Pädagogische und Psychologische Konzepte: Entwicklung, Lernen und Kinderernährung
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Vygotskys psychologische Prozesse und die Zone der nächsten Entwicklung
Nach Lew Wygotski gibt es in psychologischen Prozessen stets zwei Ebenen. Handeln wir in der Zone der nächsten Entwicklung (ZNE), findet Lernen statt. Dieser Prozess der Interaktion zwischen Lehrer und Schüler im Unterricht ist entscheidend für die individuelle Entwicklung.
Die zwei Ebenen der Entwicklung
- Aktueller Entwicklungsstand: Dies ist die Menge an Aktivitäten, die das Kind bereits verinnerlicht hat und alleine ausführen kann.
- Potenzieller Entwicklungsstand: Dies umfasst Aktivitäten und Lernprozesse, die sich in der Verinnerlichung befinden. Zu diesem Zeitpunkt benötigt das Kind die Hilfe einer Bezugsperson, damit das Lernen stattfinden kann. Dieser Lernbereich wird als Zone der nächsten Entwicklung (ZNE) bezeichnet.
Entwicklung tritt somit ein, wenn Erwachsene in dieser Zone der nächsten Entwicklung agieren, in der Kinder durch Interaktion lernen. Sobald eine Aufgabe verinnerlicht ist, kann das Kind sie alleine lösen.
Höhere psychische Prozesse: Zwei Stufen der Aneignung
Höhere psychische Prozesse oder Aneignungen erfolgen in zwei Stufen:
- Interpersonale Ebene (zwischenmenschlich): Dies ist die soziale Ebene, die zwischen Menschen, also zwischen Kind und Erwachsenem, stattfindet. Die Sprache beginnt hier als Kommunikationsmittel in der Interaktion mit dem Lehrer.
- Intrapersonale Ebene (innerpsychisch): Dies ist die Internalisierung des Prozesses, er wird individuell. Im Falle der Sprache wird sie verinnerlicht und zu innerem Sprechen, einem Werkzeug zum Denken, das nicht zur Kommunikation mit Dritten dient.
Grundlagen der Kinderernährung
Was ist gemischte Ernährung?
Gemischte Ernährung ist die Kombination aus natürlicher (Stillen) und künstlicher Ernährung (Flaschennahrung), oft von Kinderärzten verschrieben.
Vorteile der künstlichen Ernährung gegenüber der natürlichen
- Die Flasche kann von jeder Person verabreicht werden.
- Mit der Flasche ist die genaue Menge der getrunkenen Milch bekannt.
- Die Ernährung der Mutter (z.B. Alkohol, Nikotin, Drogen) beeinflusst das Kind nicht direkt.
Was ist Beikost?
Beikost besteht aus fester Nahrung. Sie wird ab dem sechsten Monat empfohlen, da die Muttermilch allein nicht mehr ausreicht, um den Nährstoffbedarf zu decken.
Entwicklungstheorien: Behaviorismus und Strukturalismus
Was ist der Unterschied zwischen behavioristischen und strukturalistischen Theorien?
Behavioristische Theorien
Behavioristen sind empirisch orientiert und betonen externe Faktoren in der Entwicklung. Verhaltensänderungen sind eine Folge von Umwelteinflüssen. Das Individuum wird als „leeres Blatt Papier“ betrachtet, auf das Umwelterfahrungen geschrieben werden, unabhängig von Entwicklungsphasen. Bekannte Vertreter sind Pawlow, Watson und Skinner.
Strukturalistische oder organismische Theorien
Diese Theorien sind rationalistisch orientiert und betonen interne Faktoren in der Entwicklung. Individuen verfügen über interne Strukturen, die Reize aus der Umwelt auswählen, organisieren und adaptive Reaktionen produzieren, die zur Problemlösung in verschiedenen Entwicklungsstufen führen. Bekannte Vertreter sind Piaget, Wallon und Freud.
Frühintervention: Bedeutung und Wirksamkeit
Was ist Frühintervention und welche Elemente tragen zu ihrer Wirksamkeit bei?
Je früher Mängel behoben werden, desto besser sind die Heilungschancen. Die Bedeutung der Frühintervention, z.B. bei Taubheit, liegt in folgenden Aspekten:
- Plastizität des Nervensystems: Die Fähigkeit des Gehirns, sich anzupassen und zu verändern.
- Vielseitigkeit: Die Fähigkeit, alternative Wege zur Anpassung oder zum Erwerb von Verhaltensweisen zu finden.
- Fähigkeit zur Erholung: Die Möglichkeit zur Wiederherstellung, wenn entsprechende Erfahrungen gemacht werden.
Piagets Spielarten in der kindlichen Entwicklung
Welche Spielarten unterscheidet Piaget?
- Übungsspiel (sensomotorisch): Bis zu 2 Jahren. Fokussiert auf den eigenen Körper und die dabei entstehenden Empfindungen. Spielen durch Sinne und Bewegung: Kennenlernen von Ursache und Wirkung, Motorik, Geräuscherkennung und erste Kommunikationsfähigkeiten.
- Symbolisches Spiel: Zwischen 3 und 6 Jahren. Die Aufmerksamkeit richtet sich zunehmend auf die Umgebung, wobei ein Gegenstand, eine Handlung oder eine Szene symbolisch dargestellt wird. Beispiel: Ein Besenstiel wird zum Pferd.
- Regelspiel: Ab 5 oder 6 Jahren. Bietet die Möglichkeit, strategisches und logisches Denken zu entwickeln. Fördert Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, räumliche Orientierung und das Erlernen von Kooperation und Abwechseln. Beispiele: Verstecken, Rennen, Murmeln, Brettspiele.
Schritte bei Aktivitäten des künstlerischen Ausdrucks
- Einführung in die Tätigkeit
- Vorbereitung der Materialien
- Auftragsabwicklung (Durchführung)
- Aufräumen, Reinigung und Entsorgung der Materialien
- Teilen der gemachten Erfahrung
Die Eingewöhnungszeit in pädagogischen Einrichtungen
Wie gestaltet man die Eingewöhnungszeit?
Die Eingewöhnungszeit ist geprägt von der Trennung zwischen Kind und Familie und den damit verbundenen Gefühlen von Furcht und Angst.
Wichtige Aspekte der Eingewöhnung
- Der „Weg“ oder „Prozess“ braucht Zeit.
- Es ist ein interner Prozess, den das Kind selbst entwickeln muss.
- Der Anpassungsprozess hat mit der inneren Welt des Kindes zu tun.
- Die Familie erlebt ebenfalls Trennungsangst.
- Für das Kind ist es wichtig, eine zeitliche Struktur und die Gewissheit zu haben, dass es wieder abgeholt wird.
Die Rolle der Erzieherin in dieser Zeit
- Die Gefühle des Kindes respektieren und es beruhigen. Trauer nicht unterdrücken.
- Schrittweise Einführung in die Einrichtung.
- Aktivitäten planen, die den Kindern helfen, sich einzuleben. Elternbesuche in der Einrichtung ermöglichen.
- Adaptives Verhalten beachten und verstärken, unangemessenes Verhalten nicht verstärken.
- Besondere Aufmerksamkeit schenken, wenn das Kind sich in Aktivitäten integriert.
- Zusammenarbeit mit der Familie.
Kooperationsmaßnahmen zur Eingewöhnung
- Erstgespräch und Besichtigung der Einrichtung mit den Eltern, Kennenlernen der Räumlichkeiten.
- Am ersten Tag kann die Anwesenheit eines Elternteils vorgeschlagen werden.
Nährstoffe: Energiegehalt, Zusammensetzung und Funktionen
Verschiedene Nährstoffe: Energiegehalt und Zusammensetzung
Nährstoffe werden in zwei Hauptkategorien unterteilt:
- Energielieferanten: Kohlenhydrate, Lipide und Proteine.
- Nicht-Energielieferanten: Wasser, Vitamine und Mineralstoffe.
Kohlenhydrate
Kohlenhydrate (Zucker) bestehen aus den Atomen C, H und O und werden unterteilt in:
- Monosaccharide: Glukose, Galaktose und Fruktose.
- Disaccharide: Laktose und Saccharose.
- Polysaccharide: Stärke und Glykogen.
Lipide
Lipide sind Verbindungen aus Glycerin und drei Fettsäuremolekülen.
Proteine
Proteine haben eine sehr komplexe Zusammensetzung und bestehen aus Aminosäureketten. Der minimale Proteinbedarf liegt bei 1-3 g pro kg Körpergewicht pro Tag, variiert mit dem Alter und wird zum Aufbau oder zur Reparatur von Zellgewebe verwendet.
Kaloriengehalt der Nährstoffe (kcal/g)
- Kohlenhydrate: 4 kcal/g
- Protein: 4 kcal/g
- Fett: 9 kcal/g
Welche Funktionen haben die verschiedenen Nährstoffe im Körper?
Die Nährstoffe erfüllen drei Hauptfunktionen: Energielieferung, Regulation und Aufbau (Plastizität).
- Lipide: Mindestbedarf 2-3 g pro kg Körpergewicht pro Tag.
- Kohlenhydrate: Mindestbedarf 10-15 g pro kg Körpergewicht pro Tag. Die Zufuhr von Galaktose ist wichtig für die Reifung des Nervensystems.
- Wasser: Ein wesentlicher Bestandteil der Ernährung. Der Bedarf variiert mit dem Alter: Erwachsene benötigen 30-50 ml pro kg Körpergewicht pro Tag, Kinder 100-150 ml pro kg Körpergewicht pro Tag.
Der Energiebedarf eines wachsenden Körpers hängt ab von:
- Grundumsatz: Der Energieaufwand des Körpers in absoluter Ruhe, sowohl physisch als auch psychisch. Der minimale Energiebedarf variiert mit dem Alter: von 75 kcal pro kg Körpergewicht in den ersten 18 Lebensmonaten bis zu 25-30 kcal pro kg Körpergewicht im Erwachsenenalter.
- Wachstumsbedarf: Für jedes Gramm Gewichtszunahme werden ca. 2,5 Kalorien benötigt.
- Verluste durch Ausscheidungen: Etwa 10% der aufgenommenen Nahrung gehen durch Ausscheidungen verloren.
- Spezifisch-dynamische Wirkung der Nahrung (SDW): Energieaufwand, der durch die Aufnahme, Verdauung und Verwertung der Nahrung entsteht, in der Regel zwischen 4-8 kcal pro kg Körpergewicht pro Tag.
Konzepte von „offenem“ und „geschlossenem“ Inhalt
Unterschied zwischen „offenem“ und „geschlossenem“ Inhalt
- Geschlossener Inhalt: Bezieht sich auf unseren genetischen Code, der durch Lernerfahrungen nicht verändert werden kann. Zum Beispiel kann der Mensch nicht fliegen.
- Offener Inhalt: Bezieht sich auf Entwicklungspotenziale und den Erwerb spezifischer Verhaltensweisen. Zum Beispiel wird man mit der Fähigkeit geboren, Sprache zu lernen, die jedoch nur durch tatsächliches Lernen erworben wird. Wir sind darauf programmiert, zu lernen.
Gestaltpsychologie und Wahrnehmungsgesetze
Wie werden sensorische Informationen nach der Gestaltpsychologie organisiert?
Die Gestaltpsychologie betrachtet Erscheinungen oder Wahrnehmungen als autonome Einheiten oder Ganzheiten, die eine interne Koordination aufweisen und eigenen Gesetzen folgen.
Nennen und erklären Sie mindestens drei Wahrnehmungsgesetze der Gestaltpsychologie.
- Gesetz der guten Gestalt (Prägnanz): Wenn mehrere Reize gruppiert sind, werden sie eher als die einfachste und nahtloseste formale Konfiguration wahrgenommen.
- Gesetz der Nähe: Der Abstand zwischen Reizen beeinflusst, wie sie wahrgenommen werden – entweder als isolierte Einheiten, als verschiedene Gruppen oder als ein einheitliches Ganzes.