Ortega y Gasset: Leben, Zeit und Philosophie

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Hintergrund

Biografie

José Ortega y Gasset wurde in Madrid in einer bürgerlichen Familie geboren, die seinen journalistischen Stil prägte. Er promovierte in Philosophie an der Universität Madrid und erhielt den Lehrstuhl für Metaphysik. Er gründete die Zeitung El Sol und die Revista de Occidente. Er widmete sich auch der Lehre, engagierte sich in der Politik und veröffentlichte mehrere Bücher. Vor seinem Tod versöhnte er sich mit der Kirche.

Historischer Kontext

Frühes 20. Jahrhundert

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war geprägt von Revolutionen, zwei Weltkriegen und der russischen Oktoberrevolution. Die USA profitierten industriell, erlebten aber auch den Börsencrash von New York 1929. Europa verlor seine politische und wirtschaftliche Führungsrolle an die USA und die UdSSR. Dies führte zu einer Krise der Demokratie und dem Aufstieg von Autoritarismus, Faschismus und Diktaturen. In den industrialisierten Ländern Europas brachten die "Roaring Twenties" den Wunsch, die Schrecken des Ersten Weltkriegs zu vergessen.

Nachkriegszeit

Nach zwei Weltkriegen lag Europa erschüttert darnieder. Der nationalsozialistische Völkermord führte zur Unterdrückung demokratischer und kommunistischer Ideologien und zur Emigration vieler Intellektueller, unter anderem in die USA. Im Laufe der Zeit setzten sich in den meisten westeuropäischen Staaten demokratische Verfassungen durch, oft verbunden mit stärkerem staatlichen Interventionismus.

Situation in Spanien

Spanien strebte einen kulturellen Wiederaufbau und eine Öffnung nach Europa an. Es musste sich jedoch internen Spaltungen und gesellschaftlichen Problemen stellen. Spanien durchlief politisch mehrere Phasen: die Restauration der Monarchie, die Diktatur Primo de Riveras, die Zweite Republik und die Franco-Diktatur.

Das 'Problem Spanien' und Kultur

Ein prägendes Ereignis für Ortegas Generation war der Verlust der letzten spanischen Kolonien 1898. Dies veranlasste Intellektuelle zur Reflexion über das "Problem Spanien". Spanien wurde im Vergleich zum übrigen Europa als rückständig wahrgenommen. Kulturell bedeutete die Nachkriegszeit in Europa oft den Triumph von Relativismus und Skeptizismus. Spanien erlebte jedoch eine kulturelle Blütezeit ("Silbernes Zeitalter") in Literatur, bildender Kunst und Philosophie.

Ortegas Philosophie

Ortegas Philosophie ist eine Synthese zwischen Idealismus und Realismus. Sein Denken ist einflussreich. Es betont die Werte des Lebens (Vitalismus) und die Verbindung von Gefühl und Vernunft.

Einflüsse: Vitalismus und Historismus

In Europa wurden zwei Strömungen diskutiert, die Ortega beeinflussten: Vitalismus und Historismus. Für den Vitalismus ist die Essenz der Realität das Leben; für den Historismus ist die Geschichte die entscheidende Tatsache menschlicher Existenz. Ortega prägte zwei Schlüsselbegriffe: vitale Vernunft (razón vital) und historische Vernunft (razón histórica).

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts geriet der wissenschaftliche Positivismus in die Krise. Drei große philosophische Strömungen traten hervor:

  • Lebensphilosophie
  • Phänomenologie
  • Existentialismus

Weitere Einflüsse

Die wichtigsten Einflüsse auf Ortega kamen von den Klassikern (insbesondere der griechischen Philosophie) und der kontinentaleuropäischen Philosophie (vor allem deutscher Idealismus und Neukantianismus).

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