Nietzsche: Wille zur Macht & Übermensch

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Nietzsche: Kritik an der westlichen Philosophie

Zwei philosophische Positionen stehen sich gegenüber: die apollinische und die dionysische. Die westliche Philosophie hat die dionysische Bewertung geleugnet und abgewertet. Alle westlichen philosophischen Systeme sind Erben dieses Fehlers. Nietzsche zwingt uns, dieser Tradition entgegenzutreten, die uns glauben lässt, dass alles, was dem Leben dient, negativ ist. Er spürt, dass hinter der Verachtung des Lebens eine moralische Haltung steckt.

Nietzsches Unterscheidung der Moral

Für Nietzsche gibt es zwei grundlegende Arten von Moral:

  • Herrenmoral: Edle Werte gelten als das höhere Gut. Stolz und Lebensbejahung sind zentral. Niedriges und Lebensverneinendes wird als schlecht angesehen.
  • Sklavenmoral: Diese Moral kehrt die Werte um. Gut ist nun das Unterwürfige und Sanfte, schlecht das Kriegerische und Stolze. Diese Bewertung hat im Westen gesiegt. Sie ist die Herdenmoral des Ressentiments. Christliche Moral, so Nietzsche, entspringt nicht der Liebe, sondern dem Ressentiment. Hinter schönen Worten verbergen sich Hass, Eigennutz, Eitelkeit und Dekadenz. Wenn die Triebe sich nach innen wenden, entstehen rachsüchtige und nachtragende Einstellungen.

Der Weg zum Übermenschen

Um das Leben zu bejahen, verkündet Nietzsche den Tod Gottes. Dieser Tod ist die absolute Negation der alten Werte und eröffnet die Möglichkeit eines völlig neuen Staates der Werte. Der neue Mensch, der Übermensch, ist das genaue Gegenteil des letzten Menschen. Er ist der Schöpfer der Werte und basiert auf der Liebe zum Leben.

Drei Verwandlungen zum Übermenschen

Nietzsche beschreibt drei Verwandlungen des Menschen auf seinem Weg zum Übermenschen:

  • Das Kamel: Es steht für die Annahme der erdrückenden Last. Es ist beladen mit Gesetzen und Bestimmungen, nicht kreativ und akzeptiert seine Last.
  • Der Löwe: Er befreit sich von erdrückenden und unnatürlichen Lasten. Sein letzter Kampf ist gegen Gott, Moral und Werte. Der Löwe steht für das "Ich will", strebt nach Freiheit und zerstört alle einschränkenden Werte.
  • Das Kind: Es stellt den kreativen und spontanen Willen dar, die wahre Freiheit, die nicht nur Reaktion ist. Das Kind steht für die Existenz und das Abenteuerspiel, es ist natürlich und sagt aufrichtig Ja zum Leben.

Der Wille zur Macht

Der Übermensch hat nur den Willen zur Macht. Dieser Wille ist die Domäne, die Kraft, die Lebenskraft. Aber der Wille zur Macht ist nicht nur die Stärke des Stärkeren, sondern die Macht des Schöpfers. Der Wille zur Macht steht gegen den Willen der Ungleichheit. Je stärker und kreativer das Leben ist, desto eher neigt es dazu, Hierarchie und Ungleichheit zu verhängen. Der Wunsch nach Gleichheit ist ein Versuch, alles Einzigartige und Außergewöhnliche auf das Gewöhnliche und Mittelmäßige zu reduzieren.

Verbindung zu Platon

Platons Einfluss auf die westliche Philosophie ist enorm. Nietzsche kritisiert jedoch Platons Aufteilung der Wirklichkeit in eine sinnliche und eine verständliche Sphäre als Angriff auf das Leben. Er argumentiert, dass eine solche transzendente Welt nicht existiert und erfunden wurde, um die materielle Welt abzuwerten. Nietzsche sieht Platon als Verbündeten des Christentums, der die Eigenwerte des starken Menschen zugunsten der Schwachen verurteilt. Er schlägt vor, die Situation umzukehren und die menschlichen Werte wiederherzustellen, wobei der Starke die Aufgabe des Übermenschen übernimmt.

Nietzsches Kritik an der Metaphysik

Nietzsches Philosophie ist eine radikale Kritik der westlichen Kultur seit Sokrates. In Anlehnung an seinen Lehrer unterscheidet Platon die Welt der Ideen und die Welt der Dinge. Die gesamte Philosophie hatte die Welt der Ideen auf Kosten der sinnlichen Welt betont. Nietzsche meint jedoch, dass das einzig Wahre das ist, was vernünftig ist. Für ihn ist die Wirklichkeit ein ewiger Fluss, wie Heraklit sagte. Nichts ist statisch, und der ständige Fluss der Wirklichkeit kann nur durch die Sinne wahrgenommen werden, nicht durch die Vernunft. Die Sinne sind es, die die Wahrheit sagen, nicht die Vernunft.

Die Metaphysik war Ausdruck einer Art und Weise, die Dinge zu bewerten, die dazu geführt hat, das Leben der Menschen zu schwächen und zu täuschen. Für Nietzsche ist das Leben die primäre Kraft und grundlegende Quelle aller Existenz. Er bezeichnet es als "Wille zur Macht", ein Impuls, der sich tief im Universum manifestiert.

Apollinisch und Dionysisch

Das Leben ist die effektive Verwirklichung des Willens zur Macht. Sein Ausdruck führt zu aufeinanderfolgenden Lebensformen, die immer perfekter werden. Die niederen Formen vergehen im Interesse der Verbesserung. Wie die Helden der griechischen Tragödien, die ihr Schicksal ohne zu klagen akzeptieren, muss der Mensch die Lebenskraft akzeptieren, zu der wir gehören. Um diese Idee zu erklären, verwendet Nietzsche zwei Begriffe: das Apollinische und das Dionysische. Apollo ist der Gott der Vernunft, der Klarheit, der Proportion und der Ruhe, während Dionysos der Gott der Stärke, des Lebens, der Emotionen und des lebendigen Ausdrucks ist. Apollo und Dionysos symbolisieren die Opposition und den Antagonismus der Gegensätze in jedem von uns.

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