Nietzsche, Sprache und Wahrheit: Eine kritische Analyse

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Kritik der Sprache: Nietzsche, Wahrheit und Sinn

Nietzsche argumentiert, dass Sprache und Zivilisation aus einer ursprünglichen Übereinkunft der Menschen entstanden sind. Inspiriert von Hobbes' Vorstellung eines vor-gesellschaftlichen Zustands, in dem das Überleben durch den Instinkt und den "Kampf aller gegen alle" bestimmt war, entwickelte sich die Idee eines Paktes: Ich greife dich nicht an, wenn du mich nicht angreifst; ich stehle nicht, wenn du nicht stiehlst usw. Dieser Pakt ist der Ursprung der Gesellschaft.

Nietzsche zufolge wurde mit dieser ersten Übereinkunft die Sprache erfunden. Um in der Gesellschaft leben zu können, müssen wir uns auf Grundlagen einigen: Was ist schlecht, was ist gerecht, wer ist Freund oder Feind? Diese Sprache ist konventionell und drückt nicht die Wahrheit der Realität aus, sondern lediglich eine Vereinbarung. Die Wahrheit wird somit leer, eine Synthese von Übereinkünften, auf der Wissenschaft und Erkenntnis aufgebaut sind. Mit dieser Sprache konstruieren wir ein Bild der Welt, wobei das Wort "Bild" zu konventionell erscheint. Nietzsche behauptet, dass die Wahrheit nicht existiert. Ein objektives Bild der Realität ist unmöglich, da jedes Bild eine Perspektive impliziert und es keine absolute Perspektive gibt. Zwischen der Realität und unseren Konzepten gibt es Vermittler, die das Objekt filtern oder verfälschen: einfallendes Licht auf die Netzhaut, Transformation in Nervenimpulse, neuronale Decodierung, Bild im Gehirn, konzeptionelle Darstellung des Objekts. Es gibt zu viele Veränderungen, um sicherzustellen, dass unsere Konzepte die Realität korrekt repräsentieren.


Positive Kritik der Wissenschaft: Die Wissenschaften sind empirisch. Der Positivismus vertritt die Auffassung, dass nur experimentell nachweisbare Wissenschaft einen Wert hat, während Spekulationen keinen wissenschaftlichen Wert besitzen. Nietzsche hingegen argumentiert, dass die Wissenschaft versucht, die Realität in mathematische Formeln zu pressen, was jedoch nicht möglich ist. Wenn wir nur das quantifizierbare wertschätzen, lassen wir Aspekte wie Leidenschaft, Ruhm und Trauer außer Acht. Was kann uns die Wissenschaft darüber sagen? Wie können wir diese in Zahlen ausdrücken? Es ist unmöglich.

Der Behaviorismus behauptete, dass eines Tages die biochemischen Reaktionen von Emotionen erklärt werden könnten. Aber das Wissen über chemische Reaktionen im Gehirn sagt nichts über die subjektive Erfahrung aus. Die Wissenschaft kann keine moralischen Gebote aufstellen. Sie entdeckt Phänomene, sagt aber nichts darüber, wie man sie bewerten soll. Die Wissenschaft dient oft den Interessen des Staates oder anderer Interessengruppen. Wissenschaftliche Fortschritte werden oft durch Kriege vorangetrieben, da militärische Interessen die Notwendigkeit von Forschung und Entwicklung schaffen. Nietzsche argumentiert, dass die Wissenschaft die Rolle der Religion übernommen hat und vom Staat instrumentalisiert wird.

Vor der Wissenschaft war der Mensch intuitiv und verwendete Metaphern. Die Bereitschaft, wissenschaftliche Wahrheit zu akzeptieren, entspringt dem Wunsch nach Täuschung und Verführung. Es gibt Dinge, die nicht rational oder in Worten ausgedrückt werden können. Es besteht eine Angst vor dem Mangel an Wahrheit und Sinn, die durch logische Systeme und Ableitungen überdeckt werden soll. Man baut ein System auf und vermittelt den Eindruck, dass alles einen Sinn hat, weil man es durch die Brille dieses Systems betrachtet. Die Vernunft sollte nicht dazu verwendet werden, den Menschen zu definieren. Um dies zu erreichen, muss man sich auf seine Intuition verlassen.

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