Morbidität, Kausalität und Risiko: Epidemiologische Konzepte und Indikatoren
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Morbidität, Kausalität und Risiko in der Epidemiologie
Konzept der Morbidität
Die Morbidität beschreibt jede subjektive oder objektive Abweichung vom Zustand des Wohlbefindens (nach WHO-Definition), die Krankheit oder Kranksein in einer Bevölkerung darstellt.
Informationsquellen zur Morbidität
- Disease Management Programme (DMP)
- Statistiken aus Krankenhäusern (Hospitalstatistik) und der Primärversorgung (Primary Care)
- Aufzeichnungen anderer Hilfsorganisationen und Laboratorien
- Morbiditätserhebungen (z. B. Interviews, Gesundheitsprüfungen)
Morbidität nach Frequenz
- Endemisch: Konsequente Prävalenz in einer Population (ständiges Vorkommen).
- Epidemie: Ungewöhnlich hohe Inzidenz (neue Fälle) in einer bestimmten Zeit.
Zeitliche Entwicklung der Morbidität
Die zeitliche Entwicklung kann sich in verschiedenen Mustern zeigen:
- Säkulare Trends (langfristige Veränderungen)
- Zyklische Schwankungen oder Änderungen
- Saisonale Schwankungen
Wichtige Morbiditätsindikatoren
Inzidenz
Die Inzidenz ist die Zahl der neuen Fälle einer Krankheit in einer definierten Bevölkerungsgruppe während eines bestimmten Zeitraums.
Prävalenz
Die Prävalenz ist die Gesamtzahl der bereits bestehenden Krankheitsfälle in einer Population.
- Zeitraum-Prävalenz: Die Prävalenz, gemessen über einen bestimmten Zeitraum (t).
- Punkt-Prävalenz (oder Instant-Prävalenz): Die Prävalenz, gemessen zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Studientypen und Morbiditätsmessung
- Querschnittstudien: Werden häufig zur Messung der Häufigkeit von chronischen Krankheiten (Prävalenz) verwendet.
- Longitudinalstudien: Werden oft bei akuten Krankheiten oder progressiven Verläufen verwendet (Messung von Zeitraum-Prävalenz und Inzidenz).
Anwendung der Indikatoren
- Inzidenz (Häufigkeit neuer Fälle): Wichtig für die Ursachenforschung und die Bewertung der Auswirkungen von Präventionsmaßnahmen.
- Prävalenz (Gesamtzahl der Fälle): Wichtig für die Planung im Gesundheitswesen und die Schätzung des Pflegebedarfs.
Kausalität und Risiko
Begriff der Kausalität
Der Begriff der Kausalität definiert die ätiologische Untersuchung des Zusammenhangs zwischen einer Exposition (z. B. der Einnahme eines Medikaments) und der Entstehung eines Effekts (z. B. einer sekundären Wirkung).
Methoden der Kausalitätsforschung
- Induktive Methode: Beobachtung spezifischer Phänomene zur Ableitung allgemeiner Regeln.
- Deduktive Methode: Ableitung spezifischer Schlussfolgerungen aus allgemeinen Prämissen.
Risikofaktor
Ein Risikofaktor ist ein endogener oder exogener Faktor, der kontrolliert werden kann, dem Ausbruch der Krankheit vorausgeht, mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der Inzidenz assoziiert ist und kausal an der Entstehung der Krankheit beteiligt ist.
Risikomarker (Risk Marker)
Ein Risikomarker ist eine personengebundene, variable (oft unkontrollierbare endogene) Eigenschaft, die Personen als besonders anfällig definiert. Er zeigt ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung der Krankheit an, ist aber nicht kausal an ihrer Entstehung beteiligt.
Beziehung zwischen Variablen
- Konzept der Assoziation (Vereinsbeziehung): Eine Beziehung zwischen zwei Variablen, die signifikant über den Zufall hinausgeht (positive oder negative Assoziation).
- Konzept der Unabhängigkeit (Independencia): Die Erhöhung oder Verringerung einer Variablen führt nicht zu einer ähnlichen Wirkung bei der anderen Variablen.
Epidemiologische Kausalmodelle
- Deterministisches Modell: Wenn Ursache C existiert, tritt Effekt E auf (und nur dann). C ist die einzige Ursache für E, und E ist der einzige Effekt von C.
- Multikausales Modell: Beschreibt komplexe kausale Zusammenhänge, oft als „kausales Dickicht“ oder epidemiologische Kausalketten dargestellt.