Nietzsches Kritik an westlicher Rationalität
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Nietzsches Kritik an westlicher Rationalität und Moderne
Nietzsches Philosophie kritisiert die westliche Selbstgefälligkeit. Der Westen glaubt, die einzige Kultur zu sein, die im Besitz von Wissen und Wahrheit ist, wissenschaftlich und rational, basierend auf universellen Gesetzen. Nietzsche bezweifelt jedoch, dass die westliche Kultur in einer Illusion lebt. Die Mehrheit konstruiert eine unwirkliche Welt, die auf der Verkalkung von Metaphern und Konzepten basiert, um in der wirklichen Realität zu überleben. Diese Realität ist geprägt von konstantem Wandel, Unterschied, Chaos und dem unaufhörlichen Fluss, wie Heraklit es beschrieb. Angesichts dieser ständigen Veränderung lehnt der Westen die Sinne ab und setzt sein volles Vertrauen in die Vernunft.
Die genealogische Methode Nietzsches
Nietzsche verwendet die genealogische Methode, um die Ursprünge der westlichen Kultur zu erforschen und ihre Methoden zur Beurteilung der Welt zu verstehen. Diese Methode zeigt, dass die westliche Kultur aus Angst entsteht und nicht aus dem Streben nach Wahrheit. Sie verbirgt sich unter dem Willen zur Macht, der die Philosophen mumifiziert. Unsere Verwundbarkeit gegenüber dem Chaos setzt die Vernunft in Gang, um eine irreale Welt zu konstruieren, in der alles organisiert ist und uns das Überleben ermöglicht.
Sprache und die Erschaffung einer unwirklichen Welt
Die westliche Kultur erschafft diese unwirkliche Welt ausgehend von der Sprache und ihrem metaphorischen Charakter. Sprache entsteht aus der Notwendigkeit, die eigenen Lebenserfahrungen auszudrücken. Sie kann die Realität nicht replizieren, sondern ist eine Form der Schöpfung, die mehr ausdrückt als beschreibt. Ausgehend von der Unfähigkeit, die Freiheit zu unterstützen, werden Metaphern zu Konzepten, die von allen geteilt werden. Die Erstellung von Konzepten durchläuft mehrere Stufen: vom Eindruck der sich wandelnden Realität, die der Einzelne erfährt, über das Bild, das das Gefühl als Metapher zu kopieren versucht, bis hin zum Wort, mit dem wir ähnliche Situationen ausdrücken. So entsteht ein kompaktes Herdenverhalten, das Konzept erstarrt die Metapher und vermeidet die Gefahr, die Vielfalt und Unbehagen erzeugt.
Wahrheit, Lüge und der Übermensch
Diese gesellschaftliche Konvention, bestimmte Wörter in bestimmten Situationen und Kontexten zu verwenden, definiert die Wahrheit. Wer diese Begriffe als wahr akzeptiert, wird als Teil der Herde betrachtet. Wer sie ablehnt, wird mit dem Konzept der Lüge belegt, um die Sicherheit des Bundes nicht zu gefährden. Nietzsche klassifiziert diejenigen, die den Bund akzeptieren, als schwach und Teil der Herde. Diejenigen, die an ihre eigenen Wahrheiten und ihre eigene Realität glauben, sind die Starken, die Übermenschen.
Perspektivismus und die Fülle der Individualität
In Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne verteidigt Nietzsche den Perspektivismus. Ausgehend von der Genealogie der Sprache argumentiert er, dass es keine reale Welt gibt, sondern dass wir verschiedene Interpretationen erschaffen, um sie zu organisieren. Für Nietzsche ist das Wichtigste, die Fülle der Individualität zu erleben und zu lernen, als Vielheit zu leben. Der Begriff, der der Wirklichkeit am nächsten kommt, ist "Leben", da es die Veränderungen, die Individualität, die Vielfalt und letztlich eine Perspektive repräsentiert.
Nihilismus und die Zerstörung der Werte
Nietzsche sieht den Zusammenbruch der westlichen Kultur voraus, da ihre Werte auf einer trügerischen Welt basieren. Diese Krankheit nennt er Nihilismus. Die Gesellschaft leidet an einem passiven Nihilismus, dem unser Philosoph mit einem aktiven Nihilismus begegnet. Dieser erfordert die Zerstörung der alten Werte und die Schaffung neuer, individueller und einzigartiger Werte, um die Gesundheit des Menschen wiederherzustellen. Dieser Prozess erfordert den "Tod Gottes", der die Zerstörung von Werten und Kultur bedeutet. Von dort aus werden wir unsere eigenen Werte durch den Willen zur Macht aufbauen und so den Weg der individuellen Befreiung beschreiten. Diesen Weg kann nur der Übermensch erreichen, der Schöpfer eigener Werte und die Medizin gegen den passiven Nihilismus der Kultur. Dieser Übermensch wird sein eigener Gott sein, da er seine Werte frei und ohne Muster erschafft, im Gegensatz zum schwachen Herdenmenschen, der den Werten der Mehrheit folgt.
Die Heilung der westlichen Kultur durch Kunst
Nietzsche sieht die Heilung der westlichen Kultur in der Schaffung neuer Werte aus dem Perspektivismus heraus. Es gibt keine absolute Wahrheit oder Realität, da diese im ständigen Wandel ist. Die Kunst spielt dabei eine wichtige Rolle, da sie sich auf die individuelle Realität bezieht und den Übermenschen in einem Meer des ständigen Wandels ohne Angst leben lässt.