Palazzo Barberini & Italienische Skulptur (16.-17. Jh.)
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Palazzo Barberini: Barocke Pracht in Rom
Architektonisches Konzept und Aufbau
Der Palazzo Barberini wurde nach einem H-förmigen Grundriss konzipiert, der die wichtigsten vorderen und hinteren Gebäudeteile zu einem Palast verband. Die rückwärtige Hälfte des Gebäudes und die Hauptfassade sind zurückgesetzt zwischen seitlichen Flügeln, die das Hauptgebäude einrahmen. Ein offener Portikus prägt die Hauptfassade mit einer Abfolge von Bögen (ursprünglich wohl 7 im Vordergrund, 5 dahinter und 3 im hintersten Bereich). Dieses System leitet den Besucher entlang der Hauptachse und lenkt ihn dynamisch zur zentralen Halle.
Beiträge von Bernini und Borromini
Gian Lorenzo Bernini entwarf eine Brücke vom Piano Nobile, die über Rampen in den Garten hinabführt. Die horizontale Gliederung über drei Geschosse zeigt den Einfluss des Palazzo Farnese. Das Dachgeschoss weist einen Fries und Fensterdekorationen auf. Die Kellerfenster zur Belichtung sind ein Merkmal des Barock. Die zentrale Fassade wird durch eine aufsteigende Folge von Bögen (insgesamt 7) bereichert. Die übereinanderliegenden seitlichen Gebäudeteile sind durch Gebälke getrennt, welche die Stockwerke markieren.
Die Fenster im obersten Stockwerk werden Francesco Borromini zugeschrieben, da sie sich von den anderen unterscheiden. Die dreifachen, übereinanderliegenden Bögen und die Überlagerung der Säulenordnungen (Toskanisch - Ionisch - Korinthisch) folgen der Systematik von Arenen sowie dem Vorbild des Palazzo Farnese und des Hofes von San Damaso im Vatikan.
Borromini wird auch das mixtilineare Gesims zugeschrieben, das den oberen Abschluss bildet, mit einer Muschel in der Mitte und gestützt durch eine von Michelangelos Petersdom inspirierte Aufhängung. Die ovale Treppe mit ihrem besonderen Geländer sowie der Keller mit seinem Spiel aus Kurven und Gegenkurven stammen ebenfalls von ihm.
Merkmale und Dekoration
Im Garten steht ein Obelisk. Am Piano Nobile befindet sich ein Balkon mit dem barocken Wappen der Barberini: drei Bienen, die ein Dreieck bilden – ein Zeichen, das auch in anderen Werken der Barberini erscheint und sich als Element im gesamten Gebäude wiederholt, etwa auf Friesen und Zwickeln. Es zeigt sich eine Polychromie der Materialien, und der oberste Bereich ist durch weit ausgestellte Fenster und Balkone gekennzeichnet.
Einflüsse und Vergleiche
Vorläufer: Villa Farnesina
Präzedenzfälle für diesen Grundriss finden sich bei Villen des 16. Jahrhunderts, wie der Villa Farnesina am Tiber (von Baldassare Peruzzi, einem der Architekten der Plätze im Vatikan zur Zeit Raffaels). Diese weist einen U-förmigen Grundriss auf, der sich durch einen Portikus mit Bögen nach außen öffnet. Manieristische Züge zeigen sich im Grundriss sowie bei den großen Fenstern, Mezzaninen und Dachgeschossen mit kleineren Fenstern.
Bezugspunkt: Palazzo Farnese
Der Palazzo Farnese wurde aus einfacheren Materialien wie Ziegeln erbaut. Das Projekt sah zwei Arten von übereinanderliegenden Arkaden vor. Im dritten Stock befinden sich Fenster, die von Konsolen mit Tierköpfen und Triglyphen gestützt werden.
Im unteren Bereich kontrastiert das Material (rustizierte Quadersteine) mit den glatten Pilastern, die die oberen Stockwerke gliedern – ein Merkmal des Manierismus. Die unteren Bögen und Pfeiler stehen in mittelalterlicher Tradition. Die barocke Note findet sich in der Hervorhebung des Portals. Im zweiten Stock ruhen die Fensterbänke auf Konsolen und werden von abwechselnd rechteckigen und gebogenen Giebeln gekrönt.
Die Keilsteine der Bögen im Palazzo Farnese sind keilförmig, und der Portikus im Inneren wird von Säulen getragen.
Italienische Skulptur im 16. & 17. Jahrhundert
Der Einfluss des Konzils von Trient
Sowohl in der Architektur als auch in der Skulptur beginnt eine Zeit der Fülle. In der Skulptur ist der Einfluss des Konzils von Trient (1545-1563) spürbar. Dieser Einfluss förderte insbesondere in den bildenden Künsten einen neuen Realismus. Da sich im Manierismus eine eher fiktive Kunst entwickelt hatte, empfahl das Konzil den Gläubigen und Künstlern, Werke zu schaffen, die realistischer sind und einen klar religiösen, didaktischen Inhalt haben. Diese Vorgabe beeinflusste alle Künstler der Zeit.
Hauptmerkmale: Realismus und Naturalismus
- Naturalistischer Realismus: Die Modelle waren oft gewöhnliche Menschen; das Abbild wurde sehr wichtig.
- Religiöser Inhalt: Die Werke sollten die Gläubigen lehren und im Glauben bestärken.