Musik der Romantik: Epoche, Merkmale und Komponisten
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Musik des neunzehnten Jahrhunderts: Romantik
Die Romantik ist eine kulturelle und künstlerische Bewegung des 19. Jahrhunderts, die eine Reaktion auf den klassischen Formalismus darstellt und Freiheit, Gefühl sowie Individualismus verteidigt.
Die Romantik
Merkmale der Romantik
- Entstand im späten 18. Jahrhundert in Deutschland.
- Individualismus und Subjektivismus, Ausdruck von Gefühlen.
- Streben nach Freiheit (politische, ideelle...).
- Flucht vor der Realität, übernatürliche Themen, ferne Länder.
- Suche nach dem Unerreichbaren, dem Unendlichen.
- Interesse an nationalen Legenden.
- Kult der Natur.
Wichtige Autoren
- Lord Byron
- Walter Scott
- Victor Hugo
- Alexandre Dumas
- Goethe
- Gustavo Adolfo Bécquer
- José de Espronceda
- Mariano José de Larra
- José Zorrilla
Musikalische Eigenschaften
- Intime und subjektive Kompositionen.
- Weniger Sorge um die Form, mehr um die Inspiration.
- Sehr ausdrucksstarke und unregelmäßige Melodien.
- Komplexe Rhythmen, Polyrhythmik und freie Formen.
- Großer harmonischer Reichtum (komplexe Akkorde und Modulationen in entfernte Tonarten).
- Umfassende Nutzung des Dynamikbereichs.
- Inspiration durch populäre Themen und Folklore.
- Stärkere Entwicklung der Instrumentalmusik.
- Verbesserungen an den Instrumenten.
- Betonung kleiner Formen, insbesondere für Klavier.
- Entstehung der Programmmusik (Sinfonische Dichtung).
- Aufkommen der Virtuosität.
- Große Bedeutung des Klaviers.
Hauptformen für Klavier
- Nachtstück (Nocturne): Intimes, sentimentales Genre, erfunden vom Iren John Field und gepflegt von F. Chopin.
- Impromptu: Plötzlich improvisiert wirkend.
- Intermezzo: Unterhaltungsstück.
- Elegie: Traurig und melancholisch.
- Rhapsodie: Stück von großartigem, virtuosem Charakter, basierend auf populären Themen.
- Barcarole: Imitiert Gondellieder.
- Ballade: Lyrischer Charakter.
- Präludium: Freie, oft improvisatorische Natur.
- Polonaise: Starker Rhythmus.
- Mazurka: Polnischer Volkstanz, gemäßigtes Tempo.
- Polka: Tschechischer Herkunft.
Die romantische Sinfonie
Die romantische Sinfonie folgt den Spuren Beethovens. Musiker nutzen diese Form, brechen sich von ihrer strengen Struktur los und erweitern den Klang des Orchesters.
Programmmusik
Musiker befreiten sich vom „Korsett“ der Sonatenform in der Symphonie. Da die Symphonie nicht mehr ausreichte, um ihre musikalischen Ideen und Inspirationen auszudrücken, wandten sie sich freieren Formen zu. Ein Beispiel hierfür ist die Programmmusik, eine Art von Musik, die einem bestimmten Thema folgt – sei es ein Gedanke, eine Landschaft, ein literarisches Programm oder eine Legende. Als Schöpfer dieser Entwicklung gilt Hector Berlioz mit seiner Symphonie fantastique, einem großen Reformator des Symphonieorchesters und seiner Ausdrucksweise. Weitere wichtige Werke sind: Romeo und Julia und Harold in Italien.
Die Sinfonische Dichtung
Die wichtigste Form der Programmmusik, ein einsätziges Orchesterwerk, das von poetischen oder beschreibenden Elementen inspiriert ist. Der Schöpfer dieses Genres ist Franz Liszt mit seinen 12 Sinfonischen Dichtungen. Diese Gattung wurde besonders von nationalistischen Komponisten gepflegt.
Nationalismus
Entstand stark in den peripheren Ländern außerhalb Frankreichs, Italiens und Deutschlands, die zu dieser Zeit noch klein waren.
Merkmale des Nationalismus
- Die Suche nach der nationalen Identität durch Folklore, Traditionen, Legenden und deren Anerkennung als Form des nationalen Ausdrucks.
- Wichtige musikalische Formen sind eng mit Tanz, Volksmusik und volkstümlichen Melodien verbunden.
- Durch die Verwendung dieser Rhythmen und Melodien entsteht eine neue musikalische Sprache mit neuen Harmonien und rhythmischem Reichtum.
- Im Allgemeinen ist der Nationalismus eine Reaktion gegen den Einfluss der dominierenden Kulturen.
Nationale Schulen des Nationalismus
Russland
Im Jahr 1836 markierte die Uraufführung von Glinkas Werk Ein Leben für den Zaren die Geburt einer typisch russischen Musik. Russland ist bekannt für die Weite seiner Folklore.
- Glinka (1804-1857): Er integrierte Folklore in seine großen Werke und beeinflusste damit spätere Musiker wie das Mächtige Häuflein (Cui, Balakirew, Rimski-Korsakow, Mussorgski und Borodin).
Wichtige Werke: Rimski-Korsakow mit Das große russische Osterfest, Scheherazade und Sadko.
Mussorgski mit dem Werk Bilder einer Ausstellung.
Es gab auch andere nationale Musik mit europäischen und akademischeren Einflüssen, wie Tschaikowski, der Symphonien und Opern komponierte.
Tschechien
- Bedřich Smetana: Gründer des Nationalismus, bekannt für die sinfonische Dichtung Mein Vaterland, aus der besonders Die Moldau hervorsticht.
- Antonín Dvořák: Einer der universellsten Komponisten, der auch in den USA wirkte und dessen Sinfonie Aus der Neuen Welt hervorzuheben ist.
Ein Vertreter des zweiten Nationalismus ist Leoš Janáček.
Finnland
- Jean Sibelius: Komponist von Sinfonien und sinfonischen Dichtungen.
Norwegen
- Edvard Grieg
Ungarn
- Zoltán Kodály
- Béla Bartók: Studierte die Folklore des Mittelmeerraums und integrierte deren Skalen, Harmonien und Rhythmen in seine Werke.
USA
Mit Einflüssen des Jazz und Blues: George Gershwin; Werke: Rhapsody in Blue, Ein Amerikaner in Paris und die Oper Porgy and Bess.
Lateinamerika
Mit ihrer einheimischen Musik, oft mit pentatonischen Skalen:
- Mexiko: Silvestre Revueltas und Carlos Chávez
- Heitor Villa-Lobos (Brasilien)
Vokalmusik
Lied
Bedeutet „Lied“ auf Deutsch. Hier verbindet sich die Musik eng mit der Poesie, primär für Gesang und Klavier. Es zeichnet sich durch hochpoetische Texte und künstlerische Intention aus.
Formen
- Strophenform: A, A', A'' (Variation) – oft freie Form
- Ternäre Form: A-B-A
- Rondoform
Komponisten
- Franz Schubert (1797-1828): Schrieb über 600 Lieder. Bekannte Zyklen sind Die schöne Müllerin und Winterreise.
- Robert Schumann (1810-1856): Die Klavierbegleitung wird komplexer, die Melodien intensivieren die Gefühle. Wichtige Zyklen sind Frauenliebe und -leben und Dichterliebe.
Weitere wichtige Komponisten
- Johannes Brahms
- Hugo Wolf
- Gustav Mahler: Auch mit Orchesterbegleitung, z.B. Das Lied von der Erde.
Oper
Italien
- Schönheit der Melodie (Belcanto)
- Vokale Virtuosität (Belcanto)
- Großer Einfluss des Chores im Drama
- Anliegen des Volkes
Frühe Romantik (Belcanto)
- Gioachino Rossini (1792-1868): Markiert den Übergang von der klassischen zur romantischen Oper. Werke: Der Barbier von Sevilla, Wilhelm Tell. Seine Ouvertüren zeichnen sich durch Rhythmus und große Crescendi aus.
- Vincenzo Bellini (1801-1901): Bekannt für wunderschöne Melodien, die oft die weibliche Psychologie widerspiegeln. Werke: Norma und Die Puritaner.
- Gaetano Donizetti: Werke: Don Pasquale und Lucia di Lammermoor.
Hochromantik
- Giuseppe Verdi (1813-1901): Das große Genie der italienischen Oper, ein Symbol der Nation. Werke: Nabucco, Rigoletto, Il trovatore, La traviata, Aida und Otello.
Merkmale:
- Themen von Interesse für das Volk.
- Dominanz der Stimme über das Orchester.
Verismo
Versucht, realistische Momente des Alltags darzustellen, ähnlich dem literarischen Realismus (z.B. Émile Zola).
Sein Hauptvertreter ist Giacomo Puccini. Werke: La Bohème, Tosca, Madama Butterfly.
Merkmale:
- Die Protagonisten sind einfache Leute.
- Reiche und komplexe Orchestrierung.
- Sehr ausdrucksstarke Melodien.
Deutschland
- Carl Maria von Weber: Wegbereiter der deutschen romantischen Oper. Werke: Der Freischütz.
- Richard Wagner (1813-1883): Schuf das Gesamtkunstwerk des „Wagnerschen Dramas“, basierend auf deutschen mythologischen Themen, eine Vereinigung von Lyrik, Drama und Musik.
Das Orchester spielt in seinen Opern eine sehr wichtige Rolle. Er ist der Schöpfer des Leitmotivs, das Figuren, Orte und Ideen charakterisiert.
Werke: Die Meistersinger von Nürnberg, Tristan und Isolde, Der Ring des Nibelungen. Er war erfolgreich in der Schaffung eines speziellen Theaters für seine Werke in Bayreuth.
Frankreich
- Giacomo Meyerbeer: Deutscher Herkunft, feierte aber Triumphe in Paris. Seine Opern sind darauf ausgelegt, das Publikum durch große Inszenierungen und dramatische Handlungen zu beeindrucken. Werke: Die Hugenotten.
- Georges Bizet (1838-1875): Werk Carmen, bekannt für sein spanisches und realistisches Ambiente.
- Jacques Offenbach: Schöpfer der komischen Oper des 19. Jahrhunderts, ein Theaterstück mit gesprochenen und gesungenen Teilen sowie frivolen und humorvollen Themen. Werke: Hoffmanns Erzählungen, Orpheus in der Unterwelt.
Russland
- Michail Glinka: Ein Leben für den Zaren.
- Modest Mussorgski: Boris Godunow.
USA
- George Gershwin: Porgy and Bess.
Vokalmusik in Spanien
Canción, Oper und Zarzuela.
Das Lied (Canción) in Spanien
Erlangte im 19. Jahrhundert große Bedeutung, oft von Klavier oder Gitarre begleitet. Es wurde in Salons, Cafés und bei gesellschaftlichen Treffen der Oberschicht und des Bürgertums gesungen.
Es gab zwei Hauptrichtungen:
- Eine basierte auf populären Liedern, die andere war internationaler, oft mit lateinamerikanischem Einfluss.
Autoren: Manuel García: Tenor, Komponist von Liedern und Opern, eine Autorität in der Gesangstechnik und Vater von Maria Malibran.
Sebastián Iradier: Bekannt für seine Habaneras. Das musikalische Café im 19. Jahrhundert war ein Ort, an dem Musik gehört wurde (da es noch keine Konzertsäle gab). Dieser Brauch begann in Deutschland. In den Cafés wurden Getränke serviert, Versammlungen abgehalten, literarische Treffen organisiert und Klavier- und Gesangsdarbietungen genossen.
Die Zarzuela in Spanien
Um 1850 erlangte die Zarzuela Grande große Akzeptanz beim Publikum. Ihre Merkmale sind:
- Drei Akte.
- Starke Präsenz und spanischer Charakter der Chöre.
- Wechsel zwischen gesprochenen und gesungenen Teilen.
- Themen aus der spanischen Geschichte.
Der „große Impuls“ kam von Francisco Asenjo Barbieri mit Werken wie Jugar con fuego, El barberillo de Lavapiés und Pan y toros.
In diesen Jahren wurden Hunderte von Werken produziert, und 1856 wurde das Teatro de la Zarzuela gebaut.
- Rafael Hernando: El Duende.
- Emilio Arrieta: Marina (ursprünglich eine Zarzuela, später Oper).
Um 1880 geriet die Zarzuela Grande in eine Krise, und ein neues Genre, die Zarzuela Chico, entstand.
Merkmale:
- Ein Akt (ca. eine Stunde).
- Geringere Präsenz des Chores.
- Typisch spanische Rhythmen und Kontrarhythmen.
- Weniger Charaktere.
- Fließender Wechsel zwischen gesprochenen und gesungenen Teilen.
- Behandelt populäre Alltagsthemen.
Komponisten:
- Federico Chueca: La Gran Vía und Agua, azucarillos y aguardiente.
- Tomás Bretón: La verbena de la Paloma.
- Ruperto Chapí: La Revoltosa.
Der spanische Nationalismus
- Felipe Pedrell: Gilt als Vater des spanischen Nationalismus. Mit seinem Manifest forderte er, der spanischen Musikkultur Wert beizumessen und sich auf ihre Ursprünge (ab dem 16. Jahrhundert) zu besinnen.
- Isaac Albéniz, Enrique Granados, Ruperto Chapí und Tomás Bretón.
Phasen der Romantik
Frühe Romantik (ca. 1815-1848)
Eine rebellische Romantik, geprägt von Leidenschaft, Freiheitsdrang und Neuheiten. Vertreter sind die späten Werke Beethovens, Schubert und Mendelssohn.
Hochromantik (ca. 1848-1883)
Vertreter sind Wagner (bis zu seinem Tod), Liszt, Brahms und die Nationalisten. In dieser Phase entstehen die sinfonischen Dichtungen und das Wagnersche Drama.
Spätromantik/Postromantik (ca. 1883-1914)
Reicht bis zum Ersten Weltkrieg. Vertreter sind Mahler, Bruckner, die Veristen und Puccini.