Motorische Fähigkeiten & Körperkonzept: Entwicklung, Klassifikation & Bedeutung
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Motorische Fähigkeiten: Entwicklung und Bedeutung
Die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten ist ein langer und komplexer Prozess. Bei der Geburt verfügt das Kind nur über rudimentäre Bewegungen und keine nachweisbaren allgemeinen motorischen Muster, die eine Kombination mehrerer einfacher Bewegungen zu komplexeren Abläufen bilden. Das Tempo der Fortschritte in der motorischen Entwicklung wird durch das Zusammenspiel von Reifung, Lernen und äußeren Einflüssen bestimmt.
Basismotorische Fähigkeiten sind motorische Aktivitäten, die allgemeine Fertigkeiten umfassen und die Grundlage für weiterführende, spezifische motorische Fähigkeiten, wie sie beispielsweise im Sport vorkommen, legen. Laufen, Springen, Werfen, Fangen, Treten, Klettern, Seilspringen und schnelles Laufen gelten als typische Beispiele für grobmotorische Tätigkeiten, die in die Kategorie der Grundfertigkeiten fallen. Ausgereifte motorische Muster einer Grundkompetenz sind nicht ausschließlich altersabhängig; der Begriff 'reif' kann hier leicht zu Missverständnissen führen.
Einstufung motorischer Basisfähigkeiten
Hauptkategorien:
- Lokomotion (Fortbewegung)
- Nicht-Lokomotion (Körperbeherrschung im Raum)
- Projektion/Rezeption (Umgang mit Objekten)
Lokomotion (Fortbewegung)
- Gehen
- Laufen
- Springen und Sprungvariationen
- Galoppieren
- Gleiten
- Rollen
- Klettern (Auf- und Absteigen)
Nicht-Lokomotion (Körperbeherrschung im Raum)
- Balance (Gleichgewicht)
- Beugen
- Strecken
- Biegen
- Drehen
- Wenden
- Schieben
- Heben
- Ziehen
- Hängen
Projektion/Rezeption (Umgang mit Objekten)
- Werfen
- Fangen
- Schlagen
- Schießen
- Dribbeln
Detaillierte Beschreibung der Basisfähigkeiten
Lokomotion
Gehen
Gehen ist eine natürliche Form der vertikalen Fortbewegung. Sein motorisches Muster zeichnet sich durch eine progressive, alternierende Aktion der Beine und ständigen Kontakt mit der Oberfläche aus.
Laufen
Laufen ist eine natürliche Erweiterung der physischen Fähigkeit zu gehen. Es unterscheidet sich vom Gehen durch die charakteristische "Flugphase", in der beide Füße kurzzeitig den Bodenkontakt verlieren.
Springen
Springen ist eine motorische Fertigkeit, bei der der Körper durch den Impuls eines oder beider Beine in die Luft gehoben wird und auf einem oder beiden Füßen landet. Der Sprung erfordert komplexe Modifikationen des Gehens und Laufens, wobei Faktoren wie Kraft, Gleichgewicht und Koordination stets eine Rolle spielen.
Nicht-Lokomotion
Gleichgewicht (Balance)
Gleichgewicht ist ein wichtiger Motilitätsfaktor, der sich mit dem Alter entwickelt und eng mit der Reifung des Zentralen Nervensystems (ZNS) verbunden ist. Faktoren wie die Größe der Unterstützungsfläche, ein hoher Körperschwerpunkt, die Anzahl der Stützpunkte, die Höhe über dem Boden, die Stabilität der Unterlage und dynamische Bewegungen können die Schwierigkeit von Gleichgewichtsaufgaben beeinflussen.
Projektion/Rezeption
Werfen
Art, Genauigkeit, Distanz und Geschwindigkeit beim Ausführen der Aufgabe wurden als Kriterien für die Bewertung des Werfens bei Kindern herangezogen. Es gibt eine Vielzahl von Wurftechniken, die sich nur schwer vollständig klassifizieren lassen. Beobachten lassen sich unter anderem: das Werfen aus dem Stand, das Werfen über die Schulter, der seitliche Wurf und der Wurf von hinten nach vorne.
Fangen
Fangen ist eine Basiskompetenz, die den Einsatz einer oder beider Hände und/oder anderer Körperteile beinhaltet, um einen fliegenden Ball oder ein Objekt zu stoppen und zu kontrollieren. Das Modell der ausgereiften Form dieser Fähigkeit ist der Empfang mit den Händen. Werden dabei andere Körperteile zusammen mit den Händen benutzt, handelt es sich eher um ein Stoppen oder Abfangen des Objekts.
Schlagen
Schlagen ist der Akt des Schwingens der Arme (oder anderer Körperteile/Geräte) und des Treffens eines Objekts. Schlagfähigkeiten werden auf verschiedenen Ebenen und unter sehr unterschiedlichen Umständen ausgeführt: über die Schulter, seitlich, vorwärts-rückwärts, mit der Hand, dem Kopf, dem Fuß, mit einem Schläger (z.B. Baseballschläger, Tennisschläger, Golfschläger, Hockeyschläger) usw. Der Erfolg des Schlags hängt von der Größe, dem Gewicht, der Anpassung des Objekts an die Hand, der zu treffenden Fläche und den motorischen Fähigkeiten ab. Dieser Erfolg wird auch von der Position des Körpers und seiner Gliedmaßen vor und während der Schlagbewegung beeinflusst.
Treten (eines Balls)
Das Treten eines Balls ist eine einzigartige Art des Schlagens, bei der der Fuß verwendet wird, um den Ball zu bewegen. Es erfordert die Fähigkeit des Kindes, das Gleichgewicht auf einem Bein zu halten, während das andere Bein zum Treten frei ist. Diese Fähigkeit verbessert sich, wenn das Kind Fortschritte macht, durch die Einbeziehung der oberen Extremitäten, den Beinschwung und das Halten des Gleichgewichts auf dem Standbein.
Das Körperkonzept und seine Entwicklung
Konzept des Körpers
Der Körper ist das wichtigste Mittel der Beziehung, die wir mit der Welt um uns herum haben.
(Conte und Vinciane)
Körperkonzept: Wahrnehmung der eigenen Körperlichkeit
Einflüsse: soziale, historische, affektive, kulturelle und ökologische Faktoren.
Aspekte des Körperkonzepts:
Körperschema (quantitativ)
Das Körperschema beschreibt die Art der Anpassung des Körpers, die zwischen dem Knochenbau und dem Grad der Muskelspannung festgestellt wird. Dies ermöglicht eine globale und segmentale Wahrnehmung des Körpers.
Anmerkung: Organisiertes Gefühl des eigenen Körpers.
Körperbild (qualitativ)
Das Körperbild ist bedingt durch die physikalischen Eigenschaften der Person und stellt ein subjektives Verständnis der eigenen Körperform dar, parallel zum objektiven Konzept, das andere von unserem Körper haben.
Zusammenfassung: Die subjektive Wahrnehmung einer Person.
Körperbewusstsein
Das Körperbewusstsein ist die tatsächliche Wahrnehmung des Körpers als Ergebnis der Integration der beiden vorherigen Konzepte (Körperschema und Körperbild). Es umfasst das Wissen darüber, wie der eigene Körper aufgebaut ist und funktioniert.
Zusammenfassung: Die Kenntnis der eigenen Fähigkeiten und Grenzen.
Entwicklung des Körperbewusstseins
Die Beiträge von Piaget (1982) und Le Boulch (1984) fassen die allgemeinen Stadien zusammen, durch die sich das Körperbewusstsein entwickelt.
Stadium der Primarstufe (6-12 Jahre)
Dies ist die Phase der mentalen Repräsentation und der operativen Fähigkeiten. Sie umfasst sowohl einen Schlüssel zur Sicherung der altersgerechten Somatognosis als auch die Erreichung eines "abstrakten" Körperbildes. Dies bedeutet die Konsolidierung der Vereinigung der verschiedenen Bestandteile des Wahrnehmungsfeldes.