Ortegas Philosophie: Leben, Kultur und Glaube
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Ortegas Philosophie: Ich und meine Umstände
Ortega y Gasset prägte den Begriff "Adanismus", um die Tendenz zu kritisieren, intellektuelle Traditionen zu ignorieren und bei Null anzufangen. In seinem Werk "Adán en el paraíso" (Adam im Paradies) deutet er diesen Gedanken an und legt damit den Grundstein für seine spätere Philosophie.
Das Leben als dynamische Interaktion
Ortega betont zwei Aspekte:
- Lebensqualität: Das menschliche Leben ist mehr als bloße Existenz.
- Umstände: Die Welt um uns herum ist kein bloßes Objekt, sondern ein *Szenario*, in dem wir handeln.
Unser Leben ist ein ständiger, dynamischer Umgang mit der Welt. Es ist eine "lästige Pflicht", eine Herausforderung.
Metaphysik des Lebens
Ortega entwickelt eine neue Metaphysik des Lebens. Der Mensch erlebt das Leben als eine Tragödie, die sich *außerhalb* seiner selbst abspielt. Die Identität jedes Menschen ist sein eigenes Projekt, die Rolle, die er im Drama seiner Existenz spielt. Ein Leben ohne Projekt ist nicht nur unverbindlich, sondern *nicht existent*.
Der Mensch ist in seine Umstände "geworfen" und muss bestimmen, was er sein wird. Ortega betont, dass der Mensch keine Natur hat, sondern *Geschichte* ist.
Authentizität, Leben und Kultur
Jeder Mensch ist ein "vitales Programm", eine Realität, die nach Verwirklichung strebt. Es gibt zwei Möglichkeiten:
- Authentisches Leben: Der Mensch folgt seiner inneren Berufung.
- Unauthentisches Leben: Der Mensch vernachlässigt seine Berufung und gibt sich dem Typischen hin.
Das Leben ist ein Problem, eine ständige Auseinandersetzung mit sich selbst und dem eigenen vitalen Programm.
Glaube und Kultur
Die Authentifizierung der Kultur
Kultur muss authentifiziert werden. Wir können uns ihrer Echtheit nie sicher sein, aber wir haben keine andere Wahl, als danach zu suchen. Ortega behauptet, dass ein Mensch ohne Überzeugungen eine fiktive Person ist.
Ideen und Überzeugungen
Ortega unterscheidet zwischen Ideen und Überzeugungen:
- Ideen: Gedanken, die wir entwickeln, übernehmen und imitieren können. Sie sind "Ereignisse" im menschlichen Leben.
- Überzeugungen: Sie sind *bereits in uns*, bilden den Inhalt unseres Lebens und leiten unser Handeln, ohne dass wir sie bewusst denken müssen.
Ideen sind Gegenstand unseres Diskurses, während Überzeugungen das Fundament bilden.
Verschiedene Arten von Überzeugungen
Überzeugungen sind vielfältig. Sie leiten unser Verhalten, auch wenn sie nicht explizit formuliert sind. Beispiele:
- Der Glaube an Naturgesetze.
- Der Glaube, dass wir morgen weiterleben werden.
Diese Überzeugungen haben die gleiche grundlegende Funktion: Sie ermöglichen uns, in der Welt zu handeln und zu leben.