Nietzsches Kritik: Moral, Metaphysik und Wissenschaft
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Nietzsches Kritik an Moral und Metaphysik
Die moralische Kritik: Herren- und Sklavenmoral
Nietzsches moralische Kritik richtet sich gegen Funktionen, die im Christentum verankert sind. Für Nietzsche ist diese Moral unnatürlich, da sie natürliche Impulse kontrolliert. Dies führt dazu, dass Menschen zu Sklaven werden, die Werte wie Demut und Bescheidenheit verteidigen, um Zugang zu einem anderen, besseren Leben zu erhalten. Daher soll die Macht die Herrenmoral aktiv und kreativ schaffen, im Gegensatz zur Sklavenmoral, die ein Racheinstinkt gegen jedes andere, bessere Leben ist. So versucht die Religion, die Sklavenmoral zu fördern und zu rechtfertigen. Deshalb kritisiert Nietzsche die etablierte Religion, die die Entfremdung des Menschen verursacht und eine Hommage an die Schwachen darstellt.
Kritik an der Philosophie: Statische Realität und Zwei-Welten-Lehre
Die schärfste Kritik Nietzsches richtet sich gegen die Philosophie, da sie die Realität als statisch und unveränderlich betrachtet. Dabei müssen zwei Aspekte unterschieden werden: der logische und der erkenntnistheoretische.
Logische Kritik: Die Vorstellung einer statischen Realität
Der erste Aspekt kritisiert die Vorstellung einer Realität, die zu statisch, unveränderlich und unbeweglich ist, sowie den Glauben an zwei Welten: die „scheinbare“ (die sensible und wandelbare Wirklichkeit) und die „reale Welt“ (äquivalent zur Welt der Ideen). Diese Separierung ist laut Nietzsche auf philosophische Vorurteile gegen das Leben und insbesondere gegen dessen Erscheinungsformen zurückzuführen und ist ein Symptom der Dekadenz. Die traditionellen metaphysischen Fehler fasst Nietzsche in den vier Thesen der „Götzen-Dämmerung“ zusammen.
Erkenntnistheoretische Kritik: Genese von Kategorien und Konzepten
Die erkenntnistheoretische Kritik der Metaphysik richtet sich auf die Genese der Kategorien und Konzepte. Der Fehler liegt in der Vorstellung, dass die traditionelle Metaphysik versucht, eine Korrespondenz zwischen Konzepten und der Erkenntnisfähigkeit herzustellen und somit eine gemeinsame Essenz aufzeigen will. Nietzsche gibt die Konzepte nicht auf, da sie notwendig sind, um die Welt zu erfassen und sich in ihr sicher zu bewegen. Dieser Fehler entsteht durch die Gestaltung der Begriffsbildung, da sie einem logischen Prozess folgt, der für frühere Philosophen maßgeblich war. Daher schlägt Nietzsche vor, dass die Realität nur durch ein ästhetisches (kreatives und ephemeres) Verhalten erfasst werden kann. Er sagt auch, dass es eine enge, konstituierende Beziehung zwischen dem Begriff und Sprache gibt, sodass die grundlegenden Entwürfe des Philosophen durch die Sprache bedingt sind und umgekehrt. Da die Konzepte der traditionellen Metaphysik auf der Sprache basieren, täuschen sie uns.
Kritik an der Wissenschaft: Mechanismus und Positivismus
Schließlich übt er Kritik an der mechanistischen und positivistischen Wissenschaft, da diese versucht, absolutes Wissen durch Logik, Mathematik und Gesetze zu erlangen, die für die gesamte Wirklichkeit gelten sollen. Demgegenüber schlägt er eine Wissenschaft vor, deren Basis die Unschuld und die Freiheit des Geistes ist und die die Freude am Leben sowie die Schaffung einer Gesellschaft freier Geister ermöglicht.