Nietzsches Philosophie: Einflüsse, Vitalismus & Kritik

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Nietzsches Philosophie: Einflüsse, Vitalismus & Kritik

Philosophische Einflüsse auf Nietzsche

Nietzsches Philosophie steht Heraklits Gedanken nahe, insbesondere in dessen Anspruch auf die Unschuld des Werdens. Im Gegensatz dazu sah Nietzsche in Anaximander den ersten Philosophen, der die bloße Existenz als Ungerechtigkeit oder Sünde verstand, die mit dem Tod gesühnt werden muss. In dieser Linie der moralischen Verurteilung des Daseins stehen auch die Vorschläge von Parmenides, Sokrates und Platon. Nietzsches Philosophie hingegen wäre dem relativistischen Ansatz des Protagoras und der moralischen Kritik der Sophisten wie Kallikles und Thrasymachos näher.

Direkte Vorläufer Nietzsches finden sich in der Aufklärung, mit der Nietzsche die Kritik des Aberglaubens und der kirchlichen Macht teilte. Allerdings lehnte Nietzsche die Aufklärung im Sinne Kants ab. Für Nietzsche war es weder möglich, christliche Dogmen auf der Basis der praktischen Vernunft zu begründen, noch gab es Grund, einen moralischen Fortschritt der Menschheit zu erwarten. Von Schopenhauer übernahm Nietzsche einige grundlegende Ideen für seine Philosophie, wie beispielsweise die Kritik des deutschen Idealismus.

Vitalismus und die „Meister des Verdachts“

Für Nietzsche nahm Wagner das Aussehen eines freien Geistes an. Im Gegensatz zur positivistischen Rationalität etablierte sich der philosophische Vitalismus. Alle vitalistischen Philosophien verstehen das Leben als grundlegender als die Vernunft. Sowohl Ortega y Gasset als auch Nietzsche werden als vitalistische Philosophen betrachtet. In jedem Fall soll Nietzsches Philosophie das Leben zum absoluten Kriterium machen, das zur Bewertung von Metaphysik und Moral in der Geschichte der Philosophie dienen soll.

Nietzsche wird auch der Gruppe der sogenannten „Meister des Verdachts“ zugerechnet, zu der neben ihm auch Freud und Marx gehören. Nietzsche führt den Ursprung unserer moralischen Vorstellungen und der dahinterstehenden Lebensweise auf die Unterscheidung zwischen „stark“ und „schwach“ zurück.

Kritik der Metaphysik, Moral und christlichen Religion

Nietzsches Kritik der westlichen Zivilisation deckt einen Großteil seiner späteren Arbeiten ab. Durch psychologische Analyse erkennt Nietzsche das Phänomen des Nihilismus hinter all den großen Werten unserer Kultur.

Kritik der abendländischen Metaphysik

Die abendländische Metaphysik ist laut Nietzsche nihilistisch und wurde von Sokrates und Platon korrumpiert. Erstere war der Triumph der Vernunft über das Leben, Letztere eine Konstruktion einer „wirklichen Welt“ gegenüber der „scheinbaren Welt“. Die Ursache dieser „Flucht aus der Welt“ repräsentiert nach Nietzsche einen sehr dekadenten Geist des Hasses auf das Leben. Nur Heraklit wurde von Nietzsches Kritik verschont; er war der Einzige, der die Realität der „scheinbaren Welt“ verteidigte. Auch in seiner Kritik der abendländischen Metaphysik teilt Nietzsche mit Ortega y Gasset die Ansicht, dass es keine „Wahrheiten an sich“ gibt, sondern nur Perspektiven und Interpretationen.

Kritik der westlichen Moral

Die westliche Moral wird ebenfalls von Nietzsche kritisiert; sie ist das Produkt des „Sklavenaufstands“. Laut Nietzsche, inspiriert durch das homerische Epos, ist die ursprüngliche Bedeutung von „gut“ edel und kraftvoll, während „schlecht“ vulgär oder plebejisch ist.

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