Moralentwicklung: Kohlbergs Stufen & philosophische Grundlagen

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Die Entwicklung des moralischen Bewusstseins

Die psychologische Forschung, unter anderem von Piaget und Kohlberg durchgeführt, geht davon aus, dass Moral eine Fähigkeit ist, die sich im Laufe des menschlichen Lebens entwickelt.

Zwei Schlüsselfaktoren beeinflussen diese Entwicklung:

  • Die psychische Reife jedes Einzelnen, d.h. seine geistige und emotionale Entwicklung.
  • Der Einfluss des sozialen Umfelds, wie Familie, Freunde, Bildung, Wirtschaft, Medien, soziale Konflikte usw.

Dieser Entwicklungsprozess ist universell und ein gemeinsames Merkmal aller Menschen, unabhängig von ihrer Kultur oder der Epoche, in der sie leben.

Kohlbergs Stufen der Moralentwicklung

Lawrence Kohlberg postulierte drei Ebenen der Entwicklung des moralischen Bewusstseins, wobei jede Ebene zwei Stufen umfasst:

Stufe 1: Präkonventionelle Moral

  • Diese Stufe ist individualistisch; richtig ist, was den eigenen Interessen dient.
  • Die Moral ist heteronom, d.h. sie wird von äußeren Instanzen auferlegt und ist unabhängig vom eigenen Bewusstsein. Das Individuum trifft seine Entscheidungen nicht auf Basis frei akzeptierter moralischer Prinzipien, sondern aufgrund egoistischer Impulse, die sein Verhalten steuern.
Stufe 1 (Orientierung an Strafe und Gehorsam)

Das Kind gehorcht, um Bestrafung zu vermeiden, die aus der Nichteinhaltung von Regeln resultiert.

Stufe 2 (Individualismus und Austausch)

Der Mensch handelt, um eigene Interessen zu befriedigen und entscheidet sich für Regeln, die ihm nützen. Er ist sich der Existenz anderer bewusst, sieht sie aber lediglich als Mittel zum Zweck, um zu bekommen, was er will. Das Motto ist: „Was mir am meisten nützt.“

Stufe 2: Konventionelle Moral

  • Dies ist der Standpunkt der Gruppe; richtig ist, was das Überleben der Gemeinschaft sichert. Das Individuum erkennt die Existenz anderer als Gleichberechtigte mit gemeinsamen Interessen an. Wichtig ist, für das Überleben der Gruppe nützlich zu sein.
  • Die Moral bleibt heteronom, da die Person den Regeln einer äußeren Instanz – in diesem Fall der sozialen Gruppe – unterliegt, ohne diese kritisch oder freiwillig anzunehmen.
Stufe 3 (Interpersonelle Beziehungen und Konformität)

Die Person strebt danach, von der Gruppe akzeptiert und geschätzt zu werden. Das Wichtigste ist, als „guter Junge“ oder „gutes Mädchen“ zu handeln und den Erwartungen anderer zu entsprechen.

Stufe 4 (Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung)

Das Individuum fühlt sich verpflichtet, die bestehende soziale Ordnung zu respektieren, da andernfalls das gesellschaftliche Leben chaotisch würde. Das Motto ist: „Ich muss meine Pflicht erfüllen.“

Stufe 3: Postkonventionelle Moral

  • Das Bewusstsein wird von einer autonomen Moral geleitet, die auf freiwillig akzeptierten und anerkannten, universellen und selbst auferlegten Prinzipien basiert.
  • Diese universellen Prinzipien werden kritisch durch die Vernunft analysiert und als intrinsisch wertvoll anerkannt, unabhängig von gesellschaftlichen Interessen oder äußeren Einflüssen.
Stufe 5 (Sozialvertrag und individuelle Rechte)

Regeln werden freiwillig von der Mehrheit akzeptiert, basierend auf einem allgemeinen Konsens darüber, was gerecht ist. Es geht darum, die Rechte anderer zu respektieren.

Stufe 6 (Universelle ethische Prinzipien)

Die Person erkennt die universelle Gültigkeit bestimmter moralischer Prinzipien an. Es ist ihre Pflicht, diese Werte zu achten und entsprechend zu handeln. Hierin liegt faires Handeln. Das Motto ist: „Was die Würde des Menschen erfordert.“

Philosophische Perspektiven auf Gesellschaft und Moral

Thomas Hobbes (16. Jahrhundert)

Im Kontext der religiösen Reformen und der Entstehung der absoluten Monarchie suchte man nach einer Erklärung, die einem Herrscher absolute Macht verlieh. Hobbes, der Kirche und Staat trennte, entwickelte eine Theorie, die das Fundament der absoluten Monarchie bildete. Er ging von einem Naturzustand aus, in dem die Menschen gleich, frei und ohne Regeln waren, aber auch ohne Grenzen. Er behauptete, dass die Menschen von Natur aus böse und und egoistisch seien, getrieben vom Überlebensinstinkt. Um Ordnung und Frieden zu schaffen, schließen die Menschen einen Gesellschaftsvertrag und ernennen einen Souverän.

John Locke (Liberalismus)

Locke verteidigte die Freiheit des Staates und unterstützte die Idee eines Naturzustandes, in dem die Menschen weder gut noch schlecht sind, sondern mit natürlichen Rechten geboren werden. Er betonte, dass niemand das Eigentum eines anderen besitzt. Er befürwortete Freiheit, Sicherheit und Privateigentum in dem Sinne, dass Besitz durch eigene Anstrengung und Arbeit erworben wird.

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