Natürliche vs. Offenbarungsreligion: Kritik des religiösen Fanatismus

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Natürliche Religion und Offenbarungsreligion: Kritik des religiösen Fanatismus
Die Entstehung des Konzepts der natürlichen Religion und Offenbarungsreligion, oder des positiven Atheismus, war eine Reaktion auf das damals vorherrschende mechanistische Weltbild. Für einige war Gott überflüssig geworden, da er keine notwendige Erklärung des Universums mehr lieferte. Die natürliche Religion umfasst alle Elemente, die zu verschiedenen Glaubensrichtungen oder Konfessionen führen, ohne diese zu definieren. Sie konzentriert sich auf die Neuinterpretation des Gottesbegriffs. Positive Religionen hingegen sind die verschiedenen, weltweit verbreiteten Religionen mit einer großen Zahl an Gläubigen – also alle Religionen, denen Menschen heute folgen (z.B. Katholizismus, Protestantismus, Islam). Rousseau versuchte, die Existenz Gottes und dessen Begriff aus diesen beiden Religionstypen zu erklären und zu verstehen. Die natürliche Religion wurde vor allem von Aufklärern wie Voltaire verteidigt (Deismus), während Rousseau dem Theismus zuneigte. Deismus sieht keine Notwendigkeit für organisierte Religion, respektiert aber die private Ausübung. Das Hauptproblem der natürlichen Religion liegt in der Isolierung des mythischen und rituellen Inhalts von einer natürlichen oder rationalen Grundlage der Religion. Dies führt zu einem Konflikt mit positiven Religionen, die Rituale und Gehorsam der Gläubigen betonen. Die Unterschiede sind deutlich:

  • Die Wahrheiten der natürlichen Religion beruhen auf Vernunft,
  • während die Wahrheiten positiver Religionen auf Glauben beruhen.
  • Natürliche Religion ist universell (für alle Menschen mit Verstand und Gefühlen),
  • positive Religionen sind einzigartig und von Menschen geschaffen.
  • Natürliche Religion verzichtet auf Rituale,
  • positive Religionen sehen Rituale als Teil ihrer Offenbarung.
  • Natürliche Religion fördert Toleranz und Selbstliebe,
  • Offenbarungsreligionen können zu Fanatismus und Selbstzerstörung führen.

Fanatismus entsteht, wenn eine Religion sich als einzig wahr und alleiniger Inhaber der Wahrheit betrachtet. Bigotterie ist die Ursache vieler Religionskriege. Die Verteidigung der eigenen Religion mit Waffen ist irrational. Rousseau argumentiert, dass die natürliche Religion im Herzen jedes Menschen liegt, während Offenbarungsreligionen die Menschen trennen. Religionsfreiheit basiert auf Respekt für die natürliche Religion aller und für die Offenbarungsreligionen, denen andere folgen. Rousseau plädiert für die Achtung des eigenen Glaubens unter Berücksichtigung anderer, da die natürliche Religion im Herzen jedes Menschen liegt, wo Gott am besten erkennbar ist. Zusammenfassend: Natürliche Religion ist universell, einfach, rational, ritualfrei und moralisch fundiert. Offenbarungsreligion ist einzigartig, komplex, irrational (glaubt an das Übernatürliche), ritualreich und kann, laut Rousseau, zu moralischen Fehlern wie Religionskriegen führen. Diese Unterscheidung dient dazu, religiösen Fanatismus abzulehnen und eine natürliche Religion des Herzens zu unterstützen, in der Einheit gefunden werden kann.

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