Neobehaviorismus: Kognitive Verhaltenstherapie

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Edward C. Tolman: Fokus auf Motivation und Lernen

Tolman, ausgebildet in Verhaltenstheorien, entwickelte ein Modell, das die Motivation und ihre Beziehung zum Lernen in den Mittelpunkt stellt. Er konzeptualisierte den Gedanken in konkreter Form und schlug vor, dass Druck (Bedürfnisse) das Verhalten bestimmen, welches messbar ist. Als Mathematiker, der auch Psychologie und Philosophie studierte, integrierte er verschiedene Theorien.

Vom Gesetz des Versuchs und Irrtums (Thorndike) zum zielgerichteten Verhalten:

Tolman erweiterte Thorndikes Ansatz, indem er eine systematische Lerntheorie einführte, die kognitive Faktoren berücksichtigt. Er argumentierte, dass zwischen Reiz und Reaktion kognitive Variablen (z.B. Erwartungen) existieren, die das endgültige Verhalten beeinflussen. Sein Behaviorismus untersuchte das Verhalten und seine Beziehung zum Zweck, wobei die Umwelt bei der Verhaltensbestimmung berücksichtigt wurde.

Schlüsselkonzepte:

  • Ziele, Mittel und selektive Aktivität: Beschreibende Eigenschaften des Verhaltens.
  • Flexibles, zielgerichtetes Verhalten: Individuen eignen sich Verhaltensweisen an, die veränderbar sind und auf die Erreichung eines Ziels ausgerichtet sind (Manipulation der Umwelt).
  • Prinzip des minimalen Aufwands: Verhaltensweisen folgen der Regel der Einfachheit - wir tendieren zu schnelleren Lösungen.
  • Erwartungen: Verhalten hält an, bis das Ziel erreicht ist. Erwartungen beziehen sich auf die Fähigkeit zu fühlen oder zu erwarten, dass das Ziel nahe ist.

Genetische Faktoren und zwei theoretische Konstrukte:

Tolman betonte die Bedeutung genetischer Faktoren und erkannte, dass verschiedene Organismen unterschiedlich lernen. Er führte zwei zentrale theoretische Konstrukte ein:

  1. Kognitive Karte: Wir lernen kognitive Strukturen und erstellen mentale Karten. Die Anwendung dieser Karten hängt von der jeweiligen Situation ab (z.B. Durst und der Weg zur Küche). Leistung ist die Kombination aus kognitiven Karten und dem aktuellen Bedürfnis.
  2. Motivation: Besteht aus Antrieb (inneres Bedürfnis, z.B. Hunger) und Anreiz (externer Stimulus, z.B. Nahrung), die den Impuls zum Handeln auslösen.

Bedürfnis - Verhalten - Ziel:

Bedürfnis (inneres Ungleichgewicht) -> Verhalten (Bewegungsenergie) -> Ziel (Bedürfnisbefriedigung)

Sobald das Bedürfnis erkannt ist, lernt der Körper, wie er es befriedigen kann. Dieses Wissen wird in der kognitiven Struktur gespeichert. Verhalten entsteht, wenn ein Bedürfnis eine kognitive Karte aktiviert. Die Karte wird optimiert, um den minimalen Energieaufwand zu gewährleisten.

Lernen nach Tolman:

  • Signal: Der unausgeglichene Teil des Körpers sendet ein Signal.
  • Bedeutung: Das Ziel hat eine Bedeutung (z.B. "Ich bewege mich auf ... zu, um ... zu erreichen").
  • Sinn: Kognitive Wahrnehmung des Ziels.
  • Zeichen: Wahrnehmung kognitiver Indikatoren.

Tolmans Lerntheorie basiert nicht auf Reiz-Reaktion (R-R), sondern auf Signal-Bedeutung (S-S). Lernen ist der Erwerb kognitiver Strukturen (kognitiver Karten).

Clark L. Hull: Motivation im Fokus, mathematische Sprache

Hulls Modell konzentriert sich auf die Motivation und verwendet eine verhaltensbezogene, deduktive, mathematische Sprache. Er wandte die wissenschaftliche Methode konsequent an und postulierte: "Alles, was existiert, existiert in einer bestimmten Menge, daher sollten alle Beziehungen in mathematischen Gleichungen dargestellt werden." Hull war ein Vertreter des Physikalismus in der Psychologie.

Methode: Definitionen -> Gesetze -> Theoreme -> integrierte Theorie -> Testmodell (hypothetisch-deduktiv)

Menschliches Verhalten: Interaktion zwischen Körper und Umwelt. Die Biologie des Organismus muss berücksichtigt werden, um die Anpassung an die Umwelt zu verstehen, die das Überleben sichert. Jedes Verhalten ist auf ein Ziel (Bedürfnisbefriedigung) gerichtet. Verhalten und chemische Faktoren können auf physikalische reduziert werden.

Reaktion oder Verhalten: Hängt von der Situation ab, in der sich der Körper befindet, und von der Art des zu befriedigenden Bedürfnisses.

Druck oder Antrieb: Zustand des Entzugs des Organismus, der bei allen primären Motivationen (Essen, Trinken usw.) auftritt.

Verstärkung: Druck -> Körper -> adaptive Handlungen -> verstärkt durch Befriedigung. Es gibt keine Reduktion des Bedürfnisses, wenn keine Verstärkung erfolgt.

Gewohnheiten: Richtlinien, die durch Verstärkung konditioniert wurden, d.h. anhaltende Verhaltensmuster, die durch Verstärkung erworben wurden. Sie sind mit einer Reiz-Reaktions-Verbindung verbunden. Die Reaktionen hängen von der Situation ab, in der sich der Körper befindet, und von der Art des zu lösenden Bedürfnisses. Wenn Gewohnheiten der biologischen Anpassung nicht förderlich sind, kommt es zum Aussterben.

Lernen: Eine flexiblere Art der Anpassung. Lernmodell: R-R mit Schwerpunkt auf Verstärkung. Lernen ist die Stärkung von Verbindungen oder die Bildung neuer Verbindungen.

Hulls Theorie basiert auf Postulaten und Theoremen zum Lernen.

Antrieb: Die Aktivierung des Körpers, die das Bedürfnis nach Reduktion antreibt und motiviert.

Antriebsarten:

  • Primäre Antriebe: Physiologische Zustände.
  • Sekundäre Antriebe: Erworbene Antriebe, die auf der Assoziation mit einem primären Antrieb basieren. Der Antrieb selbst kann eine Reaktion hervorrufen.

Donald O. Hebb: Neuropsychologischer Fokus auf Lernpsychologie

Hebbs Modell konzentriert sich auf die neuropsychologischen Aspekte der Lernpsychologie. Er strebte danach, Daten physiologisch abzuleiten, und war ein Reduktionist und Empiriker. Hebb versuchte, die Psychologie mit zwei verschiedenen Sprachen, der physiologischen und der psychologischen, zu verbinden. Er lehnte das Konzept der "Black Box" ab und schlug vor, die darin ablaufenden Phänomene zu untersuchen.

Gegenstand der Psychologie: Der Geist, das aktive Gehirn.

Verhalten: Ein System, das durch elektrochemische Veränderungen im neuropsychologischen System bestimmt wird.

Theorie: Es gibt keine lineare R-R-Beziehung, da die Erregungsübertragung nicht linear, sondern in Netzwerken und komplexen Schaltkreisen erfolgt. Die Reaktion hängt vom Reiz ab, da das Nervensystem nicht passiv ist und auch ohne Stimulation neuronale Aktivität aufweist (z.B. im Schlaf).

Arten von Verhalten:

  1. Sinnliche Dominanz: Einfache, autonome, muskuläre Reaktionen, bei denen die Verbindung zwischen Rezeptor und Effektor unkompliziert ist.
  2. Kognitives Verhalten: Komplexere neuronale Vermittlung.

Problemlösung (Antwort):

  1. Zellverbindungen: Aktivierung einer Reihe von Zellen oder Bereichen der Stimulation, Zelladhäsion in Bezug auf eine Idee oder ein Bild.
  2. Sequentielle Phasen: Organisation der Zellverbindungen.

Fragmentierung: Jede Abweichung von der gesamten Zelle.

Rekrutierung: Benachbarte Zellen schließen sich der Gruppe an.

Faktor T: Systematische Koordination von geordneten Mengen, um die Elemente zu kombinieren und so ein Ganzes zu bilden, wie z.B. die differenzierte Wahrnehmung. Jede Aktivität ist eine organisierte Aktivität. Wiederholte Strukturen werden entwickelt.

Lernen: Prozess, bei dem eine neuronale Einheit die Annäherung einer anderen erleichtert. Die Aufmerksamkeit ist ein Vermittler der Wahrnehmung, der die Bildung neuer Strukturen ermöglicht.

Motivation und Emotion: Bezogen auf die Phasenabfolgen von Zellverbänden und komplexen Sätzen. Emotionen sind adaptiv: Wut (neurologische Ausrichtung eines bestimmten, sich wiederholenden Musters), Angst (Veränderung der Organisation, neurologische Störung) und Liebe (verbunden mit Vergnügen und ermöglicht das Wachstum der Gehirnorganisation).

Albert Bandura: Sozial-kognitive Lerntheorie

Banduras Modell konzentriert sich auf die soziale Lernpsychologie. Er gilt als Vater der kognitiven Psychologie und erweiterte die operante Konditionierung um das Beobachtungslernen und den reziproken Determinismus.

Kritik an Skinner und der Psychoanalyse:

  • Skinner: Bandura kritisierte Skinners Extremismus, da dieser behauptete, dass nur durch die Konsequenzen gelernt wird, die das Individuum selbst erfährt. Bandura argumentierte, dass wir auch durch die Beobachtung anderer lernen.
  • Psychoanalyse: Bandura kritisierte die Psychoanalyse als zirkulär und unfähig, Veränderungen im Verhalten zu bewirken, da sie alle Schuld auf das Unbewusste schiebt.
  • Klassische Konditionierung: Bandura kritisierte die Beschränkung auf Tierversuche.

Banduras Theorie: Interne Faktoren definieren das Verhalten.

Reziproker Determinismus: Das Verhalten, die kognitiven Faktoren und die Umwelteinflüsse einer Person wirken als miteinander verbundene und gegenseitige Determinanten. Das Verhalten beeinflusst die Umwelt und umgekehrt. Diese dynamische Beziehung ermöglicht es uns zu sehen, dass Menschen reflexive Verhaltensweisen haben, anstatt automatisch zu handeln (sie sind Akteure ihrer eigenen Veränderungen).

Verhaltensweisen werden durch ihre Konsequenzen reguliert: Ähnlich wie bei der operanten Konditionierung mobilisieren Aktionen die Umwelt, was zu Effekten und Lernen führt.

Stimulus: Wird durch kognitive Faktoren vermittelt. Verhalten ist nicht nur eine Reaktion auf die Umwelt, sondern hat auch Konsequenzen für die Umwelt. Menschen analysieren ihr Verhalten (z.B. in einem Test, in dem man für eine 7,0 bezahlt wird, und wenn es schwierig ist, mehr zu lernen, um in einem zweiten Test mehr zu bekommen). Die Auswirkungen auf die Umwelt werden analysiert. Überzeugungen und Erwartungen beeinflussen die Konsequenzen.

Wirksamkeit: Aus dem Verhalten ergeben sich Erwartungen, die die Interpretation von Reizen beeinflussen und die Wirksamkeit verbessern. Wirksamkeit ist der Glaube an die Fähigkeit einer Person, die notwendigen Maßnahmen zu organisieren und durchzuführen, um zukünftige Situationen zu bewältigen. Dies wird in Schulen angewendet (z.B. wenn ich effektiv bin, habe ich Erfolgserwartungen).

Reflexion über die Konsequenzen: Wir analysieren, ob wir mit den Konsequenzen einverstanden sind, und haben daher die Möglichkeit, die Umwelt zu verändern.

Selbstverstärkung: Belohnung und Bestrafung durch sich selbst führen zu neuen Verhaltensmustern.

Selbstsystem: Kognitive Prozesse, die es mir erlauben, mein Verhalten und die Umwelt zu analysieren und zu reflektieren.

Beobachtungslernen (stellvertretendes Lernen): Wir können voneinander lernen, indem wir zuschauen und die Konsequenzen beobachten. Absichtliche oder zufällige Beobachtung und Imitation ermöglichen es dem Beobachter, aus den Erfolgen und Misserfolgen des Modells zu lernen. Alle Antworten können innovativ sein.

Beobachtung -> Konsequenzen für andere (+) oder (-) -> Imitation (Handlungsmuster). Wir imitieren Modelle, die uns ausreichend Sicherheit bieten (nicht jeden). Wenn wir nicht gut imitieren, können wir neue Verhaltensweisen generieren.

Faktoren der Modellierung:

  1. Konsequenzen: Angenehm oder unangenehm, kurz- oder langfristig.
  2. Modellmerkmale: Je ähnlicher das Modell uns ist, desto wahrscheinlicher ist die Imitation.
  3. Attribute des Beobachters: Gutes Selbstwertgefühl und Motivation fördern die Imitation.

Beobachtung: Kann absichtlich oder zufällig sein (der Körper kann entscheiden, was er lernen will, und auch zufällig lernen).

Verstärkung:

  1. Extrinsisch: Externe Verstärker, sozial regulierte Bestrafung.
  2. Intrinsisch: Innere Regulierung, Vergnügen.
  3. Stellvertretend: Erfolge und Misserfolge, die wir bei anderen beobachten, verbunden mit Verstärkung.
  4. Selbstverstärkung: Selbstgesteuerte Prozesse.

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