Nietzsches Kernkonzepte: Übermensch, Wille zur Macht & Ewige Wiederkunft

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Nietzsches Übermensch: Jenseits von Gut und Böse

Friedrich Nietzsche verkündete den Tod Gottes. Aus dieser Erkenntnis ergeben sich zwei mögliche Wege für den Menschen: der des letzten Menschen oder der des Übermenschen. Der Übermensch ist eine Figur, die das irdische Leben bejaht und die absolute Negation alter Werte als Chance begreift, neue zu affirmieren. Er stellt den Gegenpol zum letzten Menschen dar, dessen Werte auf einem Jenseits basieren.

Der Übermensch ist der Sinn des Lebens selbst. Er leugnet oder verkehrt nicht bloß alte Werte, sondern schafft neue, die dem Sinn des Lebens treu bleiben. Unbeeindruckt von den Zumutungen der herrschenden Moral, entsteht dieser neue Mensch aus der Anstrengung des Willens, um den dekadenten Menschen der westlichen Kultur zu ersetzen.

Die drei Metamorphosen zum Übermenschen

Nietzsche beschreibt drei Metamorphosen, die der Mensch durchläuft, um zum Übermenschen zu werden:

  • Das Kamel: Der Lastenträger

    Das Kamel trägt die schwere Last der Moral. Dieses Gewicht wird ihm von außen auferlegt. Die milenarischen Werte lasten daher auf dem Menschen der westlichen Kultur, der sich ihnen unterwirft.

  • Der Löwe: Der Verneiner

    Das Kamel verwandelt sich in einen Löwen, der sich befreien und „Ich will“ sagen will. Er lehnt unterdrückende und unnatürliche Gebote ab. Der Löwe ist die Metapher für die Negation etablierter Werte und repräsentiert die Kritik an der traditionellen Moral. Er weiß jedoch nur, „Nein“ zu sagen und ist unfähig, neue Werte zu schaffen.

  • Das Kind: Der Schöpfer

    Der Löwe verwandelt sich in ein Kind, das „Ja“ sagt. Es symbolisiert den schöpferischen Geist, Unschuld, das Vergessen alter Werte und einen Neuanfang. Es steht für die Existenz als Abenteuer, ein schöpferisches Spiel und ein natürliches, ehrliches Leben. Das Kind schafft neue Werte für ein Leben jenseits von Gut und Böse. Dies ist der Übermensch.

Der Wille zur Macht: Lebensbejahung und Schöpfung

Nach dem Tod Gottes muss der Übermensch neue Werte generieren, die alte ersetzen und sich vom Willen zur Macht leiten lassen. Dieser Wille bedeutet nicht bloß den Wunsch nach persönlicher Herrschaft, instinktiver Kraft oder materiellem Besitz, sondern ist primär eine schöpferische Macht und Lebenskraft.

Im Gegensatz zu Schopenhauer, dessen Wille auf die Beendigung des schmerzhaften Lebens durch den Tod abzielt, ist Nietzsches Wille zur Macht eine radikale Bejahung des Lebens selbst – nicht der Wunsch, dem Nichts des Todes beizutreten.

Die Ewige Wiederkunft des Gleichen: Die höchste Bejahung

Nietzsche spricht von seiner Intuition der ewigen Wiederkunft des Gleichen. Dies bedeutet, dass sich zeitliche Zyklen unendlich wiederholen: Alles, was jemals geschehen ist, wird sich unendlich oft wiederholen. Die ewige Wiederkunft ist die unendliche Wiederholung alles Existierenden, eine zyklische Vision, die bereits bei einigen griechischen Denkern zu finden war und der linearen Zeitauffassung des Judentums und Christentums mit ihrem Anfang und Ende entgegensteht.

Für Nietzsche gibt es kein Jenseits und kein besseres Leben, sondern nur dieses eine irdische Leben, das sich immer wiederholt. Die Lehre, die Zarathustra verkündet, fordert dazu auf, die Notwendigkeit zu bejahen und jeden Augenblick so zu schätzen, als ob man ihn unendlich oft wiedererleben müsste.

Die ewige Wiederkunft ist eine moralische Lehre, die fordert, so zu leben, dass man jeden Augenblick unendlich oft wiedererleben wollen würde – dies ist die höchste Pflicht. Nietzsche argumentiert, dass das Universum eine begrenzte Menge an Energie besitzt, die Zeit jedoch unendlich ist. Die möglichen Kombinationen dieser Energie sind daher endlich. Jeder Zustand des Universums muss sich demnach bereits unendlich oft ereignet haben und wird sich wieder ereignen. Nietzsche betont, dass es nur dieses eine irdische Leben gibt, das wir so leben sollen, als ob wir es unendlich oft wiedererleben müssten.

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