Naturalismus: Zola, Determinismus & Analyse *Im Wahnsinn*
Eingeordnet in Spanisch
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 3,5 KB
Der Naturalismus: Epoche und Merkmale
Der Naturalismus war eine literarische und künstlerische Bewegung, die im späten 19. Jahrhundert aufblühte, vor allem in der Literatur, aber auch in anderen Kunstformen. Ihr Begründer war Émile Zola in Frankreich, von wo aus sie sich in den Westen verbreitete. Diese Bewegung versuchte, die Realität absolut objektiv einzufangen und wird oft als konsequente Weiterentwicklung des Realismus betrachtet. Der Naturalismus ist zudem durch eine distanzierte, oft als kühl empfundene Erzählweise gekennzeichnet. Ziel war es, romantische Verklärungen zu vermeiden und auch ungeschönte Aspekte der Realität wie Krankheiten, sexuelle Themen und soziale Missstände darzustellen.
Zola vertrat die Ansicht, dass das Individuum ein Produkt der Gesellschaft und seiner Umstände sei. Er glaubte, dass durch die Veränderung des Individuums auch die Gesellschaft verändert werden könne – eine Erkenntnis, die das Leben transformieren könne.
Charakteristisch für naturalistische Werke ist die Darstellung von Figuren, die oft dem Proletariat angehören und deren Schicksal durch Determinismus – also die Vorbestimmung durch genetisches Erbe und das soziale Milieu (Umwelt und Erziehung) – geprägt ist. Autoren versuchten, das Wesen und die Verfasstheit der Gesellschaft wissenschaftlich zu analysieren und darzustellen. Der Erzähler ist häufig allwissend, jedoch mit der Forderung nach einer externen, absolut neutralen Beobachterperspektive. Naturalistische Romane strebten danach, einen moralischen und wissenschaftlichen Wert zu erlangen, was auch eine Anpassung der Sprache an das dargestellte Milieu und die jeweilige Zeit erforderte.
Analyse: *Im Wahnsinn* und der Naturalismus
Hauptthema: Daniel Serralongas Krankheit
Die zentrale Thematik des Werkes Im Wahnsinn (vermutlich Narcís Ollers Roman La Bogeria) ist die psychische Erkrankung, unter der die Hauptfigur Daniel Serralonga leidet. Diese Krankheit wird auf ein genetisches Erbe seines verstorbenen Vaters, Ignacio Serrallonga, zurückgeführt. Im Verlauf der Handlung verschlimmert sich Daniels Zustand und durchläuft verschiedene Phasen: Zunächst wird er vom Autor (Oller) als nervös und aufgeregt dargestellt. Später entwickelt er eine starke Bewunderung für General Prim. Nach dessen Tod erleidet Daniel Anfälle, die als Schizophrenie interpretiert werden könnten, wird von Zwangsvorstellungen geplagt und misshandelt seine Frau.
Die verschiedenen Figuren im Roman nehmen unterschiedliche Haltungen gegenüber Daniels Krankheit ein: Armengol beispielsweise steuert eine humorvolle Note bei, Dr. Boston vertritt eine eher wissenschaftliche Sichtweise, während der Erzähler eine menschlichere und verständnisvollere Perspektive einnimmt.
Weitere Aspekte und Motive im Werk
- Politik im Spanien des 19. Jahrhunderts: Dies umfasst die Karlistenbewegung, politische Skandale, Verhaftungen und Machtmissbrauch.
- Beziehungsdynamiken: Beleuchtet werden Vater-Sohn-Beziehungen. Zudem werden die unterschiedlichen Ansichten und Herangehensweisen der Ärzte (wie Dr. Boston) im Umgang mit Daniels Krankheit dargestellt.
- Hass und Eifersucht: Manifestiert in Daniels Eifersuchtsanfällen gegenüber seiner Frau.
- Soziale Ausgrenzung: Die Darstellung und Erklärung der Marginalisierung von Außenseitern in der damaligen Gesellschaft.