Die Philosophie der Praxis im Marxismus
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Aktion, Ideen und materielle Bedingungen im Marxismus
Der Überbau (die Gesamtheit der geistigen und spirituellen Gesellschaftsformen, darunter moralische Werte und soziale Institutionen wie Ehe, Erziehung) ist nicht das Entscheidende.
In der marxistischen Analyse menschlichen Handelns zeigt sich eine weitere interessante Idee: Menschliches Handeln ist nicht nur eine Frage des Willens; Wollen allein genügt nicht. Es bedarf einer objektiven Analyse der spezifischen Bedingungen der Produktion und Arbeit. Man muss die Mechanismen verstehen, die hinter sozialem Wandel stehen, um sie zugunsten der Klasse zu nutzen. So besteht Marx' Aktion auf der Notwendigkeit, dass sich die Arbeiter vor ihrer Befreiung organisieren. Eine "Praxis" hat keinen sozialen Wert, wenn sie nicht revolutionär ist. Und sie kann nicht von isolierten Individuen, sondern muss von einer Klasse mit gemeinsamen Zielen kommen. Die Philosophie der Praxis wird zur theoretischen Grundlage für die objektive Befreiung des Proletariats von der kapitalistischen Unterdrückung.
Kurz gesagt, kehrt die marxistische Theorie die traditionelle Auffassung des sozialen Wandels um: Ideen bewegen nicht die Welt, sondern sind das Produkt der materiellen Produktionsbedingungen jeder Gesellschaft. Ideen entstehen als Folge der Transformation, obwohl es wahr ist, dass Denken, besonders wenn es auf die Herstellung technischer Mittel angewendet wird, wiederum auf die materielle Basis wirkt und hilft, sie zu verändern. Denken wird als äußerst wertvoll behandelt, wenn es produktiv wird, als eine andere Kraft, nicht wenn es außerhalb der realen Welt der Menschen und ihrer Beziehungen bleibt.
Das Konzept der "Praxis" im Marxismus
Der Schlüssel zur marxistischen Philosophie der Praxis liegt darin, dass Philosophie nicht Wissen ist, das sozialem Wandel und der realen Welt fremd ist, sondern mit der Transformation dieser Welt verknüpft sein muss. Die "Praxis" bedeutet für den Marxismus ist:
- 1. Ein Transformationsprozess, in dem eine neue Form erscheint (eine neue Art der Produktion).
- 2. Diese Transformation ist bestimmt durch die organisierte kollektive Aktion und Klassenbewusstsein. Es ist nicht blind, Dinge zu ändern, sondern eine wissenschaftliche und objektive Analyse der Bedingungen des Wandels (Marxismus als wissenschaftliches Verständnis der Evolution von Gesellschaften, d.h. wissenschaftlicher oder Sozialismus).
- 3. Die Transformation ist kein abstraktes Qualitätsmerkmal, sondern ein objektiver Prozess, der von realen, bestimmten Personen durchgeführt wird; sie sind die wahren Subjekte der Geschichte (reale Menschen, nicht der "Geist" oder die "Idee", wie bei Hegel).
Das marxistische Projekt: Philosophie der Praxis
Das marxistische Projekt der Philosophie der Praxis vereint in einem einzigen Ansatz die Kritik der materiellen Existenzbedingungen, die Kenntnis der Realität und die menschliche Emanzipation oder Befreiung von Unterdrückung. Nach Marx muss das Verstehen der Wirklichkeit deren Verwandlung beinhalten. Und Transformationen werden im historischen Kontext, in dem Marx schreibt, durch die Revolution vollzogen, die das bürgerliche Modell in den Abgrund stürzt und durch das egalitäre soziale Modell des Kommunismus ersetzt. Daher ist die Philosophie der Praxis eine globale, ganzheitliche und nicht-reduktionistische.
Funktionen der Philosophie der Praxis
Die Philosophie der Praxis kombiniert verschiedene Funktionen in einem umfassenden Modell:
- 1. Erkenntnistheoretische Funktion: Wissen und Verständnis der Essenz des historischen Wandels sowie Verständnis der wirklich transformativen Natur des Menschen, seiner sozialen Natur.
- 2. Kritische Funktion: Soziale Praxis dient als Aufdeckung der sozialen Bedingungen der Unterdrückung, als dialektische Antithese, da sie die Widersprüche der vorherrschenden Produktionsweise in jeder historischen Periode aufzeigt.
- 3. Politische Funktion: Die Praxis zielt auf die Abschaffung der herrschenden Institutionen (zur Zeit von Marx der bürgerlichen), beginnend mit ihrer Auffassung von Eigentum und endend mit ihrer politischen Struktur.
- 4. Prophetische/Gesellschaftsgestaltende Funktion: Revolutionäre Praxis führt zu einer neuen Gesellschaftsform, sodass nach Marx im Kommunistischen Manifest logischerweise eine neue Gesellschaft auch neue Werte hervorbringt. Institutionen, die auf patriarchalischen Bräuchen, Heuchelei und Bewusstseinsentfremdung beruhen (wie Bildung, Ehe, Moral, Religion), sollten abgeschafft und durch eine säkulare Ethik ersetzt werden, die auf der Gleichheit aller Menschen und gerechtem sozialem Besitz basiert.