Personalismus, Freiheit und Determinismus: Philosophische Grundlagen der Verantwortung
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Personalismus: Würde und Einheit des Individuums
Die Denkschule des Personalismus setzt sich für die Würde des menschlichen Individuums ein. Nach Ferrater Mora gilt: "Jede Lehre, welche den höheren Wert des Individuums gegen das Unpersönliche stellt, ist personalistisch." Emmanuel Mounier ist der bekannteste Vertreter des Personalismus.
Für Mounier ist der Mensch weder nur ein materielles Objekt noch nur ein Geist. Er lehnt die Vorstellung ab, dass der Mensch in zwei verschiedene Substanzen (Leib-Seele oder Geist-Hirn) geteilt werden kann. Sein Wesen ist einheitlich: Der Mensch lebt nicht in einem Körper, sondern ist eine natürliche Einheit, die sowohl materiell als auch geistig ist. Der Mensch ist die Einheit, welche Körper und Seele bildet.
Der Mensch gehört zur Natur, doch seine Natur ermöglicht es ihm, die Gesetze der Natur zu umgehen und frei zu sein. Als freier Mensch ist er mit Verantwortung und moralischem Sinn ausgestattet. Der Mensch überschreitet das Individuelle und wendet sich dem Anderen zu, sodass seine Existenz nur innerhalb der Beziehung zu anderen Menschen stattfinden kann. Die Gemeinschaft ist der Ort, wo das Individuum seinen sozialen Status erreicht und reift.
Die personalistische Philosophie ist ein Aufruf zum Handeln. Intellektuelle Erkenntnis führt die Menschen dazu, sich gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung zu stellen und die Entwicklung der Gesellschaft durch die Anerkennung der Natur und der Rechte des Einzelnen voranzutreiben.
Das Konzept der Freiheit und Verantwortung
Der Mensch ist ein freies Wesen, d.h., er kann zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten wählen, was ihn für seine Taten verantwortlich macht. Freiheit bedeutet, zwischen Alternativen zu wählen. Konfrontiert mit einer Situation, in der es verschiedene Handlungsmöglichkeiten gibt, beinhaltet Freiheit die freiwillige Wahl der Mittel, die man nutzen möchte.
Frei zu sein bedeutet, verantwortlich zu sein; Verantwortung ist die Kehrseite der Medaille der Freiheit. Man kann keine Rechenschaft für etwas verlangen, das unabhängig vom Selbst oder unbewusst geschieht. Frei zu handeln bedeutet, dies freiwillig und ohne Zwang zu tun.
Philosophische Postulate der Freiheit
Die Freiheit ist ein zentrales Konzept für den Menschen.
Jean-Paul Sartre: Zur Freiheit verurteilt
Für Sartre sind Menschen frei. Diese Freiheit beruht auf einem Paradoxon: Wir sind dazu verurteilt, frei zu sein. Wir sind frei, verschiedene Alternativen und Maßnahmen zu wählen, aber wir sind nicht frei zu entscheiden, ob wir frei sein wollen.
Baruch Spinoza: Die Illusion der Freiheit
Spinoza glaubt, dass Menschen dazu neigen, sich für frei zu halten, weil sie die wahren Ursachen, die an ihren Entscheidungen beteiligt sind, ignorieren.
Immanuel Kant: Freiheit als notwendiges Postulat
Für Kant kann die Freiheit nicht nachgewiesen, sondern nur angenommen werden. Sie ist ein notwendiges, wenn auch unerklärliches Konzept. Wird die Freiheit verneint, wird auch die Verantwortung verneint. Wenn die Freiheit nicht existieren würde, wäre niemand für seine Handlungen verantwortlich.
Innere und Äußere Freiheit
Innere Freiheit (Willensfreiheit)
Die Fähigkeit, für sich selbst zu entscheiden, ohne dass ein externer Faktor eingreift.
Äußere Freiheit (Handlungsfreiheit)
Bezieht sich auf die Möglichkeit des Handelns. Diese Möglichkeit ist durch verschiedene Faktoren begrenzt:
- Physische Einschränkungen: Zum Beispiel bei Sportlern, die strenge körperliche Tests überwinden müssen.
- Psychische Einschränkungen: Wut oder Depression können die Fähigkeit zur Auswahl und zur Ausübung der Freiheit beeinträchtigen.
- Wirtschaftliche Einschränkungen: Die Wahlmöglichkeiten einer in Armut lebenden Person sind geringer als die einer Person mit hoher Kaufkraft.
- Politische Einschränkungen: Die Bürger haben Rechte, die der Staat schützen muss.
Freiheit aus verschiedenen Perspektiven
Die Freiheit kann aus verschiedenen Blickwinkeln untersucht werden:
1. Sicht der physischen Welt
Freiheit steht im Gegensatz zu Fatalismus und Determinismus. Viele mythische und religiöse Überzeugungen, die das menschliche Handeln als vollständig vorhersagbar betrachten, werden als Fatalismus bezeichnet. Deterministen beurteilen die Welt nach starren mathematischen Gesetzen, in denen das Prinzip der Kausalität gilt.
2. Sicht der Biologie
Lebewesen haben ein breites Spektrum von Verhaltensweisen, das von einfachsten Tropismen bis hin zu bewusstem Verhalten reicht. Der Mensch ist frei, was ihm ermöglicht, innovativ zu sein und Probleme zu lösen, die zuvor nicht aufgetreten sind.
3. Sozialer Sicht
Es gibt verschiedene Verhaltensweisen, die mit Gewohnheiten, Bräuchen und Pflichten verbunden sind.
4. Politischer Sicht
Die Ausübung der Freiheit findet immer eine Grenze im Anderen. Zitat: "Die Freiheit ist zu tun, was einem anderen nicht schadet."
Fatalismus, Determinismus und die menschliche Freiheit
Fatalismus
Der Fatalismus verteidigt ein Schicksal, dem es kein Entrinnen gibt. Was auch immer die Zukunft bringt, es steht bereits geschrieben. Das Einzige, was man tun kann, ist, es so gut wie möglich zu akzeptieren. Nach diesem Glauben tritt alles ein, was von Anbeginn der Zeit festgelegt wurde. Es gibt nicht viele mögliche Zukünfte, sondern nur eine, die sich vor uns entfaltet.
Der Begriff der Freiheit steht im Widerspruch zum Fatalismus, da er davon ausgeht, dass es mehrere mögliche Zukünfte gibt. Jede neue Entscheidung eröffnet eine neue Situation mit einer Reihe von Alternativen. Obwohl mehrere Zukunftsszenarien möglich sind, wird nur eines real.
Determinismus
Im Determinismus gilt: Wenn man die exakten Gesetze der Natur kennt und genaue Daten über den ursprünglichen Zustand des Universums besitzt, kann man die zukünftige Situation voraussagen. Daher ist jede Tatsache vorhersehbar, was auch das menschliche Handeln einschließt.
Einer der wichtigsten Befürworter des Determinismus war Laplace, der sagte: "Eine Intelligenz, die zu einem bestimmten Zeitpunkt alle Kräfte in der Natur kennt, würde nichts als ungewiss ansehen, und somit wäre die Zukunft ebenso wie die Vergangenheit vor ihrem Blick präsent."
Widerspruch Freiheit vs. Determinismus
Freiheit und Determinismus sind Gegensätze. Wenn der Mensch frei ist, während die Welt deterministisch ist, scheint dies ein Widerspruch zu sein. Es gibt drei Hauptpositionen zu diesem Konflikt:
- Die Freiheit existiert nicht, sie ist eine Illusion, die durch eine Art Automatisierung erzeugt wird.
- Die physische Welt ist deterministisch: Diese Sicht, verteidigt z. B. von Descartes, basiert auf der dualistischen Vorstellung der Wirklichkeit. Die Welt folgt deterministischen und mechanischen Gesetzen, mit Ausnahme des Menschen, der innovativ ist.
- Der Determinismus ist falsch, und der Beweis seiner Falschheit liegt darin, dass die Menschen frei sind.
Freiheit, Menschenrechte und Verhalten
Tierisches Verhalten
Das Verhalten der Tiere ist durch Instinkte programmiert. Es gibt keine Wahl; Lebewesen handeln nach vorgegebenen Richtlinien. Es ist eine erbliche Antwort zur Lösung eines bestimmten Problems.
Menschliches Verhalten
Menschliches Verhalten ist nicht vorprogrammiert, sondern freiwillig und frei. Dieses Verhalten basiert auf Entscheidungsfindung. Der Mensch ist in der Lage, innovativ zu handeln; Kreativität ist eine der wesentlichen Komponenten seines Vorgehens.