Paläochristliche Kunst: Ursprünge, Bauten & Symbole
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Paläochristliche Kunst: Entstehung und Merkmale
Die paläochristliche Kunst markiert den Beginn einer neuen Typologie von Bauwerken und dekorativer Kunst im westlichen Kulturkreis. Ihr historischer Kontext ist geprägt von den Anfängen des Christentums, das zunächst nur wenige Anhänger hatte und verboten war. Entstanden in Palästina, insbesondere in Bethlehem, gewann es allmählich an Zuspruch. Im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. erreichten die Christenverfolgungen ihren Höhepunkt, konnten die Ausbreitung des Glaubens jedoch nicht aufhalten. Kaiser Konstantin überdachte schließlich das christliche Dogma angesichts der Probleme des Reiches und gewährte den Christen im Jahr 313 n. Chr. mit dem Edikt von Mailand die freie Religionsausübung.
Phasen der paläochristlichen Kunst
Man unterscheidet hauptsächlich zwei Phasen:
- Vorkonstantinische Zeit: 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.
- Konstantinische Zeit: 313 bis 476 n. Chr.
Vorkonstantinische Zeit (1.-3. Jh. n. Chr.)
Aufgrund der Verfolgungen versammelten sich Christen in unauffälligen, getarnten Gebäuden, sogenannten tituli. Dies waren oft Privathäuser oder Räumlichkeiten über Geschäften und Werkstätten. Ein gut erhaltenes Beispiel eines titulus befindet sich in Dura Europos.
Katakomben: Frühe christliche Friedhöfe
Katakomben dienten als unterirdische Friedhöfe. Entgegen mancher Annahmen waren sie keine generellen Verstecke während der Verfolgungen, da sie von legalen Bestattungsvereinen (collegia) verwaltet wurden. Sie bestehen aus einem Netzwerk von Gängen, in deren Wände Nischen (loculi) für die Gräber eingelassen wurden. Je nach Bedeutung des Verstorbenen gab es unterschiedliche Grabtypen.
Dekoration und Ikonographie der Katakomben:
- Die Wände wurden mit Malereien verziert, die stilistisch noch einfach waren.
- Es entwickelte sich eine neue christliche Ikonographie, die oft heidnische Bildmotive aufgriff und umdeutete.
- Wichtige Themen und Symbole waren:
- Die Orans (Betende Figur)
- Der Gute Hirte
- Das Christusmonogramm (Chi-Rho)
- Szenen aus dem Alten und Neuen Testament
- Der Phönix und der Pfau als Symbole des ewigen Lebens
Ab dem frühen 3. Jahrhundert wurden auch Sarkophage mit Reliefs geschmückt, die meist an den Wänden der Grabkammern aufgestellt wurden. Die Reliefs zeigten anfangs symbolische Motive wie den Striegel (strigilis), später kamen komplexere Darstellungen, das Chi-Rho oder Medaillons mit Porträts hinzu.
Konstantinische Zeit (313-476 n. Chr.)
Mit der Anerkennung des Christentums setzte ein wahrer Bauboom ein. Es entstanden zahlreiche repräsentative Gedenk- und Sakralbauten.
Wichtige Daten dieser Epoche
- 313 n. Chr.: Edikt von Mailand (Religionsfreiheit für Christen)
- 325 n. Chr.: Konzil von Nicäa (Festlegung wichtiger Glaubensgrundsätze)
- 391 n. Chr.: Das Christentum wird faktisch zur Staatsreligion und heidnische Kulte werden verboten.
Architektur der konstantinischen Zeit
Zu den wichtigsten Bautypen dieser Zeit gehören:
Die Basilika
Die christliche Basilika diente als Hauptort für die Feier der Messe. Sie war oft ein langgestreckter Bau, der durch Säulenreihen in drei oder fünf Schiffe unterteilt war. Das Mittelschiff war in der Regel höher und breiter als die Seitenschiffe und erhielt durch einen Obergaden Licht. Am Ende des Mittelschiffs befand sich die halbrunde Apsis, in der der Altar stand, oft von einem Ziborium (Baldachin) überdacht. Ein Triumphbogen trennte häufig die Apsis vom Langhaus. Der Dachstuhl war meist eine offene Holzkonstruktion. Manchmal gab es Emporen (Matronäen) für Frauen. Unter dem Altar konnte sich eine Krypta oder Confessio mit Reliquien befinden. Traditionell saßen die Männer auf der rechten (Evangelien-)Seite und die Frauen auf der linken (Epistel-)Seite. Ein Vorhof (Atrium) mit einem Brunnen und eine Vorhalle (Narthex) für Ungetaufte (Katechumenen) konnten dem eigentlichen Kirchenbau vorgelagert sein.
Weitere Bautypen
- Baptisterium: Ein meist zentralisierter Rund- oder Polygonalbau für die Taufe, mit einem Taufbecken in der Mitte.
- Mausoleum: Ein repräsentativer Grabbau, oft ebenfalls als Zentralbau konzipiert, mit einem Altar für Gedächtnismessen. Der innere Umgang (Ambulatorium) konnte von einer oberen Galerie begleitet sein.
- Martyrium: Eine Gedenkstätte, die über dem Grab eines Märtyrers oder an einem Ort seines Wirkens errichtet wurde.
Baptisterien, Mausoleen und Martyrien waren häufig Zentralbauten mit rundem, polygonalem oder kreuzförmigem Grundriss. Sie wurden oft von einer Kuppel überwölbt, die auf Säulen oder den massiven Außenmauern ruhte.
Skulptur der paläochristlichen Zeit
In der Skulptur dominierten religiöse Themen. Besonders beliebt waren Darstellungen von Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, die oft symbolisch interpretiert wurden. Neben der Sarkophagplastik gab es auch freistehende Skulpturen, wenngleich seltener.