Musikalische Analyse: Debussys Prélude à l'après-midi d'un faune
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Das "Prélude à l'après-midi d'un faune" von Claude Debussy ist ein Schlüsselwerk des musikalischen Impressionismus. Diese Analyse beleuchtet verschiedene Aspekte der Komposition, darunter Rhythmus, Melodie, Textur, Klangfarbe, Form und Genre.
Rhythmus
Der Rhythmus des "Prélude à l'après-midi d'un faune" von Debussy zeichnet sich durch eine sorgfältige Vermeidung mechanischer Wechsel zwischen starken und schwachen Akzenten aus. Debussy hebt die Taktstriche nicht auf, schwächt sie aber ab und macht sie ungenau, indem er sie ständigen Wechseln unterwirft: 9/8, 6/8, 9/8, 12/8, 9/8. In diesem ersten Teil sind die Unterteilungen der Schläge immer ternäre Achtel als Einheit. Im Mittelteil des Werkes (der nicht Teil der vorliegenden Analyse ist) dominieren jedoch 3/4 und 4/4 Takte. Der Rhythmus der Melodie ist kaum wahrnehmbar, da der Notenwertbereich manchmal auch Noten oder Akkorde auf unbetonte Zählzeiten umfasst (wie in den folgenden vier Takten), immer mit der Absicht, das Gefühl rhythmischer Einheitlichkeit zu verwässern. Das Stück beginnt mit einer Moderato-Tempoangabe, doch später führen Änderungen zu einer allgemeinen Lockerung des Tempos. So zeigt Takt 20 Retenu an, und unmittelbar danach, bei Takt 21, légèrement et expressif. Es ist daher verständlich, dass der Dirigent eine angemessene Verwendung des Rubato vornehmen muss.
Melodie
Die melodische Linie ist sehr prominent und tatsächlich sind Melodien im gesamten Werk weit verbreitet. Sie beginnt als reine Melodie, ein Flötensolo, das eine süße und expressive Nuance trägt. Es ist eine schwebende Melodie, aber spannungsvoll und erinnert an eine gewisse Vorliebe für orientalische Klangfarben und die Unsicherheit, die sie charakterisiert. Ihre Betonung des Tritonus Cis-G schwächt in jedem ihrer Auftritte die Gravitation auf die Tonart E-Dur, wie durch die Vorzeichen angedeutet. Tatsächlich wird diese Tonart erst am Ende der Partitur explizit genannt. Akkorde nehmen trotz ihrer faszinierenden Natur einen untergeordneten Platz ein und verstärken die Mehrdeutigkeit der Melodie, deren Richtung dadurch verbessert wird. Im Gegensatz dazu ist der Mittelteil des Werkes (der hier nicht weiter behandelt wird), obwohl ebenfalls intensiv melodisch, klanglich weitaus stabiler und in D-Dur gesetzt.
Textur
Die Textur ist überwiegend harmonisch. Mit Akkorden wird eine stimmungsvolle Atmosphäre geschaffen, in der sich die schwebende Melodie entwickelt. Die meisten Akkorde haben hier keinen Wert aufgrund ihrer Funktion in einem harmonischen Prozess, sondern in sich selbst; sie dienen der besonderen Schönheit des Klangs (zum Beispiel zwei Akkorde in den Takten 4 und 5, die eine rein sinnliche Wirkung haben und sich nach einer Pause in den Takten 7 und 8 wiederholen, ohne jedoch eine feste Bindung zur Melodie einzugehen). Ein weiteres typisch impressionistisches Verfahren sind harmonische Progressionen durch Parallelbewegungen (man beachte zum Beispiel die Takte 24 und 27 in den Streichinstrumenten), die einen suggestiven, archaischen Geschmack einführen. Beispiele polyphoner Passagen finden sich in diesem Werk, vor allem im zentralen Abschnitt (der hier nicht behandelt wird). In jedem Fall scheinen diese Linien für einen Augenblick zu einem Akkord zu verschmelzen und sich dann wieder aufzulösen. In diesem ersten Abschnitt kann auf eine besonders kurze Passage in Takt 22 verwiesen werden, wo die Celli eine absteigende melodische Gestaltung gegen die Hauptmelodie der Flöte führen, die auf einer Linie vom Englischhorn, den zweiten Geigen und einem weiteren Cello divisi beibehalten wird.
Klangfarbe und Instrumentation
Die extreme Feinheit in der Verwendung von Klangfarben ist eine der wichtigsten Eigenschaften dieses Werkes als Vertreter des impressionistischen Stils. Das Orchesterensemble spiegelt den Reichtum der Instrumentation und die feine Behandlung wider, die der Holzbläserfamilie zuteilwird. Hinzu kommt ein Quartett von Hörnern. Sehr wichtig für den gesamten Charakter des Werkes sind die beiden Harfen, von denen die erste eine besondere Stimmung erzeugt. Mit den Harfen werden zwei typisch impressionistische Verfahren durchgeführt: breite Glissandi (Takte 4 und 8) und sogenannte "flüssige Klänge", die durch schnelle Arpeggien eines dissonanten Akkords im oberen Register erreicht werden (Takte 21, 23 und 26). Die zweite Harfe verbleibt meist im tiefen Register und spielt eine längere Linie, wobei alle Noten den Hinweis Arpeggio tragen. Der Streicherabschnitt präsentiert nicht nur immer unterschiedliche Stimmen für Celli und Kontrabässe, sondern macht auch oft Gebrauch von der divisi-Schreibweise, sowie der Verwendung von Dämpfern für einen schillernden, fließenden Klang und der Anweisung, zu bestimmten Zeiten "am Steg" zu spielen, um einen etwas trockenen und dunklen Klang zu erzielen. Die Flöte erreicht von Anfang an eine Farbe von besonderer Bedeutung, die den Charakter des Fauns widerspiegelt. Andere Instrumente werden manchmal mit der melodischen Linie betraut: Die Oboen übernehmen sie und werden dann ab Takt 17 von den Klarinetten und ab Takt 18 auch von den Violinen abgelöst, die schrittweise verschiedene Klangfarben auf die Melodie anwenden, wodurch sie verstärkt wird. In den letzten Auftritten der Hauptmelodie am Ende des Werkes kommt ein Schlaginstrument hinzu, eine Art antikes Becken, dessen Funktion es ist, ebenso wie die Flöte, die dionysische Welt des Fauns zu untermauern.
Formanalyse
Da es sich um eine Komposition in Verbindung mit einem bestimmten literarischen Text, "Der Nachmittag eines Fauns" von Stéphane Mallarmé, handelt, ist es akzeptabel, dieses Werk als kleine sinfonische Dichtung zu bezeichnen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Komponist hier nicht an der programmatischen Entwicklung eines literarischen Arguments interessiert ist, sondern lediglich die Klänge des besonderen, trägen und wollüstigen Gedichts in Musik übersetzt. Hätte man die vollständige Partitur oder hörte man das gesamte Stück, könnte man die Struktur AA'BA' feststellen, die bei diesem Komponisten recht häufig vorkommt. In diesem Fall, da Debussy den Klang der Flöte als Symbol für den Traum des Fauns verwendet, wäre es möglich, die aufeinanderfolgenden Variationen als kompositorischen Prozess des Schlafes zu betrachten, bei dem dieselben Ideen wiederkehrend erscheinen, jedoch jedes Mal auf unterschiedliche Weise umhüllt sind.
Genre
Programmmusik, mit den Einschränkungen, die wir im vorherigen Abschnitt beschrieben haben.
Zeitliche Einordnung
Impressionismus, letztes Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts.
Titel des Werkes
Prélude à l'après-midi d'un faune
Komponist
Claude Debussy