Nietzsches Philosophie: Kritik an Metaphysik, Sprache & Vernunft
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Nietzsches Kritik der Metaphysik: Schein und Realität
Das Aussehen (Schein) in der Metaphysik
Für traditionelle Philosophen ist das Aussehen, der bloße Schein, stets eine Ursache für Irrtümer. Es entstammt den Sinnen und ist daher unrealistisch. Da die Veränderung der Wirklichkeit unseren Sinnen die Unmöglichkeit einer wirklich stabilen Welt aufzeigt, suchten diese Philosophen die Wahrheit in einer Welt jenseits unserer Wahrnehmung – einer realen Welt im Gegensatz zur offensichtlichen. Diese Leugnung des Erscheinens als wirkliche Kritik ist ein Thema, das in der deutschen Philosophie diskutiert wird.
Kritik an der Suche nach Stabilität und Beständigkeit
Die im Text erwähnten Vorurteile der Vernunft beziehen sich auf Skeptizismus, den Hass auf Veränderung und Bewegung, sowie die Suche nach dem Recht auf Stabilität in einer imaginären Welt leerer Begriffe, wo nur Chaos und Evolution herrschen. Selbst im Wissen, dass dies ein Irrtum ist, benötigen wir es, da diese Konzepte bereits Teil der sprachlichen Strukturen sind, mit denen wir sprechen und denken.
Nietzsches Sprachkritik: Substanz und das Ich
Der Begriff der Substanz in der Philosophie
Der Begriff der Substanz ist etwas undurchsichtig (das, was in sich selbst existiert und nicht in einem anderen) und hat unterschiedliche Interpretationen erfahren. Empiristen, und unter ihnen Locke, kritisierten den Missbrauch dieses Begriffs durch die Rationalisten. Für den empiristischen Philosophen war die Substanz etwas, von dem wir keinen direkten Eindruck haben, abgesehen von einigen Merkmalen, die wir wahrnehmen. In gewissem Maße scheint Nietzsche mit Locke in seiner Kritik an der Substanz übereinzustimmen.
Das Ich als metaphysische Substanz
Dies ist ein weiterer Fall eines von der Vernunft geschaffenen Begriffs, der in Wirklichkeit jedoch völlig leer ist, da es keine denkende Substanz gibt, die unverändert über die Zeit existiert. Die Metaphysik der Sprache und der Fetischismus führen uns zu diesem Irrtum der Annahme des Selbst als Substanz.
Nietzsches Sprachkritik: Sein und Vernunft
Der Begriff des Seins und Abstraktion
Für Nietzsche sind Konzepte das Ergebnis eines Abstraktionsprozesses, der die Eigenheiten dessen ignoriert, was er zu beschreiben versucht. In diesem Kontext bezieht er sich speziell auf das Konzept des Seins, das vorgibt, die Wirklichkeit als Ganzes zu erfassen und sie in eine starre Einheit zu verwandeln, die keinen Raum für Veränderung und Individualität lässt.
Die Vernunft als "weibliche Betrügerin"
Die Vernunft, jene menschliche Fähigkeit, die uns von den Tieren unterscheidet und von Rationalisten so gerühmt wird, ist für Nietzsche eine "weibliche Betrügerin". Sie besitzt keine angeborenen Ideen, täuscht uns bei der Interpretation der Sinnesbeweise, ist irreführend und schafft Welten ohne Wahrheit.
Nietzsches Metaphysikkritik: Schein und Dekadenz
Die scheinbare Welt und die "reale" Welt
Für Nietzsche ist die scheinbare Welt, die mit den Sinnen wahrgenommene Welt, die einzig wahre. Doch die traditionelle Metaphysik hat eine andere Welt konstruiert, die sie als wahr, unveränderlich und perfekt bezeichnete. Diese Merkmale entsprechen jedoch keiner Realität. Der Grund für die Erschaffung dieser Welt liegt jedoch in Ressentiments gegenüber dem Leben, in Dekadenz und in der Verachtung für die Werte dieses Lebens.
Dekadentes Leben und der Abstieg der Kultur
Ein Kennzeichen der westlichen Kultur ist die Verteidigung von Werten, die im Gegensatz zum Leben stehen, und der Glaube an eine 'reale' Welt als Grundlage dieser Werte. Dieser Rückgang wurde durch mehrere Perioden verfolgt, von der Harmonie zwischen der dionysischen und der apollinischen Welt im antiken Griechenland bis zur Gegenwart, die uns die Möglichkeit gibt, den Platonismus zu überwinden.