Der Petersplatz im Vatikan: Berninis Meisterwerk der Barockarchitektur

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1. Hintergrund: Von der Renaissance zum Barock

Die ästhetischen Trends der Renaissance wandelten sich hin zu einer neuen, *rhetorischen Formensprache*. Diese betonte den Primat des Sinnlichen über das Rationale und zeichnete sich durch eine große *Vielfalt* aus. Gian Lorenzo Bernini interpretierte die Kirche im Geiste der Gegenreformation und war ein wichtiger Auftraggeber des Papsttums.

2. Der Petersplatz: Ein Meisterwerk der Barocken Stadtplanung

Der Petersplatz ist ein meisterhaftes Beispiel der barocken Stadtplanung. Die Päpste förderten alle Arten von städtebaulichen Projekten, um die Funktion einer Stadt gemäß ihren Vorstellungen zu gestalten. Bernini wurde zum Vollstrecker der städtischen Vorhaben von Papst Alexander VII.

Der Petersplatz bildet den Abschluss des Gesamtkomplexes der Vatikanischen Basilika, einem Projekt, das bereits in der Renaissance begonnen wurde.

Dreifache Funktion des Petersplatzes:

  • Propaganda-Kampagne: Ein Symbol der Macht und Pracht der Kirche.
  • Funktionaler Charakter: Ein liturgischer Raum, der die Basilika mit der Stadt verbindet.
  • Symbolische Funktion: Die einladende Rolle der Kirche.

3. Formale Analyse des Petersplatzes

Dieses Werk spiegelt die Besonderheiten des *klassischen Barocks* wider, der sich durch formale Eleganz ohne übermäßige Dekoration auszeichnet.

3.1. Materialien

Verwendet wurden *Travertin* und *Marmor*.

3.2. Grundriss und Raumgliederung

Der Platz ist in *zwei Hauptbereiche* unterteilt, um die Rolle der Basilika zu stärken und einen großen Versammlungsraum zu schaffen.

Der erste Raum: Trapezförmiger Vorplatz

Dieser erste Bereich bildet eine Achse, die durch *zwei gestreckte, konvergierende Arme* (die geraden Kolonnaden) auf den zentralen Punkt zuläuft.

Der zweite Raum: Ovaler Hauptplatz

Diese 'Arme' sind an einen *monumentalen ovalen Platz* angeschlossen, in dessen Mitte sich ein Obelisk und zwei Brunnen befinden.

3.3. Die Kolonnaden und zentrale Elemente

Der elliptische Raum wird von *zwei ovalen Armen* (den Kolonnaden) umschlossen, die aus *vier Reihen riesiger Säulen* im klassischen Stil bestehen. Die Kolonnade mündet in einer Balustrade, die von zahlreichen Statuen gekrönt wird.

Die geraden 'Arme' (die trapezförmigen Kolonnaden) konvergieren auf die Fassade der Basilika. Sie bestehen aus einer schlichten Mauer und doppelten toskanischen Kolonnaden.

In der Mitte des Platzes steht ein *ägyptischer Obelisk*, der die Achse markiert und sich auf die Kuppel bezieht. Flankiert wird er von *zwei Brunnen* auf jeder Seite des Obelisken.

3.4. Raumplanung und Perspektive

Die Raumplanung zeichnet sich durch eine *integrierte Flächeneinheit* und eine *starke Zentralisierung* aus.

Längsschnittperspektive:

Der Raum trägt eine *axiale Welle*, die sich vom äußeren Rand des Platzes bis vor die Basilika erstreckt. Ihr Zentrum bilden der Obelisk und die Kuppel.

Radikale Perspektive:

Der zentrale, konvergente Raum hat den Obelisken als Mittelpunkt.

Dynamische Raumbehandlung:

Der Raum strebt nach *Unendlichkeit* und erzeugt die *Illusion* von Weite. Dies wird durch ein schnelles Spiel von Volumen und Raum erreicht, der nach außen offen und nach innen geschlossen wirkt, was die Wirkung der Perspektive verstärkt.

Multifokaler Barockraum:

Der barocke Raum ist *unendlich* und bietet eine *dynamische Vision* mit endlosen Beobachtungsmöglichkeiten.

Räumliche Integration:

Es besteht eine enge räumliche Integration zwischen dem Platz und der Kirche sowie eine Verbindung zwischen der Basilika und der Stadt.

3.5. Tiefe Symbolik

  • Die *Arme* der Kolonnaden symbolisieren die Kirche, die die Gläubigen *umfasst*.
  • Die *Kuppel* ist das Haupt der Christenheit.
  • Der *Obelisk* symbolisiert den Sieg Christi.
  • Die *Statuen* auf der Balustrade dienen als „Gedenksäulen“.

3.6. Formale und Ästhetische Sprache

Es gibt einen *Primat der architektonischen Elemente*, die aus der römischen Kunst entlehnt sind.

System monumentaler Ausmaße nach folgenden Kriterien:

  • Der *Maßstab* steht im Einklang mit der Fassade und der Kuppel.
  • Die Höhe der umgebenden Gebäude sollte nicht höher sein als die der Kolonnaden, um eine perfekte Sicht auf die Fenster der Vatikanischen Gebäude zu gewährleisten.
  • *Optische Verbesserung* der Fassade und der Kuppel durch die kolossalen, majestätischen Träger, die die visuelle Wirkung eines unendlichen Raumes durchsetzen.

Die Mauer bildet einen *dynamischen Kontrast* zu den auferlegten Formen. Die *Wirkung von Licht und Schatten* (Hell-Dunkel) prägt die architektonische Kolonnade.

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