Multinationale Unternehmen: Entwicklung, Chancen und Risiken
Eingeordnet in Wirtschaft
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 6,03 KB
Phasen der Unternehmensinternationalisierung
Phase 1: Die "Neuheit" des Produkts
In der ersten Phase, die von großen Industrieländern dominiert wird, steht die "Neuheit" des Produkts im Vordergrund. Unterschiedliche Kosten, wie teurere Arbeitskräfte, beeinflussen die industrielle Strategie des Unternehmens noch nicht. Das Produkt wird daher im Heimatland des Unternehmens hergestellt.
Phase 2: Serienproduktion und Kostenfokus
Mit Erreichen der Serienproduktion werden Kosten und Preis für das Unternehmen entscheidend. Die Produktion wird in andere entwickelte Länder verlagert, die ähnliche Produktionsbedingungen wie das Heimatland bieten, aber niedrigere Kosten aufweisen. Von diesen Standorten aus wird dann weltweit und ins Heimatland exportiert.
Phase 3: Expansion in Entwicklungsländer
Die dritte Phase markiert einen weiteren Schritt, diesmal in Entwicklungsländer. Hier sind die Produktionskosten noch niedriger, was die Gründung von Tochtergesellschaften in diesen Ländern unumgänglich macht. Dies stellt den Höhepunkt der internen Expansion des Unternehmens dar.
Nachteile Multinationaler Unternehmen (MNU)
Abbau natürlicher Ressourcen
Erst in den letzten Jahren ist der Menschheit bewusst geworden, dass wir in einer "endlichen" Welt leben. Einige der heute genutzten natürlichen Ressourcen werden im nächsten Jahrhundert nicht mehr existieren. MNU tragen oft zu diesem Abbau bei.
Auswirkungen auf die Volkswirtschaften der Aufnahmeländer
Besonders in kleineren Empfängerländern können die Volkswirtschaften stark von MNU abhängen. Diese Abhängigkeit kann sich intensivieren, wenn die Wirtschaft nicht nur an mehrere, sondern sogar an ein einziges MNU gebunden ist, was die Risiken weiter erhöht.
Technologische Abhängigkeit von Entwicklungsländern
Die neueste Technologie im westlichen Lager befindet sich in den Händen weniger Länder und weniger multinationaler Unternehmen. Durch diese Unternehmen gelangt Technologie in die Länder, in denen sie sich niederlassen, was zu einer umfassenden technologischen Abhängigkeit führen kann.
Interessenkonflikte zwischen MNU und Empfängerland
Konflikte entstehen oft, weil MNU in der Regel an die politischen Entscheidungen ihres Herkunftslandes gebunden sind. Diese Entscheidungen können mit den außenpolitischen Interessen der Empfängerländer kollidieren.
Auswirkungen innergesellschaftlicher Beziehungen
Die Beziehungen zwischen einer Muttergesellschaft und ihren Tochtergesellschaften sind externe Wirtschaftsbeziehungen. Eine Tochtergesellschaft in einem Gastland kann hohe Beträge für die von der Muttergesellschaft genutzte Technologie zahlen. Diese externen Zahlungen schwächen die Zahlungsbilanz des Empfängerlandes. Noch gravierendere Folgen für die Zahlungsbilanz haben sogenannte "Transferpreise", die die Tochtergesellschaft für teilweise verarbeitete Rohstoffe an die Muttergesellschaft zahlt. Dies dient oft der Verschleierung von Steuerhinterziehung.
Auswirkungen auf die Beschäftigung
MNU orientieren sich an den "Zielen der Gruppe" und nicht primär an den Bedürfnissen der Länder, in denen sie ansässig sind. Sinkt die Rentabilität, kann die Verlagerung in ein anderes Land beschlossen werden (Santana/1994). Bei gewerkschaftlichen Konfrontationen können MNU ihre Standorte schließen und in einem anderen Land neu eröffnen.
Konflikt mit den Entwicklungszielen des Gastlandes
Oft steht das Verhalten eines MNU im Widerspruch zu den allgemeinen Entwicklungszielen, da es die "Ressource Fläche" verschwendet. MNU, die in der Produktion und Vermarktung von Konsumgütern tätig sind, haben ihre Struktur oft darauf ausgelegt, die Nachfrage ihrer Herkunftsländer zu befriedigen, nutzen dabei aber die reichlich vorhandenen Rohstoffe in den Empfängerländern.
Veränderung der nationalen Identität des Gastlandes
MNU übertragen oft die Wertvorstellungen, Sitten, Gebräuche und Moden ihres Heimatlandes auf die Aufnahmeländer, was zu einer Veränderung der nationalen Identität führen kann.
Vorteile Multinationaler Unternehmen (MNU)
Kapitalmobilisierung und produktive Beschäftigung
MNU tragen zur Mobilisierung und produktiven Beschäftigung von Kapital bei. In den 1970er Jahren beliefen sich die Investitionen entwickelter Länder auf etwa 35 Milliarden US-Dollar, wovon etwa 11 Milliarden US-Dollar in Entwicklungsländer flossen – größtenteils durch multinationale Unternehmen.
Schaffung von Arbeitsplätzen
Obwohl MNU oft in kapitalintensiven Sektoren tätig sind, tragen sie zur Schaffung von Arbeitsplätzen in den Ländern bei, in denen sie sich ansiedeln. In Lateinamerika beschäftigen MNU über 20 % der gesamten Belegschaft, und auch in entwickelten Ländern generieren sie viele wichtige Arbeitsplätze. Die hohe Produktivität dieser Unternehmen führt zudem in den meisten Fällen zu höheren Löhnen als im Durchschnitt des Empfängerlandes.
Verbesserung der Zahlungsbilanz
Die Präsenz multinationaler Unternehmen führt oft zu einer Steigerung der Exporte und einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Empfängerlandes. Zudem unterstützen MNU Bemühungen zur "Importsubstitution", was zu einem spürbaren Rückgang externer Zahlungen führen kann. In beiden Fällen – Erhöhung der Exportfähigkeit und Reduzierung externer Zahlungen – wird die Zahlungsbilanz des Empfängerlandes gestärkt.
Technologietransfer
Der Technologietransfer durch MNU ist ein Faktor von größter Bedeutung, auch wenn er schwer zu quantifizieren ist. Die Art und Tiefe des Transfers hängt stark von den Empfängerländern ab und kann unterschiedliche Niveaus der Durchdringung und Anpassung aufweisen.