Naturalismus & Moderne: Narcís Oller und literarische Strömungen
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Naturalismus: Merkmale und Grundlagen
Der Naturalismus knüpfte an den Realismus an und versuchte, das Verhalten, die Triebe und die Leidenschaften des Individuums durch Vererbung und Umwelt zu erklären. Er basierte auf der positivistischen Philosophie und den philosophischen Theorien Schopenhauers. Der Naturalismus wird oft als pessimistisch oder deterministisch angesehen, da er argumentiert, dass das Schicksal benachteiligter sozialer Schichten oder die biologische Vererbung das Leben des Einzelnen maßgeblich bestimmen.
Werke von Narcís Oller
1. Die Schmetterlinge (La Papallona, 1892)
Dieser Roman beschreibt das Leben eines Handwerkers in Barcelona. Luis, der Protagonist und ein Schüler aus der Provinz, erliegt den Verlockungen des städtischen Lebens in der Stadt.
2. Der Wahnsinn (La Bogeria, 1898)
Das Werk untersucht die Persönlichkeit des Protagonisten Daniel Serralongue. Der Erzähler, ein Arzt und Anwalt, diskutiert Daniels Fall, der aufgrund seines genetischen Verhaltens als einfach verrückt gilt.
3. Der Goldrausch (La Febre d'Or, 1890–1892)
Dieser Roman beschreibt die soziale Realität durch genaue Beobachtung und erläutert die Umgestaltung der katalanischen Gesellschaft während der Restaurationszeit. Neue Formen der Unterhaltung entstehen, und Geld gewinnt an immenser Bedeutung. Barcelona wächst und benötigt neue physische Räume, wie neue Börsengebäude oder das Lyzeum/Hippodrom. Das Werk zeigt die Entwicklung in diesem Bereich und in der Stadt, vereint durch die Eisenbahn als Symbol der neuen Zivilisation.
4. Der Wucherer (L'Escanyapobres, 1884) und Schurken (La Ranya, 1892)
In L'Escanyapobres stellt Oller zwei wirtschaftliche Entwicklungen dar: Pratbell beginnt mit der Umwandlung alter industrieller Weizenmehl-Lagerhallen in überdimensionale Anlagen, und es wird Geld in den Bau von Kohleminen investiert. Die Figur Oleguer Tuies begibt sich auf einen Weg der Regression ohne Wiederkehr. Die Geschichte von Oleguer, der sich, bedroht durch die neue Wirtschaft, in eine Burg flüchtet, die zu einem Goldvorrat wird, ist zentral.
In La Ranya (Schurken) beschreibt die Beziehung zwischen einer Frau und einem jungen Cacic (lokaler Machthaber) den Niedergang der ländlichen Dörfer und den Aufstieg bürgerlicher politischer und sozialer Macht. Oller schildert, wie die Revolution von September 1868 die Konfrontation zweier großer Cacic-Familien in Vilaniu in einem politischen Krieg zuspitzt.
Die Moderne: Merkmale und philosophische Einflüsse
Die Moderne war ein Versuch, sich zu modernisieren und eine universelle, europäische Weiterentwicklung der Romantik zu erreichen. Intellektuelle und Künstler fühlten sich oft missverstanden oder lehnten die bestehenden Machtstrukturen ab. Sie strebten nach Schönheit und Ästhetik in allem.
Die Modernisten erkannten, dass nicht alles Wissen zugänglich ist und die Ursachen von Konflikten nicht immer vollständig erfasst werden können. Sie waren der Ansicht, dass die Realität aus analytischer Sicht nicht alles erklären kann, da sie an übergeordnete, äußere und entscheidende Kräfte glaubten, die das menschliche Verhalten beeinflussen und keine rationale Erklärung haben. Der Künstler strebte eine synthetische Vision an.
Die Masse erschien als soziologisches Phänomen; sie war Teil der neuen Moderne mit symbolischem Charakter. Ein zentrales Thema war der Verlust der Individualität, ein Gefühl der „Schläfrigkeit“ oder des anonymen Daseins. Dies spiegelte sich auch in der Philosophie Nietzsches wider: ein schlafendes, gesichtsloses, anonymes Dasein.