesetzt ist. Zudem informiert das LDWS den Fahrer, falls die Fahrspuren nicht erkannt werden können oder eine Systemstörung vorliegt.

Nachtsichtsysteme

Ein erheblicher Teil der Verkehrsunfälle ereignet sich nachts. Mit normalem Abblendlicht ist die Sichtweite des Fahrers nachts auf etwa 40 Meter reduziert; Tiefenwahrnehmung und Farberkennung nehmen ab, was dazu führt, dass Gefahren und Hindernisse später erkannt werden. Fernlicht blendet entgegenkommende Fahrzeuge, daher ist sein Nutzen begrenzt. Ein Nachtsichtsystem bietet dank Infrarotsensoren (Nah- oder Ferninfrarot) eine bessere Sicht bei Nacht, deren Reichweite der des Fernlichts entspricht oder sie übertrifft. Das System blendet entgegenkommende Fahrer nicht, da Infrarotstrahlung für das menschliche Auge unsichtbar ist. Die erfasste Szene wird dem Fahrer auf einem speziellen Display angezeigt und bietet eine bessere Sicht auf die Straße, andere Fahrzeuge und Hindernisse. Dadurch kann der Fahrer gefährliche Situationen früher erkennen und schneller reagieren.

Kollisionswarnsystem

Kollisionswarnsysteme helfen dem Fahrer, Auffahrunfälle zu vermeiden oder deren Folgen abzumildern, indem sie vorausfahrende Fahrzeuge oder andere Hindernisse auf der Straße erkennen und vor einer drohenden Kollision warnen. Aktuelle Systeme mit begrenztem Funktionsumfang ergänzen oft den Abstandsregeltempomaten (ACC) und nutzen Radarsensoren, um akustische und visuelle Warnungen zu generieren. Zukünftige Systeme werden Radar-, Lidar- und Videosensoren (mit kurzer und langer Reichweite) sowie Bildverarbeitung nutzen, oft auch in Kombination. Neben der Warnung des Fahrers können diese Systeme auch den Bremskreis vorfüllen, um bei Betätigung des Bremspedals sofort die volle Bremsleistung (Bremsassistent) bereitzustellen, oder präventiv die Airbags und Gurtstraffer aktivieren.

Kollisionswarnsysteme sind optional für verschiedene europäische Fahrzeugmodelle erhältlich.

Fußgängerschutzsysteme

Diese Systeme helfen, Kollisionen mit ungeschützten Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern und Radfahrern zu vermeiden oder deren Folgen zu mindern. Verschiedene Sensorsysteme (oft kombiniert) überwachen den Bereich vor dem Fahrzeug, erkennen ungeschützte Verkehrsteilnehmer zuverlässig und unterscheiden sie von anderen Hindernissen. Das System nutzt Aktuatoren wie den autonomen Notbremsassistenten, um einen Aufprall zu verhindern oder die Aufprallgeschwindigkeit deutlich zu reduzieren. Wenn eine Kollision unvermeidbar ist, können zusätzlich passive Schutzmaßnahmen aktiviert werden (z.B. Anheben der Motorhaube, spezielle Airbags), um das Verletzungsrisiko für den ungeschützten Verkehrsteilnehmer zu begrenzen und Leben zu retten.

Reifendruckkontrollsystem (TPMS)

Das Reifendruckkontrollsystem (TPMS - Tire Pressure Monitoring System) ist ein elektronisches System, das den Luftdruck in den Reifen überwacht:

  • Direkte TPMS informieren den Fahrer in Echtzeit über den genauen Reifendruck, meist über eine Anzeige im Instrumentenpanel oder eine Warnleuchte. Diese Systeme verwenden Drucksensoren in jedem Reifen, die die Informationen an das Fahrzeug übermitteln.
  • Indirekte TPMS ermitteln einen Druckverlust indirekt über die Raddrehzahlsensoren (des ABS/ESP) und andere Fahrzeugsignale, da ein Reifen mit zu niedrigem Druck einen kleineren Abrollumfang hat und sich schneller dreht.

Ein TPMS verbessert die Fahrzeugsicherheit, hilft dem Fahrer, die Reifen im optimalen Zustand zu halten, und reduziert dadurch den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen.

Intelligente, sichere, saubere Autos: Initiative "Intelligentes Fahrzeug"

Wir alle sind in unserem täglichen Leben stark vom Verkehr abhängig. Der zunehmende Straßenverkehr verursacht jedoch gravierende gesellschaftliche Probleme: Überlastung der Straßennetze und Städte, Schäden für Umwelt und Gesundheit, hoher Energieverbrauch und vor allem Unfälle. Jährlich sterben etwa 40.000 Menschen auf Europas Straßen, viele weitere werden verletzt.

Glücklicherweise werden Fahrzeuge zunehmend mit intelligenten Bordsystemen ausgestattet, die auf Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) basieren und neue Lösungen für diese Probleme bieten. Diese Hightech-Systeme haben großes Potenzial:

  • Dem Fahrer zu helfen, Verkehrsunfälle zu verhindern oder zu vermeiden.
  • Die Folgen von Unfällen zu mildern, wenn sie doch geschehen.
  • Dem Fahrer Echtzeit-Verkehrsinformationen bereitzustellen, um überlastete Bereiche zu meiden.
  • Die am besten geeignete Route für jede Fahrt zu finden.
  • Den Motorbetrieb zu optimieren und so die Energieeffizienz zu verbessern.

eSafety: Intelligenter, sicherer, sauberer Verkehr

Intelligente Fahrzeugsysteme nutzen das Potenzial der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), um den Verkehr intelligenter und sicherer zu machen. Eines der Ziele der Initiative "Intelligentes Fahrzeug" ist es, Hindernisse für die Markteinführung dieser "eSafety"-Technologien zu beseitigen. Um dies zu erreichen, müssen die Mitgliedstaaten und die wichtigsten Akteure der Straßenverkehrssicherheit zusammenarbeiten. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission das eSafety-Forum ins Leben gerufen, eine gemeinsame Plattform, die ein breites Spektrum von Akteuren aus dem öffentlichen und privaten Sektor zusammenbringt.

Das 2003 gegründete eSafety-Forum umfasst heute mehr als 150 Verbände und öffentliche Organisationen. Die Berichte des Forums leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung politischer Maßnahmen und Brancheninitiativen.

Die Arbeitsweise des Forums umfasst:

  • Die Koordinierung der Maßnahmen der Akteure aus Politik und Industrie.
  • Die Ausarbeitung von Empfehlungen für die Mitgliedstaaten und die Europäische Union.

Im Februar 2006 erweiterte die Kommission das Mandat des eSafety-Forums um den Bereich IKT für einen umweltfreundlicheren Verkehr (sauberer Verkehr).

Warum sind nicht alle Autos intelligent?

Wenn intelligente Fahrzeugsysteme so viele Vorteile bieten, warum sind sie nicht bereits in allen Autos installiert? Die Europäische Kommission hat eine Reihe von Hindernissen für den Einsatz dieser potenziell lebensrettenden Technologien identifiziert. Aus diesem Grund startete die Kommission im Februar 2006 die Initiative "Intelligentes Fahrzeug", um Hindernisse für die Einführung intelligenter Systeme zu beseitigen und die Entwicklung intelligenterer, sichererer und saubererer Verkehrssysteme für Europa zu beschleunigen. Dies soll erreicht werden durch:

  • Erzielung eines Konsenses zwischen den wichtigsten Beteiligten: Bürger, Staaten, Dienstleister und Automobilindustrie.
  • Beseitigung rechtlicher und institutioneller Hindernisse.
  • Stimulierung der Nachfrage der Nutzer nach neuen Technologien für ihre Fahrzeuge.

Beschleunigte Einführung intelligenter Systeme

Die Initiative "Intelligentes Fahrzeug" soll die Einführung intelligenter Fahrzeugsysteme in Europa und auf internationalen Märkten durch eine Mischung aus politischen, Forschungs- und Kommunikationsinstrumenten beschleunigen:

  • Gewährleistung der Interoperabilität zwischen verschiedenen EU-Ländern und Harmonisierung technischer Lösungen durch einen integrierten europäischen Ansatz.
  • Unterstützung von Forschung und Entwicklung im Bereich IKT für den Verkehr sowie Vereinfachung der Verbreitung und Nutzung von Forschungsergebnissen.
  • Sensibilisierung von Nutzern und Entscheidungsträgern für die potenziellen Vorteile IKT-basierter Systeme.

Kooperative Systeme für die Verkehrssicherheit

Einzelne Fahrerassistenzsysteme können sich positiv auf Verkehrssicherheit und Verkehrsfluss auswirken. Dieser Nutzen könnte jedoch erheblich gesteigert werden, wenn Fahrzeuge untereinander (V2V - Vehicle-to-Vehicle) oder mit der Straßeninfrastruktur (V2I - Vehicle-to-Infrastructure) kommunizieren könnten.

In den letzten Jahren hat sich der Forschungsschwerpunkt von autonomen intelligenten Fahrzeugsystemen hin zu kooperativen Systemen verlagert. Diese kooperativen Systeme erhöhen die Qualität und Zuverlässigkeit der verfügbaren Informationen über Fahrzeuge, ihre Position und die Straßensituation erheblich. Sie ermöglichen neue und verbesserte Dienste, die langfristig zu Folgendem führen werden:

  • Größere Verkehrseffizienz: Bessere Nutzung der verfügbaren Straßenkapazität und Management unterschiedlicher Verkehrsanforderungen.
  • Erhöhte Sicherheit: Verbesserte Informationsqualität und -zuverlässigkeit ermöglichen die Implementierung fortschrittlicher Sicherheitssysteme.

Dynamisches Verkehrsmanagement

Dank Wechselverkehrszeichen (VMS - Variable Message Signs) kann der Verkehrsfluss beeinflusst werden, indem Geschwindigkeit, Spurnutzung, Routenwahl und Zufluss geregelt werden, um die Netzsicherheit und den Straßenbetrieb zu verbessern. Weitere Anwendungen sind die Zufahrtskontrolle zu Rampen und Tunneln. Es gibt drei Arten von VMS-Anzeigen: verbindliche Anweisungen, Gefahrenwarnungen und informative Nachrichten. Ihre Nutzung an Autobahnausfahrten, bei Umleitungen und in Netzsteuerungsanlagen deckt funktional unterschiedliche Bereiche ab. (Quelle: eSafety Support)

Paneuropäischer Notruf: eCall

Bei einem Verkehrsunfall ist die schnelle Mobilisierung der Rettungsdienste entscheidend, um Leben zu retten oder die Schwere von Verletzungen zu mindern. Im Notfall kann eCall die Reaktionszeit der Rettungsdienste drastisch verkürzen.

Das eCall-System kann bei einem schweren Unfall automatisch durch Fahrzeugsensoren oder manuell von den Insassen aktiviert werden. Das im Fahrzeug installierte System baut über die europäische Notrufnummer 112 eine Sprechverbindung zur nächstgelegenen Notrufzentrale (PSAP - Public Safety Answering Point) auf und übermittelt gleichzeitig wichtige Daten wie Unfallzeitpunkt, genauen Unfallort und Fahrzeugmerkmale. Wenn der Nutzer zusätzlich einen privaten Dienst abonniert hat, könnten weitere Informationen an die Notrufzentrale übermittelt werden.

Anmerkung: Die ursprüngliche Angabe "Ab 2010 müssen alle neuen Fahrzeuge..." war eine Planung. Die verpflichtende Einführung von eCall in allen neuen Pkw- und leichten Nutzfahrzeugtypen in der EU erfolgte tatsächlich erst ab dem 31. März 2018.

Erweiterte Umfeldinformationen

Mit einem System für erweiterte Umfeldinformationen kann das Fahrzeug Daten von verschiedenen Komponenten nutzen (z.B. Aktivierung von Beleuchtung, Scheibenwischern, Nebelscheinwerfern; Eingriffe von ABS oder ESP), um nützliche Informationen über die Umgebungsbedingungen am aktuellen Standort zu generieren. Diese Daten können Hinweise auf potenziell gefährliche Situationen an bestimmten Orten liefern (z.B. Glätte, schlechte Sicht).

Kreuzungsassistent (noch nicht verfügbar)

Unfälle an Kreuzungen ereignen sich oft, wenn Fahrer unpassende Manöver durchführen, die Aktionen anderer Fahrer falsch einschätzen oder Ampelsignale missachten. Der Kreuzungsassistent kann dieses Risiko durch Funktionen wie die folgenden reduzieren:

  • Allgemeine Kreuzungsunterstützung: Informiert den Fahrer über Vorfahrtsregeln oder potenzielle Konflikte. Eine Anzeige im Fahrzeug könnte Gefahrenstufen signalisieren (z.B. grün, gelb, rot). Reagiert der Fahrer nicht auf visuelle Hinweise, könnte ein akustisches Signal vor einer drohenden Kollision warnen.
  • Ampelassistent: Die Ampel überträgt ihre Signalphasen und -zeiten drahtlos an das Fahrzeug. Eine Anwendung im Fahrzeug zeigt den Ampelstatus an und kann eine Geschwindigkeit empfehlen, um die Kreuzung bei Grün zu passieren ("Grüne Welle"-Assistent).

Lokale Gefahrenwarnung

Lokale Gefahrenwarnungen dienen der Verbesserung der Sicherheit und des Verkehrsflusses bei Beeinträchtigungen durch Unfälle, Staus oder Wetterbedingungen. Die Systeme können automatisch, halbautomatisch oder manuell von Verkehrsleitzentralen oder durch lokale Steuerungssysteme (basierend auf festen oder mobilen Sensoren) ausgelöst werden. Die Informationen werden den Fahrern oft über Wechselverkehrszeichen (VMS) bereitgestellt. Wie bereits erwähnt, gibt es drei Arten von VMS-Nachrichten: verbindliche Anweisungen, Gefahrenwarnungen und informative Nachrichten. Während dynamische Verkehrsbeeinflussungsanlagen oft Anweisungen (manchmal begleitet von Warnungen) übermitteln, fokussieren sich lokale Warnsysteme primär auf die Übermittlung von Gefahrenwarnungen.

Hindernis- und Kollisionswarnung

Hindernis- und Kollisionswarnsysteme helfen dem Fahrer, Auffahrunfälle zu vermeiden oder deren Folgen abzumildern, indem sie vorausfahrende Fahrzeuge oder andere Hindernisse auf der Straße erkennen und vor einer drohenden Kollision warnen. Aktuelle Systeme mit begrenztem Funktionsumfang ergänzen oft den Abstandsregeltempomaten (ACC) und nutzen Radarsensoren, um akustische und visuelle Warnungen zu generieren. Zukünftige Systeme werden Radar-, Lidar- und Videosensoren (mit kurzer und langer Reichweite) sowie Bildverarbeitung nutzen, oft auch in Kombination. Neben der Warnung des Fahrers können diese Systeme auch den Bremskreis vorfüllen, um bei Betätigung des Bremspedals sofort die volle Bremsleistung (Bremsassistent) bereitzustellen, oder präventiv die Airbags und Gurtstraffer aktivieren.

Diese Warnsysteme sind optional für verschiedene europäische Fahrzeugmodelle erhältlich.

Geschwindigkeits-/Lokale Gefahrenwarnung (drahtlos, noch nicht verfügbar)

Vorausschauendes Fahren und das Antizipieren von Gefahren sind entscheidend für sicheres Fahren und die Unfallvermeidung. Ein drahtloses lokales Gefahrenwarnsystem erweitert den Horizont des Fahrers und warnt vor Gefahren auf der vorausliegenden Strecke. Dies ermöglicht dem Fahrer, Geschwindigkeit und Abstand rechtzeitig anzupassen und erhöht das Bewusstsein für potenzielle Gefahren.

Eine drahtlose lokale Gefahrenwarnung kann:

  • Hindernisse auf der Straße erkennen und davor warnen (und warnen, wenn das eigene Fahrzeug ein Hindernis darstellt).
  • Auf Einsatzfahrzeuge oder langsame Fahrzeuge aufmerksam machen.
  • Vor reduzierter Haftung oder Sicht aufgrund schlechten Wetters warnen.
  • Informationen von elektronischen Warnbaken an Baustellen oder anderen Gefahrenstellen empfangen.

Zusätzlich kann ein Geschwindigkeitswarner (Speed Alert) den Fahrer akustisch, visuell oder haptisch warnen, wenn die lokal geltende Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten wird. Die Information über das Tempolimit kann zuverlässig von intelligenten Verkehrsschildern (z.B. über Transponder) oder aus digitalen Karten in Verbindung mit Positionsdaten bezogen werden.

Standortbezogene Dienste für Sicherheit

Standortbezogene Systeme sind im Bereich der Straßenverkehrssicherheit besonders wichtig. Beispielsweise übermittelt das paneuropäische Notrufsystem "eCall" den Rettungsdiensten den genauen Standort eines verunfallten Fahrzeugs.

Eine weitere interessante Anwendung ist die Kombination von standortbezogenen Informationen und digitalen Karten mit Fahrerassistenzsystemen (ADAS - Advanced Driver Assistance Systems). Ziel ist es hier, die digitale Karte als eine Art "Sensor" zu nutzen, ähnlich wie ein Radarsensor zur Erkennung von Hindernissen dient. Kartenbasierte Sensoren ermöglichen es Sicherheitssystemen, den Straßenverlauf vorauszuberechnen, z.B. wo sich das Auto in wenigen Sekunden befinden wird (Kurvenradius, Steigung/Gefälle, Tempolimits). Die aus der Karte abgeleiteten Informationen können direkt von ADAS genutzt oder mit Informationen anderer Sensoren kombiniert werden, um die Erkennung oder Reaktion zu verbessern.

Lohnt sich der Aufwand? Nutzen intelligenter Systeme

Intelligente Fahrzeuge und Straßeninfrastrukturen können wichtige soziale und wirtschaftliche Vorteile bringen. Laut Daten der SEiSS-Studie (Socio-Economic Impact of Intelligent Safety Systems):

  • Wären alle Fahrzeuge im Jahr 2010 mit eCall ausgerüstet gewesen, hätte die Zahl der Verkehrstoten in der EU um 5 % bis 15 % reduziert werden können. Gleichzeitig hätten durch die Reduzierung menschlichen Leids soziale Kosten von bis zu 22 Milliarden Euro pro Jahr eingespart werden können. Zudem hätte eCall die durch Unfälle verursachten Stauzeiten um 10 % bis 20 % reduzieren können, was weitere Kosten von 2-4 Milliarden Euro eingespart hätte.
  • Der Abstandsregeltempomat (ACC), der hilft, einen sicheren Abstand zu halten und Auffahrunfälle zu vermeiden, hätte bereits 2010 (bei einer angenommenen Ausstattung von nur 3 % der Fahrzeuge) 4.000 Unfälle verhindern können.
  • Systeme zur seitlichen Unterstützung (Spurverlassenswarnung und Spurwechselassistent) hätten 2010 bei einer Marktdurchdringung von nur 0,6 % 1.500 Unfälle verhindern können. Bei einer Durchdringung von 7 % im Jahr 2020 könnten 14.000 Unfälle vermieden werden.
  • Systeme zur Müdigkeitserkennung könnten eine wichtige Rolle bei der Vermeidung von Unfällen spielen (Schätzungen zufolge sind bis zu 30 % der tödlichen Autobahnunfälle und 9 % aller tödlichen Unfälle auf Müdigkeit zurückzuführen).
  • Weitere Systeme wie Geschwindigkeitswarner oder Schaltpunktanzeigen können ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Sauberkeit (Effizienz), Sicherheit und Effizienz des Verkehrs leisten.

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