Moralische Entwicklung und Verantwortung

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Moralische Reife: Von Heteronomie zu Autonomie

Kohlbergs Theorie der moralischen Entwicklung beschreibt einen Prozess, der bei der Heteronomie (Fremdbestimmung) beginnt und in der Autonomie gipfelt, welche als kantische Reife betrachtet werden kann. Er unterscheidet drei Ebenen:

  • Präkonventionelle Ebene

    Die Person orientiert sich an der Befriedigung eigener Interessen und an den möglichen Folgen einer Handlung (z. B. Strafe). Normen werden nur eingehalten, um Nachteile zu vermeiden. Dies kennzeichnet unreife Menschen, die von egoistischen Impulsen geleitet werden und somit heteronom sind.

  • Konventionelle Ebene

    Das Individuum hält sich an die Gesetze und Normen der eigenen Gesellschaft. Die Person versteht sich als Mitglied einer Gemeinschaft mit deren Regeln und Prinzipien und akzeptiert diese. Auch auf dieser Ebene sind die Menschen noch weitgehend heteronom.

  • Postkonventionelle Ebene

    Menschen auf dieser Stufe unterscheiden zwischen den Normen ihrer Gesellschaft und universellen moralischen Prinzipien. Sie sind unabhängige Personen (autonom), deren Verhalten durch allgemeingültige Prinzipien geleitet wird, die sie als gewissensbindend anerkennen.

Gilligan ergänzt, dass moralische Reife auch die Entwicklung von Werten wie Fürsorge, Mitgefühl und insbesondere Verantwortung umfasst.

Was bedeutet moralische Verantwortung?

Der Begriff der Verantwortung wird im juristischen Bereich verwendet, um zu begründen, warum jemand, der einem anderen Schaden zufügt, Wiedergutmachung leisten sollte. Davon zu unterscheiden ist die moralische Verantwortung. Diese ist ein subjektives Phänomen des Gewissens. Die Sanktion für moralisch falsches Handeln kommt von der Person selbst, etwa durch Gefühle der Ablehnung, die als Gewissensbisse bezeichnet werden.

Moralisch verantwortlich zu sein bedeutet:

  • Frei gehandelt zu haben und zuzugeben, dass man auch anders hätte handeln können.
  • In der Lage zu sein, für seine Handlungen Rechenschaft abzulegen und die Gründe dafür anzugeben.
  • Die Konsequenzen der durchgeführten Aktion zu tragen.

Man kann niemals für etwas verantwortlich sein, das man ohne Freiheit getan hat.

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