Nietzsche, Vitalismus und die Krise der Vernunft im 19. Jahrhundert

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Historischer Kontext: Das 19. Jahrhundert und die Krise der Vernunft

Revolutionen und wissenschaftlicher Fortschritt

Das 19. Jahrhundert war eine Zeit großer Umbrüche. Es war das Jahrhundert der Revolutionen, beginnend mit der Französischen Revolution von 1789, die das Ancien Régime stürzte und tiefgreifende wirtschaftliche sowie soziale Veränderungen in Europa bewirkte. In dieser Zeit befand sich die Wissenschaft in einer Phase der Euphorie und wurde als Instrument zur Erfüllung aller menschlichen Bedürfnisse betrachtet.

Wirtschaftliche und philosophische Umbrüche

Doch ab dem Jahr 1870 begann der Glaube an den Fortschritt zu bröckeln. Zur politischen Instabilität gesellte sich der Beginn einer Wirtschaftskrise, die bis zum Ende des Jahrhunderts andauern sollte. In der Philosophie prägte das Hegelsche System dieses Jahrhundert, das ein neues Vernunftkonzept jenseits der Aufklärung vertrat. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zeit Nietzsches als eine Epoche der Krise der Vernunft wahrgenommen wurde. Die Vernunft, die lange Zeit als leitender Gedanke galt, begann infrage gestellt zu werden.

Aufstieg des Vitalismus

Angesichts des übermäßigen Gebrauchs der Vernunft im Hegelschen Idealismus und im Positivismus Comtes entstand eine neue Denkströmung: der Vitalismus. Diese Bewegung hatte klare Vorläufer im Empirismus, im Phänomenalismus Kants und in der Fortschrittsidee der Aufklärung. Es ist eine Philosophie, deren zentrale Achse die Steigerung der Lebenskraft und die Verteidigung des Irrationalen gegenüber dem Rationalen ist, sowie die Bejahung des Lebens als grundlegende Realität des Menschen.

Nietzsches Einfluss: Der Tod Gottes und der Vitalismus

Der „Tod Gottes“ und seine Folgen

In unserer heutigen Kultur ist die Religion oft durch die Vorstellung eines Jenseits geprägt. Im Christentum und Katholizismus hat der Glaube an Gott an Festigkeit verloren. Das menschliche Wesen passt den Glauben oft seinen persönlichen Interessen und subjektiven Kriterien an, wodurch Religion zu einem Konsumartikel wird. Dies ist eine Folge des von Nietzsche proklamierten „Todes Gottes“.

Vitalismus: Eine neue Lebensphilosophie

Der Vitalismus fordert dazu auf, im Hier und Jetzt zu leben, die Hingabe an eine transzendente Lebenssicht zu relativieren und den Sinn des Lebens in sich selbst zu finden. Dieser Vitalismus identifiziert sich mit der Kunst, dem Glück, dem Kult des Körpers und ähnlichen Aspekten.

Aspekte des Vitalismus und der modernen Kultur

Kunst und ästhetisches Verhalten

Nietzsche betonte die Pluralität und Subjektivität der Metapher. Er sah das ästhetische Verhalten als die einzig mögliche Beziehung zur Wirklichkeit, wie es in der Moderne zum Ausdruck kommt. Dabei müssen die vom Künstler inspirierten Emotionen nicht notwendigerweise mit denen des Betrachters übereinstimmen; jede Emotion und Interpretation ist gleichermaßen gültig.

Kultur des Konsums und Homogenisierung

Der Konsum hat sich auf das Bild verlagert. Eine weit verbreitete Kultur für die Masse sollte einfach, sofort verständlich und vergänglich sein. Dies wiederum führt zu einer Homogenisierung des Geschmacks.

Bildung: Tradition versus Intelligenz

Nietzsche kritisierte, dass Bildung – sowohl bei Schülern als auch bei Lehrern – oft nicht die Wahrheit, sondern Traditionen, Äußerlichkeiten oder die unbestrittene Autorität des Professors unterstützt. Er schlägt daher vor, nicht Sklave der Triebe zu sein, sondern diese auf intelligentere und effektivere Weise zu erfüllen.

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