Die Philosophie des Empirismus: Locke, Berkeley und Hume im Vergleich
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George Berkeley: Empirismus und Immaterialismus
Berkeleys Konzeptidee: Immaterialismus
Berkeleys Konzeptidee besagt, dass es eine Gleichheit zwischen der sinnlichen und der intelligiblen Welt gibt. Er leugnet nicht allgemeine Ideen, sondern abstrakte Ideen. Abstraktion ist kein notwendiger Schritt, da die Dinge das sind, was sie in sich selbst sind und durch ihren Namen impliziert werden. Die Qualitäten und die einzige Realität sind der Geist, der Dinge als Ideen wahrnimmt, und Gott lässt sie wahrnehmen. Allgemeine Vorstellungen werden gebildet, wenn unser Geist, ausgehend von einer konkreten Idee, Umstände, Ort, Zeit usw. ignoriert, um sich auf Partikulares beziehen zu können. Seine Philosophie ist letztlich eine metaphysische, immaterialistische Philosophie, die die Existenz der körperlichen Welt leugnet und die Existenz der geistigen Substanz (Gott und der Seele) behauptet.
David Hume: Empirismus und Skepsis
Humes Konzeptidee: Wahrnehmungen
Die Substanz unseres Geistes sind die Wahrnehmungen. Wahrnehmung ist alles, woran sich der Geist erinnern kann und was aus den Sinnen oder unserer Reflexion stammt. Hume teilt Wahrnehmungen in zwei Hauptkategorien ein:
1. Unmittelbare Eindrücke (Impressions)
Sie zeichnen sich durch ihre Lebhaftigkeit und Kraft aus, die unseren Verstand beeinflusst (z.B. Kältegefühl). Klassen von Eindrücken:
- Eindrücke von Empfindungen: Entstehen aus unseren Sinnen (z.B. eine Farbe sehen).
- Eindrücke der Reflexion: Entsprechende mentale Zustände (z.B. Angst vor Dunkelheit).
- Einfache Eindrücke: Können nicht weiter zerlegt werden (z.B. der saure Geschmack einer Orange).
- Komplexe Eindrücke: Zerfallen in einfachere Wahrnehmungen (z.B. eine Orange: rund + sauer + Farbe).
2. Ideen (Ideas)
Ideen sind vermittelte Kopien der Eindrücke (z.B. die Erinnerung an die Kälte, die ich empfunden habe).
Verbindungen zwischen Ideen und Wissensformen
Nach Hume gibt es eine Kraft in der Natur, die Ideen nach drei Prinzipien miteinander verbindet: Ähnlichkeit, Kontiguität (Raum und Zeit) und Kausalität. Diese Prinzipien führen zu verschiedenen Arten von Wissen:
- Beziehungen zwischen Ideen (Relations of Ideas): Das Wissen wird durch das Prinzip der Ähnlichkeit geregelt. Es ist a priori und stammt nicht aus der Erfahrung (z.B. Mathematik). Dieses Wissen ist notwendig, da seine Leugnung widersprüchlich wäre.
- Faktenwissen, oder Fragen der Tatsache (Matters of Fact): Hier wird das Wissen durch das Prinzip der Kausalität geleitet. Es ist a posteriori, stammt aus der Erfahrung (z.B. Physik) und ist kontingent. Seine Leugnung ist möglich. Die Kenntnis von Sachverhalten basiert auf Ursache-Wirkung-Beziehungen.
Kritik am Kausalitätsprinzip
Die Rationalisten hatten die Kausalität als ein evidentes Grundprinzip des Wissens betrachtet. Descartes sagte, dass Gott dies durch ein Prinzip gewährleiste. Locke akzeptierte durch dieses Prinzip die Existenz Gottes und der äußeren Realität. Laut Hume basieren alle Argumente auf Ursache-Wirkung. Für die Idee der Kausalität ist eine notwendige Verbindung zwischen einer Ursache und der Tatsache, die darauf folgt, erforderlich, und man erwartet, dass das Zweite notwendigerweise eintritt. Hume argumentiert, dass das, was unseren Geist beeinflusst, die Gewohnheit ist: Wenn wir feststellen, dass A eintritt, erwarten wir dann, dass B passiert. Er verwirft die Kausalität durch Intuition und Argumentation, da dies zu einem Zirkelschluss führen würde. Nehmen wir als Beispiel den Satz "Die Zukunft wird wie die Vergangenheit sein" (absoluter Determinismus). Hume würde argumentieren, dass dies eine unbeweisbare Annahme ist, da Naturereignisse immer auch anders möglich sind. Daher ist Wissen kontingent, und das Gegenteil dessen, was passiert, ist nicht widersprüchlich. Hume wendet sich damit gegen das Dogma, den Glauben und die Vernunft der Rationalisten.
Phänomenalismus und Humes Skepsis
Humes Kritik am Wissen besagt, dass die Wahrnehmung in bestimmten Fällen nicht über die eigenen Eindrücke hinausgeht. Dies führt zu einem radikalen Phänomenalismus: Die Realität wird auf reine Phänomene reduziert (er zeigt uns den Weg). Die Folge dieses Phänomenalismus ist die Unsicherheit des Wissens, die zu Skepsis führt. Hume fordert gesunden Menschenverstand und Nachdenken, um den Dogmatismus derer zu bekämpfen, die glauben, im Besitz der Wahrheit zu sein.
Merkmale des Empirismus
- Ablehnung angeborener Ideen (d.h. nicht "wissend geboren" zu werden).
- Gültigkeit des Wissens basiert auf Erfahrung.
- Ablehnung von Wissen, dessen Gültigkeit nicht mit der Erfahrung übereinstimmt.
- Leugnung der Möglichkeit einer universellen Wissenschaft.
Gegenüberstellung: Rationalismus und Empirismus
Innatismus vs. Empirische Ideenherkunft
Der Rationalismus argumentiert, dass Ideen in der Seele angeboren sind und nicht durch die Sinne oder Erfahrung erworben werden. Für den Empirismus existiert kein Nativismus; die Herkunft der Ideen liegt in den Sinneswahrnehmungen der Erfahrung.
Mathematik als Erkenntnismodell
Rationalisten verwenden Mathematik als Vorbild, um die Realität zu interpretieren, während Empiriker Mathematik verwenden, um die Realität zu interpretieren und sie so kennenzulernen.
Gemeinsamkeiten von Rationalismus und Empirismus
Streben nach Wissen und Wissenschaft
Empiristen und Rationalisten streben beide nach Wissen, um den Zustand des Menschen zu verbessern. Sie erkennen die Gültigkeit der menschlichen Intelligenz an und haben ein tiefes Interesse an der Wissenschaft.
Methodische Ansätze und Grenzen der Vernunft
Beide Methoden sollten nicht als Gegensätze betrachtet werden: Der Rationalismus wendet die Vernunft an, um Wahrheiten zu erkennen (deduktiv), während der Empirismus von der Erfahrung ausgeht, um korrekte Verallgemeinerungen zu erhalten (induktiv, hypothetisch). Im Ergebnis schlägt der Empirismus ein neues Konzept der Vernunft vor, das auf die Erfahrung beschränkt ist, und hält Metaphysik für unmöglich.
John Locke: Theorie des Wissens und Ideen
Lockes Erkenntnistheorie
Wissen bedeutet, die Ideen im Geist zu erkennen. Ideen sind Vermittler zwischen den Dingen (der Sinnenwelt) und dem Geist, und diese Vermittlung ist eine Abstraktion (wobei der intelligiblen Welt mehr Gewicht beigemessen wird).
Herkunft und Klassifizierung der Ideen
Locke bestreitet angeborene Ideen, da alle Ideen aus der Erfahrung stammen. Er unterscheidet folgende Kategorien:
1. Einfache Ideen
- Empfindungen: Haben bestimmte Qualitäten aus externen Erfahrungen (passives Verständnis). Hierbei unterscheiden wir:
- Primäre Qualitäten: Werden durch mehr als einen Sinn wahrgenommen und sind für alle gleich (z.B. Ausdehnung, Form, Bewegung).
- Sekundäre Qualitäten: Werden nur durch einen Sinn wahrgenommen und variieren je nach Individuum (z.B. Farbe, Geschmack, Geruch).
- Reflexionen: Ideen, die der Geist aus seinen eigenen Handlungen gewinnt (aktives Verständnis, z.B. Denken, Wollen).
2. Komplexe Ideen
- Substanz: Ein Konzept, das als Träger von Eigenschaften oder als Substrat verstanden wird. Es ist die Menge von Eigenschaften, die ein Ding zu dem machen, was es ist, die Essenz dessen, was bleibt. (Nicht zu verwechseln mit der Idee der Substanz, z.B. "Rose" als Name und Konzept).
- Modi: Sind Qualitäten der Substanz (komplett), existieren aber nicht eigenständig.
- Relationen: Der Verstand vergleicht zwei Ideen miteinander durch ihre Beziehung, die Kombination der Begriffe von Substanz und Modus.
3. Allgemeine Ideen
Allgemeine Ideen entstehen, indem man eine Vorstellung schafft, die die Ähnlichkeit vieler Individuen repräsentiert.
Wissen und seine Klassen: Ich, Gott und die Realität
Locke unterscheidet drei Arten von Wissen, je nachdem, wie die Beziehung zwischen Ideen begründet wird:
- Intuitives Wissen: Unmittelbares Wissen über Ideen. Die Gewissheit unserer Existenz ist intuitiv gegeben.
- Demonstratives Wissen: Vermitteltes Wissen, das durch eine Kette von Beweisen erlangt wird. Die Existenz Gottes ist demonstrativ bekannt, da wir die Existenz einer kreativen Ursache erkennen.
- Sensitives Wissen: Wissen über die physische Welt und externe materielle Objekte.