Die Neoklassik in der Malerei: Merkmale, Künstler und Hauptwerke
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Neoklassizistische Malerei: Merkmale und Künstler
Grundlagen und Inspiration
Die neoklassizistische Malerei ist stark von den Ideen der Aufklärung und klassischen Vorbildern inspiriert, insbesondere von römischen Friesen oder pompejanischen Wandmalereien. (Es gibt nur sehr wenige erhaltene Gemälde aus der klassischen Antike.) Typische Themen sind mythologische Szenen oder Bestattungsdarstellungen (oft auf Sarkophagen).
Stilistische Merkmale der Neoklassik
Die Zeichnung überwiegt die Farbe, beeinflusst von der Bildhauerei. Charakteristisch sind kaltes Licht und Primärfarben. Die Kompositionen sind fast immer geometrisch, perfekt ausgewogen, oft basierend auf Dreiecken, Kreisen oder Rechtecken, und strahlen eine heitere Ruhe aus.
Jacques-Louis David: Meister des Neoklassizismus
Künstlerischer Ansatz und Einfluss
Jacques-Louis David verwendete in seinen Werken oft architektonische oder neutrale Hintergründe. Das Licht ist kalt und konzeptuell, die Kompositionen sind generell ausgewogen. Seine Gemälde zeigen Heldentum, inspiriert von antiken Reliefs, deren Figuren Symmetrie und parallele Anordnung aufweisen. David malte seine Modelle, als wären sie antike Statuen; viele seiner Bilder erinnern an griechische und römische Skulpturen. Obwohl viele seiner Werke von antiken Themen inspiriert sind, gelang es ihm, ihnen eine zeitgenössische Bedeutung und eine moralische Botschaft für die damalige Gesellschaft zu verleihen. Er war ein Maler, dessen Welt eng mit der Französischen Revolution und Napoleon verbunden war.
Analyse ausgewählter Werke Davids
„Der Tod des Marat“ (1793)
„Der Tod des Marat“ ist ein Ölgemälde mit neutralem Hintergrund, da es ein historisches Ereignis darstellt. Das Bild ist einfach, aber von großer Ausdruckskraft im Akt und der Kälte des neutralen Hintergrunds. Die Komposition ist von großer Einfachheit. Der obere leere Raum betont die Größe Marats als Revolutionär. Die Objekte sind langsam und bewusst platziert. Der Tod wird hier als „Übergang vom Sein zum Nichts“ dargestellt. David wurde 1792 Mitglied des Jakobinerkonvents, der die Todesstrafe befürwortete. Das Gemälde zeichnet sich durch die Dominanz der Zeichnung über die Farbe und kühle Töne aus. Die Komposition ist friesartig angelegt, der Kopf ist hart für die Komposition geformt. Papier, Stein und andere Elemente symbolisieren das Leben.
„Der Schwur der Horatier“ (1784)
„Der Schwur der Horatier“ ist ein historisches Gemälde, das ein Thema aus der römischen Geschichte aufgreift und ein Schlüsselwerk des Neoklassizismus ist. David malte dieses Ölgemälde Ende des 18. Jahrhunderts (1784); es befindet sich heute im Louvre. Es ist ein emblematisches Werk mit einem architektonischen Hintergrund. Die Komposition ist in drei Zonen unterteilt: links die Bürger und Soldaten, rechts die Frauen und älteren Menschen. Dazwischen steht der Vater, die einzige Figur, die in der Komposition isoliert und zentral platziert ist. Die linke Gruppe bildet ein Dreieck, wodurch die gesamte Komposition dreieckig wirkt. Die drei Köpfe, Arme und Beine der Männer bilden eine Einheit, die den Blick auf den Boden lenkt. Das Licht nimmt progressiv ab, um später wieder stärker zu werden. Das Gemälde ist überwiegend rational gestaltet, wobei die Zeichnung die Farbe dominiert. Die Säulen im Hintergrund und der Boden schaffen Geometrie und lineare Perspektive. Die vorherrschenden Farben sind Rot, Grau und ein kühles Hellgrün.
„Napoleon überquert den Großen Sankt Bernhard“
Nach dem Sturz der Revolution trat David in den Dienst Napoleons und wurde zum „Künstler des Reiches“, dessen Werke die Verherrlichung des Reiches zum Ziel hatten, wie zum Beispiel „Napoleon überquert den Großen Sankt Bernhard“.
Francisco Goya: Zwischen Neoklassik und Romantik
Biografie und künstlerische Entwicklung
Francisco Goya (1746–1828) wird zwar oft dem Neoklassizismus zugeordnet, gilt aber eher als eigenständiges Genie, dessen Werk über bloße Stilstudien hinausgeht.
Goya wurde 1746 in Fuendetodos (Zaragoza) geboren. Seine Ausbildung begann er in der Werkstatt von José Martínez Luzán, wo er Gemälde anderer Künstler kopierte. Bis 1771 erhielt er den Auftrag, Fresken in der Basílica del Pilar in Zaragoza zu malen. Im Jahr 1773 heiratete er Josefa Bayeu. Später begann er, Kartons für Wandteppiche zu malen, die die königlichen Paläste schmücken sollten. 1780 gewann er den Wettbewerb der Königlichen Akademie der Schönen Künste von San Fernando mit einer Darstellung des gekreuzigten Christus. Im Jahr 1792 erlitt er eine schwere Krankheit, die ihn taub machte. Dieser Faktor trug dazu bei, dass er sich isolierte und eine Welt voller Albträume und persönlicher Ängste schuf, die sich in seinem Werk widerspiegeln, das zunehmend dunkler und stürmischer wurde. Zwischen 1792 und 1799 schuf er die Stiche der „Los Caprichos“, die diese Entwicklung widerspiegeln. Danach begann eine glanzvolle Zeit mit Werken wie den „Fresken von San Antonio de la Florida“ (Madrid), „Die Familie Karls IV.“ und den beiden „Majas“. Im Jahr 1808 erlebte er eine neue Krise aufgrund des Spanischen Unabhängigkeitskrieges. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er allein und krank. Angesichts der unerträglichen Situation in Spanien beschloss er 1823, nach Frankreich zu gehen, und starb 1828 in Bordeaux.
Goyas Frühwerk: Phase I (bis 1792)
Die erste Phase seines Schaffens zeichnet sich durch eine skizzenhafte Zeichnung und helle Farben aus, wobei Rottöne häufig vorkommen. Goya verwendete oft dreieckige Kompositionen. Die Szenen zeigen wenige Figuren und spiegeln Feste und populäre Unterhaltung wider, stets aus der Perspektive des Rokoko (ein aristokratischer Stil, der sich ab 1715 unter Ludwig XV. in Frankreich entwickelte). Goya verkleidete dabei Adlige als „Majos“ und „Manolas“. Frauen und Kinder sind stets Teil dieser Feste. In seinen Kartons für Wandteppiche zeigt sich ein Trend zwischen Klassizismus und Rokoko; die Merkmale des Rokoko überwiegen jedoch die des Klassizismus (mehr Bild, weniger Farbe). Mit der Zeit werden die Figuren in den Kartons zahlreicher (anfangs waren es nur wenige), die Kästen kleiner und die Profile schärfer, manchmal mit Flecken. Großer Wert wird auf Licht und Atmosphäre gelegt. Neben den Kartons malte Goya auch viele Porträts, die dem neoklassizistischen Moment entsprechen, ähnlich den Porträts aus den Niederlanden des 17. Jahrhunderts oder England des 18. Jahrhunderts.
Goyas Reifezeit: Phase II (1792-1808)
Die zweite Phase (1792–1808) ist die Zeit, in der Goya große Gemälde für den Hof schuf, darunter „Das Porträt der Familie Karls IV.“ und „Die nackte Maja“. Diese Phase ist durch zwei entscheidende Ereignisse geprägt: seine Taubheit nach einer Reise nach Andalusien, die eine völlige Charakterveränderung bewirkte, und der Spanische Unabhängigkeitskrieg gegen die Franzosen.