Die Philosophie Platons: Ideenlehre, Erkenntnis und Staat

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1. Historische Bedeutung der platonischen Philosophie

Die platonische Philosophie war die Grundlage oder hatte einen großen Einfluss auf die meisten späteren philosophischen Lehren. Sein wichtigster Schüler war Aristoteles, der jedoch in vielen Punkten von den Lehren seines Lehrers abwich und, obwohl er auf ähnlichen Annahmen und Problemen aufbaute, eine historisch entgegengesetzte Lehre entwickelte. Die Akademie überlebte mit geringer Kraft, bis sie geschlossen wurde. Zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. entstand mit der Ausbreitung des Christentums der Neuplatonismus, der jedoch mit Elementen stoischer und neupythagoreischer Lehren vermischt war. Der wichtigste Einfluss zeigte sich jedoch im christlichen Neuplatonismus des Heiligen Augustinus im Mittelalter. In der Renaissance gewann die antike platonische Philosophie wieder an Bedeutung und hatte weitreichende kulturelle Auswirkungen.

2. Die Ideenlehre

Platon stellt in dieser Theorie dar, dass es zwei Welten gibt: die intelligible Welt und die sinnliche Welt.

Die intelligible Welt, die aus allen Ideen besteht, ist ein eigenständiger Kosmos, der unabhängig und getrennt von der sinnlichen Welt existiert. Dieser Kosmos ist die wahre Wirklichkeit, die authentische Welt. Platons Beschreibung der Ideen konzentriert sich auf drei Realitäten: das Gute, die Schönheit und die Gerechtigkeit. Die letzten beiden leiten sich jedoch ursprünglich aus der Idee des Guten ab.

Der Besitz oder die Kenntnis der Ideen ist Weisheit.

2.1. Der Ideenbegriff Platons

Die Idee ist gleichbedeutend mit Essenz, sie ist das Sein (Wesen) der Dinge. Ideen sind die Realitäten, die die Seele vor unserer Geburt kannte. Sie erinnert sich an sie, weil die Objekte der physischen Welt an die Ideen erinnern. Die Ideen werden durch einen ähnlichen Denkprozess wie in der Mathematik erfasst.

Für Platon sind die Ideen nicht einfach universelle Konzepte, die aus Erfahrungen abgeleitet werden. Sie sind eigenständige Realitäten, die unabhängig von bestimmten Dingen oder Fakten existieren. Sie sind ewig, unveränderlich und selbstidentisch. Die Gesamtheit der Ideen bildet die intelligible Ordnung.

Die Ideen sind, wie bereits erwähnt, die Essenz des Seienden, die wahren Ursachen und Zwecke, und sie sind ewig und unveränderlich. Sie zeichnen sich durch Einfachheit und Einheit aus. Die Ideen sind wahre, herausragende, vollkommenste, reine, immaterielle und unbewegliche Entitäten. Sie bilden ein organisiertes Ganzes, in dem die Idee des Guten an der Spitze aller anderen Ideen steht.

2.2. Die sinnliche Welt

Die sinnliche Welt ist die Gesamtheit der Wesen oder Dinge materieller oder physischer Natur. Ihre Eigenschaften sind das Gegenteil derer in der Welt der Ideen.

2.2.1. Verbindungen zwischen den Welten

Zwischen der intelligiblen Welt und der sinnlichen Welt besteht eine doppelte Beziehung:

  • Nachahmung: Die Dinge der sinnlichen Welt sind als Nachahmungen, als Abbilder der entsprechenden Modelle in der Welt der Ideen geschaffen.

  • Teilhabe: Die sinnlichen Dinge sind an der Idee des Guten, der Schönheit, der Gerechtigkeit usw. beteiligt oder sind Kopien davon. Sie spiegeln die Ideen wider.

3. Platons Erkenntnistheorie

Platon teilt das Wissen in zwei Bereiche: das sinnliche Wissen und das intelligible Wissen.

3.1. Die Stufen der Erkenntnis

3.1.1. Sinnliches Wissen: Vermutung und Überzeugung

Das sinnliche Wissen wiederum wird unterteilt in die Überzeugung (Doxa), die sich auf die durch die Sinne wahrgenommenen Objekte bezieht (was wir heute als Realität ansehen), und die Vermutung (Eikasia), bei der wir Wissen über etwas haben, das jedoch nicht direkt durch die Sinne wahrgenommen wird (z.B. Schatten oder Spiegelbilder). Überzeugung und Vermutung führen zur allgemeinen Meinung (Doxa), die sich auf die Welt des Werdens (die materielle Welt) bezieht.

3.1.2. Intelligibles Wissen: Episteme und Dianoia

Das intelligible Wissen wird wiederum unterteilt in die eigentliche Erkenntnis oder Episteme (Wissenschaft, die den höchsten Grad der Philosophie darstellt) und das Denken (Dianoia), das sich auf die rationalen Wissenschaften bezieht, die auf Annahmen oder Hypothesen basieren, die als unbewiesene Ausgangspunkte akzeptiert werden. Diese entsprechen der Überzeugung und der Vermutung im Bereich des sinnlichen Wissens. Episteme und Dianoia führen zur Einsicht oder Wahrheit (intelligibles Wissen, das zur Wahrheit führt) und ermöglichen den Zugang zum Wesen oder Eidos (der Welt der Ideen).

3.2. Die Dialektik

Sie hat zwei Aspekte: einen logischen und einen ontologischen.

Die logische Dialektik ist die Kunst, ein Problem durch Dialog, Fragen und Antworten zu erörtern. In dieser Hinsicht ist die Dialektik ein Verfahren oder eine Methode, um zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gelangen. Sie dient der Erfassung universeller Konzepte der Logik. Die ontologische Dialektik bedeutet Ontologie, d.h. die höchste intelligible Wissenschaft, die die absoluten und universellen Realitäten der Welt untersucht. Auf diese Weise ist der höchste Grad des Seins (die Ideen) auch der höchste Grad des Wissens.

In der Dialektik steigt die Vernunft bis zur Grenze des Intelligiblen auf, zur Idee des Guten als Spitze aller anderen Ideen. Andere Wissenschaften und Künste dienen als vorbereitende Mittel, um diesen Gipfel zu erreichen.

3.3. Die Anamnesis (Erinnerung)

Im Griechischen Anamnesis genannt, ist die Erinnerung die Aktualisierung der Ideen in der Seele, die sie zuvor in einer früheren Existenz geschaut hat. Da die sinnliche Welt an den Ideen teilhat, wird die Erinnerung durch die Kenntnis der sinnlichen Dinge aktualisiert. Dementsprechend können wir sagen, dass nach Platon Lernen ein Erinnern an das ist, was man zuvor erlebt hat. Es sollte daran erinnert werden, dass Platon die sokratische Methode der Mäeutik (Hebammenkunst) nutzte, die auch als Kunst des Lichtbringens bekannt ist.

Die Anamnesis hat zwei unterschiedliche Aspekte:

  • Askese: Der erste Teil. Sie beinhaltet die Kontrolle der Seele über den Körper. Askese bedeutet die Beherrschung des Körpers.

  • Esoterik: Dies ist der zweite Teil. Sie umfasst die Rückkehr der Seele in die Welt der Ideen, die Vereinigung der Seele mit dem Göttlichen.

3.4. Platons Tugendbegriff

Tugend ist die Fähigkeit der praktischen Vernunft, das Richtige zu wählen. Für Sokrates war Wissen gleichbedeutend mit Tugend; der weise Mensch ist der gute Mensch, da er weiß, wie man sich richtig verhält. Dies ist eine intellektualistische Ethik, da die Vernunft über dem Willen steht und die Grundlagen und Ziele des menschlichen Verhaltens bestimmt.

4. Anthropologie

4.1. Der anthropologische Dualismus: Die Seele

Platon verstand die Seele als den geistigen und nicht-empirischen Teil des Menschen. Im Dialog Phaidon erläutert Platon seine Vorstellungen von der Seele. Alle griechischen Philosophen räumten die Existenz der Seele ein, obwohl es im Grunde zwei Ansätze gab:

  • Die Seele als Lebensprinzip. Daraus folgt, dass alle Lebewesen Seelen haben, die vor dem Tod vergehen und wesentlich oder natürlich mit dem Körper verbunden sind.

  • Die Seele als Prinzip der Erkenntnis. Im Gegensatz dazu würde die Seele, wenn man diesen Ansatz betrachtet, nur der Mensch besitzen; sie ist unsterblich und ewig und nur akzidentell oder unnatürlich mit dem Körper verbunden.

Von diesen beiden Auffassungen wählte Platon die zweite.

Für Platon gibt es jedoch drei Seelenteile im Menschen (wobei er nie klar festlegte, ob es sich um drei separate Seelen oder drei Teile einer einzigen Seele handelt):

  • Die vernünftige Seele (Logistikon). Sie ist dazu bestimmt, die Ideen zu verstehen. Sie ist der höchste Teil und scheint – obwohl nicht explizit geklärt – der einzige unsterbliche zu sein. Platon lokalisierte sie im Kopf und ordnete ihr die Tugend der Klugheit zu.

  • Die muthafte Seele (Thymoeides). Sie repräsentiert den Willen, die Stärke oder den Geist des Menschen, um Probleme zu überwinden und Ziele zu erreichen. Nach Platon befindet sie sich in der Brust und hat die Tugend der Tapferkeit.

  • Die begehrende oder vegetative Seele (Epithymetikon). Dies ist der niedrigste Teil des Menschen. Sie umfasst die grundlegenden Bedürfnisse und Begierden. Sie befindet sich im Unterleib und hat die Tugend der Mäßigung.

Dank dieser drei Tugenden wird der Körper beherrscht, während die vernünftige Seele die beiden anderen Seelenteile steuert.

Platon stellte diese Seelenteile im Mythos vom Seelenwagen im Phaidros dar: Der Wagenlenker (die vernünftige Seele) wird von zwei Pferden gezogen – einem weißen, edlen, starken und sanften (der muthaften Seele) und einem schwarzen, widerspenstigen, störenden, aufständischen (der begehrenden Seele).

Für wahrhaftige und gerechte Philosophen ist das irdische Leben eine Übung in der Trennung der Seele vom Körper, die dann im Tod vollständig vollzogen wird: eine Vorbereitung auf den Tod.

Sokrates versucht in den letzten Tagen seines Lebens, die Unsterblichkeit der Seele zu erklären. Er erklärt, dass Philosophie eine Vorbereitung auf den Tod ist und wir uns von den Hindernissen befreien müssen, die der Körper der Reinigung der Seele entgegenstellt, wie zum Beispiel die Vergnügungen. Der Tod ist die Trennung von Körper und Seele. Hierfür führt er drei Argumente für die Unsterblichkeit der Seele an:

Es ist ein allgemeines Gesetz, dass alle Dinge aus ihrem Gegenteil entstehen.

  1. Argument der Gegensätze: Die Seelen der Lebenden stammen von den Toten (den körperlosen) und umgekehrt.

  2. Argument der Anamnesis: Da die Seele sich an Dinge erinnert, die sie vor unserer Geburt kannte, muss sie bereits vor unserer Geburt existiert haben.

  3. Argument der Teilhabe: Wenn es Ideen gibt, gibt es zwei Arten von Existenz: die der Ideen und die der einzelnen Dinge.

  • Ideen: ewig, unveränderlich, Objekt des Wissens und einfach.
  • Besondere Wesen: nicht ewig, veränderlich, Objekt des Glaubens und der Verbindungen.

Die Seele ist wie die Ideen: erstklassig, erhaben, göttlich und einfach. Und da sie einfach ist, ist sie unvergänglich und ewig, im Gegensatz zum Körper.

4.2. Beziehung zwischen Körper und Seele

Die Seele ist mit dem Körper vereinigt, aber beide können kein einziges Wesen bilden, da sie zwei gegensätzliche Realitäten sind; es handelt sich um eine akzidentelle Verbindung.

In dieser Vereinigung bleiben Körper und Seele unabhängig. Platon vergleicht dies mit der Verbindung zwischen Reiter und Pferd, die auch eine Art von Abhängigkeit beinhaltet.

Sie sind paarweise angeordnet und einander gegenübergestellt.

Es ist auch ein schwieriges Nebeneinander, da Körper und Seele sich unwohl fühlen, weil sie gegenseitig ihre Möglichkeiten begrenzen.

Und es ist auch ein unnatürliches Nebeneinander, weil der natürliche Ort der Seele die Welt der Ideen ist und sie sich nun in einem Körper wie ein Gefangener in seiner Zelle befindet. „Der Körper ist ein Gefängnis für die Seele.“

Für Platon ist es eine falsche Ausdrucksweise zu sagen, der Mensch sei Körper und Seele; vielmehr ist er nur Geist, die Seele ist das Wesen des Menschen.

Um sich an die Ideen zu erinnern, braucht die Seele die sensomotorische Dimension, die sie aus ihrer Gefangenschaft befreit. So ist der Mensch eine akzidentelle Verbindung zwischen Körper und Seele. Die Seele gehört zur Welt der Ideen (intelligibel), während der Körper Teil der physischen (sinnlichen) Welt ist. Der Körper verändert sich ständig und ist in Bewegung, während die Seele ewig, dauerhaft und für die Erkenntnis verantwortlich ist.

5. Platons Ethik

Es ist eine eudaimonistische Ethik, d.h., der Mensch strebt danach, sein eigenes Glück (Eudaimonia) zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er zuerst wissen, was Glück ist, und zweitens die Mittel kennen, um es zu erreichen.

Platon behandelt dieses Problem in einem Dialog mit dem Titel „Philebos“ und teilt es in zwei voneinander abhängige Bereiche:

  • Individuelle Ethik bezieht sich auf den Menschen als Individuum.

  • Politische Ethik untersucht den Menschen als integralen Bestandteil der Gesellschaft und des Staates.

5.1. Individuelle Ethik

Für Platon ist der Mensch in diesem Leben nicht nur Seele, sondern auch Körper. Bei der Suche nach dem Glück kann der Mensch nicht nur das Glück der Seele anstreben, sondern muss auch den Körper berücksichtigen. Glück beschreibt er als eine Mischung aus Honig und Wasser, wobei Honig die Freude symbolisiert und Wasser die Weisheit oder Erkenntnis der Ideen. Diese Mischung sollte so viel Wasser wie möglich enthalten, und der Honig sollte in einem angemessenen Verhältnis beigemischt werden. Daher sollte diese Mischung nicht willkürlich, sondern auf angemessene und harmonische Weise erfolgen.

Da die Seele jedoch im Wesentlichen der Mensch ist, kann die Seele nicht mit einem bestimmten und instabilen Gut zufrieden sein. Daher muss sie ihr Glück in einem autarken Gut suchen, d.h. in einem Gut, das nichts Besseres erfordert, einem sich selbst genügenden Gut. Und dieses Gute ist die Idee des Guten. Um also das eigene Glück zu erreichen, muss man das Gute erkennen, schauen und sich ihm widmen.

Für die Betrachtung der Ideen schlägt Platon zwei Wege vor:

  • Die Reinigung durch Askese oder die Übung der Tugend, um die Seele so weit wie möglich vom Körper zu befreien.

  • Die Dialektik ist die Praxis der Weisheit. Wir definieren die Dialektik als die höchste Stufe der Erkenntnis; sie ist der „Pass“ zur Verbindung mit den Ideen. Es ist eine höhere Form des Denkens. Laut Platon muss man vor dem Erwerb der Kenntnisse der Dialektik (die das Fragen und Antworten der sokratischen Methode beinhaltet) zunächst Kenntnisse der Mathematik erwerben (auch das Wissen über Musik ist eine Form der Mathematik). Erst danach erreicht man immer höhere Ideen, bis man die Dialektik erreicht. In dem Moment, in dem der Mensch den Gipfel erreicht, wird es zur Erleuchtung kommen, d.h., alle Ideen, insbesondere die Idee des Guten und der Schönheit, werden erfasst.

Deshalb sollte Glück durch die Übung der Tugend erreicht werden. Platon ordnet jedem Teil der Seele eine besondere Tugend zu.

5.2. Politische Ethik

In Platons „Politeia“ (Staat) entwickelt er eine ideale Gesellschaft, eine ideale „Polis“, die Kallipolis (die schöne/glückliche Stadt), ein Modell für fast alle nachfolgenden Utopien. Der Kern seines politischen Vorschlags ist, dass die Weisheit die Stadt regieren soll. Gerechtigkeit und Glück sind nur möglich, wenn die Weisheit regiert, denn „Wissen ist Tugend“. Deshalb kann sich Gerechtigkeit nur in einer Gesellschaft durchsetzen, wenn sie von Weisheit geleitet wird.

Die Menschen werden in soziale Gruppen und Klassen unterteilt, wobei Platon Klassen nicht primär mit Eigentum und Erbschaft verbindet. So basiert die Gesellschaft auf der Arbeitsteilung, die für die Gerechtigkeit wesentlich ist (soziale Harmonie wird erreicht, wenn jeder Bürger seine Rolle in der Gesellschaft erfüllt und sein Bestes gibt). So wird die Gesellschaft in drei Gruppen unterteilt:

  • Die Herrscher (Philosophenkönige). Diese Klasse repräsentiert die Intelligenz der Stadt. Ihre Aufgaben umfassen: Gesetze zu erlassen und durchzusetzen, die Bürger zu erziehen und die Welt der Ideen zu betrachten. Die Regierung ist der Maßstab für alles Gute, daher müssen die Herrscher Philosophen sein. Sie entsprechen der vernünftigen Seele, und ihre Haupttugend ist die Tugend der Weisheit und Klugheit, durch die sie wissen, was richtig und gerecht ist.

  • Die Wächter (Soldaten). Dies ist die Klasse, die die Polis vor inneren und äußeren Feinden verteidigt. Sie haben eine muthafte Seele. Ihre fundamentale Tugend ist die Stärke und der Mut. Sie müssen eine besondere Ausbildung erhalten, und aus ihren Reihen werden die Besten für die Ausübung der Regierungsfunktionen ausgewählt.

  • Das Volk (Bauern, Fischer, Handwerker usw.). Dies ist die Klasse, die sich um die materiellen Bedürfnisse der Gemeinschaft kümmert. Sie entspricht der begehrenden Seele des sozialen Körpers und umfasst die Bürger, die im Einklang mit der Tugend der Mäßigung leben. Ihr Leben ist dem der Herrschenden und Wächter untergeordnet.

Platon sah die Familie nicht als Institution der Kallipolis vor. Er schlug vor, dass Zeugung und Betreuung von Säuglingen so organisiert werden sollten, dass kein Bürger seine leiblichen Kinder identifizieren kann. Der Grund dafür ist, privates Eigentum zu verhindern, das dem Gemeinwohl entgegenstehen könnte.

Platon glaubte auch, dass Frauen in allen Bereichen die gleiche Behandlung wie Männer erhalten sollten. Er war der Meinung, dass es keine private Familie geben sollte, da dies dazu führen könnte, dass familiäre Interessen über die Interessen der Stadt gestellt werden.

6. Platons Bildungskonzept

Die Bildung bestimmt die sozialen Positionen. Der Staat bietet zunächst allen Kindern die gleiche Bildung und gleiche Chancen, sodass jeder entsprechend seinem Engagement und Interesse seine Ausbildung formalisieren kann. Die Bildung beginnt bereits im Kindesalter in öffentlichen Kinderbetreuungseinrichtungen und entwickelt das intellektuelle Potenzial und Wissen jedes Einzelnen, um ohne Einschränkungen das höchste Niveau zu erreichen, das für bestimmte soziale Funktionen erforderlich ist:

  • 1. Stufe: Bis zum Alter von 20 Jahren. In dieser ersten Phase werden die Jugendlichen im „Gymnasium“ (Sport) und in der „Musik“ (Musen-Künste, d.h. Literatur, Musik, Kunst) unterrichtet. Die ersten beiden vermitteln „Harmonie“. Das Erlernen der „Kunst“ ist in der Tat das Erlernen von „Fertigkeiten“, eine Art Berufsausbildung.

Nach zwanzig Jahren absolvieren die fähigsten Jugendlichen, die mehr Können und Interesse zeigen, eine Sekundarstufe. Die anderen widmen sich dem Handwerk und der Landwirtschaft.

  • 2. Stufe: Von 20 bis 30 Jahren. Diese Phase widmet sich dem theoretischen und praktischen Lernen in den Künsten des Krieges (Waffen, Pferde usw.) und den höheren Wissenschaften (Physik, Mathematik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Stereometrie).

Im Alter von dreißig Jahren treten die fähigsten jungen Leute aufgrund ihrer Talente und Anstrengungen in eine neue Ausbildungsphase ein.

  • 3. Stufe: Von 30 bis 50 Jahren. Der erste Teil ist von 30 bis 35 Jahren, in dem die Philosophie (Studium der Dialektik) gelehrt wird. Der zweite Teil ist von 35 bis 50 Jahren, in dem das gewöhnliche Leben wieder aufgenommen und alle Arten von Berufen und gesellschaftlichen Funktionen ausgeübt werden.

Nach dieser Ausbildung ist der 50-Jährige eine verantwortliche Person, die bereit und fähig ist, zu urteilen und Führungspositionen in der Gesellschaft auszuüben.

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