Nietzsches Kritik an Vernunft und Sprache
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Die Kritik am Begriff der Vernunft konzentriert sich auf zwei Hauptaspekte:
Zwei Hauptaspekte der Vernunftkritik
1. Der empiristische Standpunkt Nietzsches
Nietzsche nimmt einen empiristischen Standpunkt der Erkenntnistheorie ein. Die Umkehrung des traditionellen Ansatzes stellt die sinnliche Erfahrung über die Vernunft: Die Sinne zeigen uns die reale Welt (dank ihnen ist experimentelle Wissenschaft möglich), während die Vernunft das Zeugnis der Sinne entstellt und eine scheinbare, irreführende Welt schafft.
2. Die Sprache als Verfälscher der Wirklichkeit
Die Kritik der Vernunft ist eine Analyse der Sprache, denn diese verfälscht die Wirklichkeit und nicht die Vernunft. Der Mensch muss zwangsläufig dem Irrtum verfallen, weil er ein Opfer der Sprache ist.
Sprachliche Probleme und ihre Auswirkungen
Die Sprache führt zu zwei wesentlichen Problemen:
Verwechslung von Wörtern und Dingen
Die Sprache verwirrt uns, indem sie uns dazu bringt, Wörter mit den Dingen zu verwechseln. Sie lässt uns glauben, dass für jede Tatsache notwendigerweise ein Wort existiert. Wenn wir beispielsweise das Personalpronomen „Ich“ haben, impliziert dies ein einheitliches, unveränderliches Subjekt. Während es in Nietzsches Auffassung unter dem „Ich“ nur eine Vielzahl von Instinkten und Momenten in ständigem Kampf gibt.
Die Täuschung durch Begriffsbildung
Die Sprache täuscht uns durch ihre Funktionsweise, besonders bei der Bildung von Begriffen: Die Fähigkeit zur Verallgemeinerung scheint die Existenz einheitlicher und dauerhafter Dinge zu bestätigen. Obwohl sich alles ständig ändert, bleibt der Name bestehen, und so scheint es, durch die Arbeit der Sprache und ihre Bindungsfähigkeit, dass die Dinge unverändert sind. Konzepte sollen dazu dienen, eine Vielzahl von individuellen Dingen oder Realitäten zu erfassen, die in Wahrheit niemals identisch sind. Das Konzept wurde willkürlich geschaffen, indem individuelle Unterschiede ignoriert wurden, als ob die Natur keine solche Einzigartigkeit besäße. Die Worte sind eine Reihe von Verallgemeinerungen, die durch Gewohnheiten und Praktiken auferlegt wurden – bloße Konventionen oder vergessene Metaphern.
Wie Sprache eine scheinbare Welt schafft
Der Mensch, durch die Sprache verführt, wurde in die Schaffung einer Welt hineingezogen, die wir nun dazu bestimmt sind, als Realität zu interpretieren. Aus dem Wort „Ich“ entsteht das Konzept des Willens, der Substanz, die als Ursache der Handlungen zugrunde liegt und für immer bestehen bleibt. Der Mensch übertrug dieses Schema dann auf andere Bereiche der Wirklichkeit: Einerseits sehen wir Akteure und Aktionen (z.B. „es regnet Regen“), andererseits Substanz und Akzidenzien (z.B. „Pedro ist groß“).
Die Falle der Grammatik und des „Ich“
Nietzsche sagt also, dass der Irrtum über das Selbst die Sprache zu seinen Gunsten hat. Und wir können uns nicht von Gott lösen, solange wir Opfer der Sprache sind und weiterhin blindlings an die Grammatik glauben.