Natalia und die Tauben: Analyse von Verlust und Wiederherstellung der Identität
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Verlust und Wiederherstellung der Identität
Die Protagonistin, Natalia, entwickelt sich von einem unschuldigen, naiven Mädchen zu einer reifen Frau. Ihre Geschichte beginnt, als sie Quimet, der sie nach nur einem Jahr heiraten will, auf dem Fest der Gnade trifft. Die Beziehung, die von Anfang an durch ihre Unterwerfung geprägt ist, markiert den Verlust ihrer Identität (Kapitel 1).
Die anfängliche Unterwerfung
Anfangs ist Natalia ein ängstliches, leidendes Mädchen, das wenig Selbstvertrauen hat und unfähig ist, sich den Wünschen und Forderungen Quimets entgegenzustellen. Sie erfährt den Machismo und die Eigenheiten ihres Mannes. Sie muss Aufgaben erledigen, die zur Vernachlässigung ihrer Kinder führen, sich um den Taubenschlag kümmern und gleichzeitig eine turbulente historische Periode (Republik/Bürgerkrieg) durchleben.
Die Invasion der Tauben und die Rebellion
Die Unterdrückung wird durch die herzzerreißende Invasion des Dachbodens und schließlich des gesamten Bodens durch Quimets Tauben verstärkt. Die innere und unterirdische Rebellion gegen die empfundene Ungerechtigkeit beginnt während der Revolution zu Beginn des Bürgerkriegs, in dem Quimet stirbt. Nach Quimets Tod liquidiert Natalia den Taubenschlag und verfällt in Armut. Sie muss ihr Herz „aus Kork machen“ (Kapitel 32).
Wiederaufbau und Neuanfang
In der Trostlosigkeit der Nachkriegszeit denkt Natalia über das Schicksal ihrer ganzen Familie nach. Der Kaufmann Antoni bietet ihr jedoch Hoffnung, indem er ihr Arbeit und später die Möglichkeit gibt, ihn zu heiraten und ihr Leben neu zu gestalten. Antoni gibt ihr ihren Namen Natalia zurück – ein Schritt zur Wiederherstellung ihrer Identität (Kapitel 35).
Obwohl das Land vom Krieg gezeichnet ist, verbessern sich Natalias wirtschaftlicher oder sozialer Status nicht wesentlich. Sie lebt praktisch zurückgezogen zu Hause (Kapitel 42), wo die alten, kürzlich verdrängten Geister wieder aufsteigen. Sie verlässt das Haus, um inneren Frieden zu finden und eine persönliche, mystifizierte Welt aufzubauen (Kapitel 43), in der sich Erinnerungen an die Vergangenheit mit einer verschönerten Mischung aus Realität und Traum vermischen.
Die kathartische Heimkehr
Natalia schließt ihren Weg zum Glück mit der kathartischen Heimkehr ab. Sie geht nachts die Straße entlang, ein Messer in der Hand, mit den Augen und der Seele, und geht in Richtung ihrer alten Heimat, der Plaza del Diamante (Trichter). Dort tötet sie die Vergangenheit mit einem großen Schrei, der die gesammelte Angst ihrer Jugend vertreibt (Kapitel 44). Sie hat ihr Leben neu verwoben und findet endlich ihr wahres Leben.
Zwei Hauptsymbole: Der Trichter und die Tauben
Die Tauben und der Trichter treten zusammen auf und sind eng mit Natalias Entwicklung verbunden.
Die Tauben als Leitmotiv
Die Tauben kommen zusammen (Kapitel 12) zu Beginn der schwerwiegenden Probleme und tragen zum Zeitpunkt der Befreiung auf der Plaza del Diamante bei. Dort sitzt die Taube auf der Schulter von Mateu. Die Tauben dienen als Leitmotiv. Ihre Entwicklung und ihre Veränderungen sind eine symbolische Verdoppelung des Lebens der Protagonistin, während die anderen wichtigen Figuren in irgendeiner Weise mit ihnen in Beziehung stehen.
- Diese Vögel symbolisieren Arbeit und Sorgen.
- Sie zwingen Natalia den Willen ihres Züchters, Quimet, auf.
- Sie vertreiben die Protagonistin aus ihren Träumen: dem Dachboden (Kapitel 13), der Galerie, dem Zimmer, dem kleinen Raum (Kapitel 21).
- Sie sind ein Spiegelbild der Unterordnung Colometas (Natalia) unter die Launen ihres Mannes.
Nach Quimets Tod und den schlechten Erfahrungen mit dem Elend, das dem kollektiven Selbstmord nahekommt, überdenkt Natalia, die Ehefrau von Antoni, die gesamte Frage der Tauben. Sie durchläuft einen Prozess der Verschönerung und Vergrößerung im Traum und wird schließlich zu einer idealisierten Figur, die oft im Park erwähnt wird (Kapitel 43): „Madame von den Tauben“, sagen die Leute.
Der Trichter (Il'embut)
Der Trichter, konisch geformt, oben breit und am Ausguss schmal, symbolisiert das Leben als einen immer schmaler werdenden und peinlichen Pfad (Kapitel 19). Am Ende wird er zum „Korken“ des Herzens und symbolisiert eine schwierige Passage: „eine Brücke passieren, so hoch und so schmal und so lang“ (Kapitel 33).