Musikgeschichtsschreibung: Ansätze und die Neue Musikwissenschaft
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Dahlhaus' vier Ansätze zur Musikgeschichtsschreibung
Carl Dahlhaus identifizierte vier zentrale Ansätze zur Musikgeschichtsschreibung, die die Essenz der Musik und eine geeignete Methodik bestimmen:
Funktionaler Ansatz
Basierend auf dem Begriff der Funktion, der im 16. und 17. Jahrhundert in der Musik aufkam. Das Genre wurde als dominierendes Merkmal der Musik verstanden, wobei der inhaltliche Ansatz der Gattungen als feste Beziehung zwischen dem Zweck, dem die Musik dienen sollte, und den entsprechenden Techniken betrachtet wurde. Dieser Ansatz versteht die Musikgeschichte als eine Unterteilung der technischen und institutionellen Geschichte. Daher werden andere Bereiche und Interrelationen vernachlässigt.
Repräsentativer Ansatz
Es wird angenommen, dass die Kraft der Musik in ihren repräsentativen Fähigkeiten liegt, was ein Fehler wäre, wenn man sie mit dem Ausdruck verwechselt. Der Historiker muss sich mit der Bedeutung der betreffenden Repräsentationen, technischen Ressourcen oder solchen, die in diesen Genres auftreten, auseinandersetzen.
Personaler Ansatz
Vor allem bei romantischen Komponisten präsent, wo der Akteur zum subjektiven musikalischen Ausdruck wird. Aus dieser Perspektive sollte der Historiker den Autor als Individuum oder als individuelle Ästhetik betrachten. Es gibt keine unfehlbare Methode dafür, was in der Vergangenheit oft zu mangelnder Strenge führte.
Struktureller Ansatz
Relevant bis ins 20. Jahrhundert, da in dieser Zeit die Beziehung zwischen Inhalt und Form von entscheidender Bedeutung ist. Es wird gehofft, dass die strukturelle Analyse den Wert der Musik erklärt. Das Interesse gilt weniger den Interaktionen des Komponisten, sondern dem Text, der den Mechanismus seiner Zeit widerspiegelt, und der Intertextualität. Ziel ist eine ernsthafte Analyse musikalischer Texte. Der Historiker muss jeden Text untersuchen und sich nicht um die persönliche Absicht kümmern.
Die Neue Musikwissenschaft
Entstehung und Kritik
Die Neue Musikwissenschaft entstand aus bemerkenswerten theoretischen Brüchen in den späten 1970er Jahren. Einige Wissenschaftler kritisierten den musikwissenschaftlichen Positivismus und Formalismus. Sie fordern eine Studie, Analyse und Kritik der Musikwissenschaft aus neuen Perspektiven. Die historische Forschung bewegt sich dabei zwischen Untersuchung und Ethnologie. Kerman kritisierte die traditionelle Musikwissenschaft und schlug vor, der Soziologie mehr Gewicht zu verleihen. Treitler verwies auf Ästhetik und Hermeneutik und kritisierte die Musikwissenschaft als Glied eines komplexen kulturellen Systems.
Vielfältige Ansätze und Ziele
Die formale Analyse ist vielfältig und berücksichtigt die Erfahrung des Empfängers, Interpreten, Redakteurs und Programmierers. Neue Forschungsansätze wie die feministische Musikwissenschaft, mathematische Ansätze, Gender Studies und Postkolonialismus werden gesucht. Sie stellen das Konzept des Kanons und unbewusste Muster infrage und versuchen, neue Zugänge zu finden. Die Neue Musikwissenschaft betrachtet Musik als eine gesellschaftliche Kraft und als Gegenstand der Objektivität, die sich auch auf subjektive Aspekte der Entstehung und Rezeption bezieht. Sie wollen Essentialismus vermeiden. Dekonstruktive Methoden versuchen, die Verknüpfungen von Macht zu entwirren (Identitäten, Räume, Ethnien usw.) und hinterfragen universalistische Perspektiven.
Merkmale der Neuen Musikwissenschaft
- Beteiligung an den Ergebnissen: Es gibt keine Trennung zwischen Beobachter und Beobachtetem.
- Ein kritischerer Standpunkt: Erkennt die Interdependenz von Sprache und Bedeutung an, was ethische, politische und soziologische Fragen aufwirft. Dies spiegelt eine höhere Komplexität wider.
- Persönliche Arbeitsweise: Musikwissenschaftler leiten ihre Arbeit persönlich, indem sie das Verständnis der Musikerfahrung zugunsten des Wissens fördern.
Genderforschung in der Musikwissenschaft
Die Genderforschung ist heute ein sehr intensiv untersuchtes Feld, das zwei Aspekte berücksichtigt:
- Die Rolle und Präsenz von Frauen in der Musikgeschichte.
- Die Untersuchung von Gender als analytische Kategorie.