Pädagogische Lehrstile, Lernphasen und Bewertungsmethoden
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Lehrstile und Lernansätze
Die Wahl des Lehrstils beeinflusst maßgeblich den Lernprozess und die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden. Verschiedene Ansätze ermöglichen eine flexible Gestaltung des Unterrichts, von direkter Kontrolle bis hin zu selbstgesteuertem Lernen.
Direkte Anweisung (Direct Command)
- Der Lehrende gibt dem Lernenden einen Impuls und erwartet eine spezifische Reaktion.
- Dieser Stil eignet sich für sehr strukturierte Lernumgebungen.
- Der Lehrende trifft alle Entscheidungen.
- Er ermöglicht die vollständige Kontrolle über das Verhalten (Belohnungen und Strafen) und die Ausführung.
- Alle Lernenden führen die gleiche Aufgabe mit der gleichen Anzahl an Wiederholungen und Intensität aus.
Aufgabenstil (Task Style)
- Der Lehrende legt die Aufgabe fest und entscheidet, wie sie bewertet wird.
- Es ermöglicht eine stärkere Individualisierung: Der Lernende kontrolliert den Fertigstellungsgrad, die Anzahl der Wiederholungen, Start- und Stoppzeiten der Aktivität sowie Pausen.
- Minimale soziale Interaktion.
- Erhöhte Motivation für die Aufgaben.
- Fördert die Beziehung des Lernenden zum Lehrenden.
Gegenseitiges Lehren (Reciprocal Teaching)
- Lernende treffen Entscheidungen in der Umsetzungs- und Evaluationsphase.
- Der Lehrende gibt die Agenda und die Aktivitätsstruktur vor.
- Es wird in Paaren gearbeitet: Einer führt aus, der andere beobachtet und korrigiert.
- Die Aufgabe wird klar vermittelt.
- Es gibt etablierte Standards oder Kriterien für die Bewertung.
- Rollenwechsel innerhalb derselben Einheit und Aufgabe.
- Der Lehrende belebt und beobachtet die Ausführenden, gibt Korrekturen und Anregungen.
Lernen in Kleingruppen
- Ähnlich dem gegenseitigen Lehren, jedoch mit mehr als zwei Lernenden.
- Lernende treffen Entscheidungen in der Umsetzungs- und Evaluationsphase.
- Der Lehrende gibt die Agenda und die Aktivitätsstruktur vor.
- Rollenverteilung: Einer führt aus, der/die andere/n beobachten und korrigieren, ein weiterer gibt Hinweise.
- Vorteile durch die Reduzierung der gleichzeitig aktiven Personen.
- Erleichtert Pausen zwischen den Ausführungsphasen der Aufgabe.
Individualisierte Lernprogramme
- Lernende treffen Entscheidungen in der Umsetzungs- und Evaluationsphase (Selbstkontrolle).
- Der Lehrende bestimmt die auszuführende Arbeit, die individuell bearbeitet wird.
- Normalerweise wird ein Register verwendet.
- Das Hauptziel ist es, die Lernenden zur Eigenverantwortung im Lernprozess zu befähigen.
- Es wird an komplexen Programmen gearbeitet.
- Lernende können die Zusammenarbeit mit dem Lehrenden zeitlich abstimmen.
Geführte Entdeckung
- Der Lehrende lehrt nicht nach einem Modell. Das Programm bewertet und präsentiert Situationen oder Fragen, die die Lernenden zur Problemlösung führen.
- Das Problem muss neuartig sein.
- Lernende suchen verbal nach Lösungen und setzen diese dann motorisch um.
- Der Lehrende gibt niemals die Antwort vor.
- Alle Antworten sollten bestärkt werden.
- Die Probleme müssen dem Niveau der Lernenden angepasst sein.
Problemlösung
- Der Lehrende stellt der gesamten Gruppe ein Problem. Alle Antworten sind wertvoll, die gültigste wird ausgewählt.
- Ziel ist es, die motorische Reaktion der Lernenden zu priorisieren.
- Es wird keinem spezifischen Modell gefolgt.
- Führt zu einem reichhaltigen motorischen Ergebnis durch Exploration.
Kreativität im Lernprozess
- Das Hauptziel ist es, kreative und spontane Reaktionen zu provozieren.
- Der Unterschied zur Problemlösung besteht darin, dass hier alle Antworten wertgeschätzt werden (keine Auswahl der besten).
- Synektik wird als Ressource genutzt.
Lernziele und Zieldefinition
Die Definition klarer Ziele ist entscheidend für den Lernerfolg und die Strukturierung von Bildungsprozessen.
Allgemeine Lernziele
Entwicklung der Fähigkeit, sich durch körperliche Bewegung im Raum zu bewegen und zu orientieren.
Spezifische Lernziele
Lernen und berufliche Entwicklung.
Operationale Ziele (Terminalziele)
Der Anwender kann bis zu 2000 m innerhalb von 12 Minuten zurücklegen.
Methoden der Praxis und Übung
Die Auswahl der Übungsmethode beeinflusst die Effizienz des Lernens und die Entwicklung spezifischer Fähigkeiten.
Globale Methoden
- Rein global, mit Fokus auf die Betreuung und Umsetzung von Veränderungen.
Analytische Methoden
- Progressiv, sequenziell, rein (nützlich zur Verbesserung komplexer Aufgaben oder spezifischer motorischer Bewegungen, Übungen von Sequenzen).
Gemischte Methoden
- Kombination der vorherigen Methoden.
Bewertung von Schwierigkeit und Anstrengung (MIDE)
Die MIDE-Methode dient der Einschätzung der Anforderungen einer Aktivität.
- 1. Schweregrad der natürlichen Umgebung.
- 2. Orientierung: Fähigkeit, eine Route zu wählen und beizubehalten.
- 3. Schwierigkeitsgrad der Bewegung (z.B. Wandern, Klettern).
- 4. Erforderlicher Aufwand für die Durchführung der Aktivität.
Berechnung nach MIDE-Schema
- Berechnung der Gehzeit unter Berücksichtigung des Höhenunterschieds:
- Aufsteigend: 400 Höhenmeter pro Stunde.
- Absteigend: 600 Höhenmeter pro Stunde.
- Berechnung der Gehzeit unter Berücksichtigung der horizontalen Strecke:
- 5 km/h (Straßen und Schotterwege).
- 4 km/h (Reitwege, ebene Pfade und Wiesen).
- 3 km/h (schlechte Wege, felsiges Gelände und Flussbetten).
Begründung der Unterrichtseinheit (UD)
Die Begründung einer Unterrichtseinheit umfasst verschiedene Aspekte, die ihre Relevanz und Umsetzbarkeit sicherstellen.
- Bezug zur allgemeinen Programmierung und Zeitplanung.
- Verbindungen zu anderen Einheiten bezüglich Zielen und Inhalten.
- Anpassung an die Merkmale der Lernenden, deren Umgebung und die Lernumgebung.
Organisationsformen des Unterrichts
Die Organisation des Unterrichts kann variieren, um unterschiedliche Lernziele und Gruppengrößen zu berücksichtigen.
- Einzelstation – nur eine Aufgabe.
- Mehrere Stationen – eine Aufgabe.
- Einzelstation – mehrere Aufgaben.
- Mehrere Stationen – mehrere Aufgaben.
Motorisches Lernen: Modelle und Phasen
Motorisches Lernen beschreibt den Prozess, durch den Bewegungsfähigkeiten erworben und verfeinert werden.
Lernmodelle im motorischen Bereich
- Assoziatives Lernen: Stimulus-Reaktion-Verstärkung.
- Gestaltlernen: Versuch-Irrtum-Wahrnehmung.
- Hierarchische Kontrolle: Programme niedrigerer Ordnung – Zentraler Ausgangsprozessor – Erfahrung + Fähigkeitsniveau – Informationen höherer Ordnung – Programme... Unterroutinen werden wiederholt.
Phasen des motorischen Lernens
Der Erwerb motorischer Fähigkeiten durchläuft typischerweise mehrere Phasen.
Kognitive Phase
- Anfangsphase des Verständnisses.
- Kognitiver Charakter, um die Aufgabe zu verstehen.
- Gesamterfassung der Aufgabe, Zielsetzung und wirksamste Strategien.
- Aufbau eines kognitiven Schemas (Cognitive Mapping).
- Erlernen der räumlich-zeitlichen Dimensionen.
- Starke visuelle Kontrolle der Bewegungen.
- Komplexität abhängig von: Aufgabenkomplexität, Vorerfahrungen, Wahrnehmungsfähigkeiten.
- Übung zur Verinnerlichung des Bewegungsablaufs.
- Wahrnehmungsfehler können zu falschen Reaktionen führen.
- Schrittweise Entwicklung der selektiven Aufmerksamkeit.
Assoziative Phase
- Variable Dauer der Phase.
- Weitere Verfeinerungen der Aktionen.
- Bessere Informationsdiskriminierung.
- Schwerwiegende Fehler verschwinden.
- Effektivere Nutzung der Sensibilität.
- Bedeutung emotionaler Aspekte.
Autonome Phase
- Höchste Organisation der Fertigkeitselemente.
- Erhöhte Stabilität der Ausführung.
- Weniger bewusste Aufmerksamkeit.
- Dominanz der propriozeptiven Kontrolle über die Ausführung.
- Technische Verfeinerung.
Einflussfaktoren auf das Lernen
Verschiedene Faktoren, sowohl intrinsischer als auch extrinsischer Natur, beeinflussen den Lernerfolg.
Intrinsische Faktoren
- Motivation.
- Strukturelle und funktionelle Fähigkeiten (Lernmuster und -grenzen, selbstgesteuertes Lernen, Zielsetzung, Transfernutzung, Feedback).
Extrinsische Faktoren
- Soziale Gruppenzusammensetzung.
- Homogene Gruppierung der Lernenden.
- Art des Unterrichts.
- Unterstützende visuelle Methoden.
- Dauer des Kurses.
- Anzahl und Intensität des Trainings.
- Fehlerkorrektur.
- Evaluation und Ziele.
- Anordnung der Lernsituationen.
- Soziale und kulturelle Faktoren.
Bewertung und Evaluation im Lernprozess
Die Bewertung ist ein integraler Bestandteil des Lernprozesses und dient verschiedenen Zwecken.
Initial (Diagnostische Bewertung)
- Ihre Funktion ist diagnostisch. Sie bestimmt das Vorhandensein oder Fehlen von Voraussetzungen, das Beherrschungsniveau von Fertigkeiten, Lernschwierigkeiten, etc.
- Wird zu Beginn des Lernprozesses durchgeführt, um eine passende Ausgangsbasis zu schaffen.
- Als Instrumente können Interviews, Beobachtungsverfahren, anfängliche Fragebögen etc. verwendet werden.
Kontinuierliche oder Formative Bewertung
- Ihre Funktion ist es, Lehrende und Lernende über den Fortschritt im Lernprozess zu informieren.
- Sie bestimmt, ob die Prozessziele erreicht werden, und hilft, mögliche Fehler frühzeitig zu erkennen.
- Als Instrumente werden hauptsächlich Beobachtungen und Feedback genutzt.
Summative Bewertung
- Ihr Ziel ist es, den Lernenden eine Bilanz der Wirksamkeit des Prozesses und der erreichten Entwicklung zu geben.
- Sie wird nach einer längeren Zeitspanne, am Ende einer Unterrichtseinheit oder vor einer Abschlussprüfung durchgeführt.
- Es werden Prüfungen, Inspektionen, Tests und Beobachtungen der Ergebnisse verwendet.
Intrinsische (Selbstbezogene) Bewertung
- Sie beurteilt den Status des Lernenden bezüglich seines eigenen Niveaus und Fortschritts. Sie motiviert die Lernenden.
- Dient nicht nur als Hinweis darauf, wie weit die Lernenden von ihren Zielen entfernt sind.
Normative (Gruppenbezogene) Bewertung
- Sie verwendet eine Referenzgruppe, d.h., sie bewertet die Position der Lernenden anhand von Gemeinsamkeiten und Unterschieden mit anderen. Der Fortschritt der Lernenden wird auf dieser Grundlage beurteilt.
- Sie neigt dazu, Lernende im Vergleich zur Gruppe zu klassifizieren, gibt aber keine klare Auskunft über ihre individuellen Fähigkeiten. Sie sollte durch andere Methoden ergänzt werden.
Kriteriumsbezogene Bewertung
- Sie bewertet den absoluten Status der Lernenden, d.h., ob sie die Konzepte, Verfahren und Einstellungen in den aktuell vorgeschlagenen Aktivitäten gelernt haben.
- Sie zielt darauf ab, den Fortschritt zu bewerten und festzustellen, ob die vorgeschlagenen Ziele erreicht wurden.
Evaluationsbereiche
- 1. Bewertung der Lernenden: Erreichung der Ziele.
- 2. Evaluation des Lernprozesses.
- 3. Evaluation des Lehrenden.