Novecentismo, Avantgarde & Generation '27: Literatur des frühen 20. Jh.

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Literarische Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts

In den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts traten in Spanien bedeutende literarische Strömungen hervor: der Novecentismo, die Avantgarde und die Generation von '27. Diese Bewegungen prägten die literarische Landschaft nachhaltig.

Novecentismo: Methodik und Ästhetik

Der Novecentismo ist eine literarische Bewegung, die Autoren zwischen der Generation von '98 und der Generation von '27 vereint. Sie zeichnen sich durch folgende Aspekte aus:

  • Methodisches Vorgehen: Sie legen Wert auf Methode und meiden die Improvisation und Inspiration früherer Autoren.
  • Wissenschaftliches Interesse: Sie zeigen ein ausgeprägtes Interesse an Geisteswissenschaften wie Medizin, Philosophie und Kunst.
  • Akademische Bildung: Im Gegensatz zu den oft autodidaktischen Autoren der Generation von '98 besitzen sie meist eine Hochschulausbildung.

Allgemeine Eigenschaften des Novecentismo

  • Ästhetisches Interesse am literarischen Werk.
  • Bewusstsein, die intellektuelle Elite ihrer Zeit darzustellen.
  • Reflexion über Politik und Kultur der Zeit.

Der Essay (die Studie) war die von den Autoren des Novecentismo bevorzugte Gattung.

Stilistische Merkmale

  • Ablehnung der Spontaneität.
  • Suche nach gutem Geschmack und lexikalischer Präzision in ihren Schriften.

Die Avantgarde: Bruch mit der Tradition

Die intellektuelle Neugier ermöglichte es, dass neue künstlerische und literarische Tendenzen in Spanien Fuß fassten. Diese wurden unter dem Namen Avantgarde bekannt. Unter diesem Begriff versteht man eine Reihe künstlerischer Bewegungen, die durch den Wunsch nach radikaler Erneuerung und den Einsatz neuer technischer und formaler Mittel gekennzeichnet sind. Diese Erneuerung erfasste alle Bereiche der Kunst: Skulptur, Malerei, Kino, Literatur usw. Im Bereich der bildenden Kunst beispielsweise betraf dies die Verwendung neuer Materialien, in der Literatur den erneuerten Einsatz innovativer Techniken und Sprache.

Ein Schlüsselwerk zum Verständnis dieser Tendenz ist Die Entmenschlichung der Kunst von Ortega y Gasset. Die Avantgarde zeichnet sich aus durch:

  • Universalität: Sie ist ein universelles Phänomen, das sich in den kulturellen Metropolen weltweit manifestiert.
  • Traditionsbruch: Sie ist durch die vollständige Ablehnung der ihr vorausgehenden traditionellen Kunst gekennzeichnet.
  • Rationalität: Sie ist intellektuell und rational, d.h. sie basiert nicht auf Gefühlen, sondern auf dem Denken.

Wichtige avantgardistische Bewegungen

Einige der wichtigsten Strömungen waren:

  • Kubismus: Initiiert vom Maler Pablo Picasso, wurde er vom Dichter Guillaume Apollinaire in die Literatur übertragen. Der Kubismus versucht, die Realität durch die Mischung zufälliger Bilder und Begriffe zu rekonstruieren. Ein wichtiger Beitrag war das Kalligramm. Er arbeitet mit multiplen Perspektiven, um die Wirklichkeit durch die Gleichzeitigkeit ihrer Formen darzustellen.
  • Futurismus: Initiiert von Filippo Tommaso Marinetti, bezieht der Futurismus seine Themen aus Mechanisierung, Geschwindigkeit und Technologie. Er preist alle Merkmale der Moderne und versucht, die Realität in Bewegung darzustellen.
  • Surrealismus: Diese Bewegung erlangte die größte Bedeutung in der Literatur. Die Themen des Surrealismus stehen in direkter Beziehung zum Unterbewusstsein. Er versucht, das tatsächliche Funktionieren des Denkens ohne die Kontrolle der Vernunft auszudrücken. Das wichtigste Thema ist die Verherrlichung der Traumwelt und des Irrationalen.

Die Generation von '27: Tradition und Erneuerung

Als Generation von '27 wird eine Gruppe spanischer Dichter bezeichnet, die überwiegend in den 1890er und frühen 1900er Jahren geboren wurden und gemeinsame Merkmale sowie enge persönliche Beziehungen aufwiesen, die sie als literarische Generation definieren. Der Name bezieht sich auf das Jahr 1927, in dem viele von ihnen an einer Hommage an den Barockdichter Luis de Góngora teilnahmen, dessen Werk sie bewunderten.

Generell zeigen diese Autoren eine zweifache Ausrichtung:

  • Einerseits schätzen sie die reiche Tradition der spanischen Literatur (von der Volksdichtung über Klassiker wie Góngora bis hin zu Juan Ramón Jiménez).
  • Andererseits fühlen sie sich von den zeitgenössischen avantgardistischen Bewegungen beeinflusst und integrieren deren Innovationen in ihr Schaffen.

Wichtige Vertreter sind: Pedro Salinas, Jorge Guillén, Gerardo Diego, Dámaso Alonso, Federico García Lorca, Vicente Aleixandre, Rafael Alberti und Luis Cernuda.

Thematisch beschäftigen sich die Mitglieder dieser Generation mit zentralen menschlichen Anliegen wie Liebe, Zeit, Tod, Natur, Stadtleben und anderen existenziellen Fragen.

Stilistisch legen sie großen Wert auf die poetische Sprache, formale Perfektion und die kreative Nutzung sprachlicher Mittel. Ihr Ziel ist es, die Realität nicht nur abzubilden, sondern sie durch die Dichtung neu zu erschaffen oder ihre tiefere Essenz zu erfassen.

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