Die Philosophie des Thomas von Aquin: Lehren & Konzepte
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Erkenntnistheorie nach Thomas von Aquin
Die Erkenntnistheorie bei Thomas von Aquin dient dem Versuch, Gott zu rechtfertigen und die Überlegenheit der christlichen Religion gegenüber anderen zu untermauern. Gott erschafft die Welt durch die Erkenntnis der Welt und schuf die Dinge, damit sie Gott erkennen – dies ist das Wesen des Schöpfers.
Die Erkenntnistheorie des Thomas von Aquin, beeinflusst von Aristoteles, besagt, dass Wissen über die Dinge uns ermöglicht, Gott zu erkennen. Im 13. Jahrhundert, im Zeitalter der Gotik, wurden die Sinne wichtig. Nach dem System des Aristoteles wird Wissen aus Forschung und Abstraktion abgeleitet, was es ermöglicht, das Wesen der Dinge zu erfassen.
Um das Wesen der Dinge zu erkennen, wird es als Teil der Schöpfung Gottes in seiner wahren Gestalt verstanden. Durch die Erforschung der Dinge können wir Gott erkennen.
Ontologie: Die Lehre vom Sein
Nach Thomas von Aquin ist die Welt gemäß der göttlichen Ordnung Gottes geschaffen. Dies muss eine rationale Schöpfung Gottes sein. Die Dinge der Natur sind so geordnet, wie Gott es will.
Man muss die Beziehung zwischen Schöpfer und Geschaffenem entdecken und eine klare Unterscheidung zwischen Wesen (Essenz) und Dasein (Existenz) treffen können. Dies kann auf zweierlei Weise erklärt werden:
- Die Analogie der Proportion: Gott besitzt alle Attribute in unendlichem Maße. Wir Menschen sind nach seinem Bild geschaffen, besitzen diese Attribute jedoch in geringerem Umfang. Je mehr gemeinsame Merkmale wir mit ihm teilen, desto näher sind wir Gott. Thomas von Aquin betont, dass dieses Modell die richtige Erklärung ist, um Häresien zu vermeiden.
Das Problem von Wesen und Existenz
- Wesen (Essenz): Die Idee und Form eines Dinges.
- Dasein (Existenz): Die tatsächliche Präsenz eines Dinges in der Welt.
Das Wesen ist in den Dingen, aber nicht aus sich selbst heraus. Vielmehr geht die Substanz durch den Geist Gottes den Dingen voraus. Gott ist das einzige Wesen, dessen Wesen untrennbar mit seiner Existenz verbunden ist; das Wesen Gottes kann nicht nicht existieren. Die Dinge hingegen empfangen ihre Existenz von Gott. Die Existenz der Dinge hängt von Gott ab, und er entscheidet, ob und wie Dinge als Wesen existieren.
Die Fünf Wege: Beweise für die Existenz Gottes
Alle Beweise für die Existenz Gottes sind a posteriori, d.h., sie gehen immer von etwas Sinnlich Wahrnehmbarem und einer Eigenschaft der Welt aus, um durch Erfahrung zu Gott zu gelangen. Alle Beweise folgen dem Schema von Ursache und Wirkung, indem sie von der Wirkung ausgehen, um die Ursache zu finden. Die Verfahren sind dabei unabhängig voneinander.
1. Argument der Bewegung (Ex Motu)
Basierend auf Aristoteles' Konzept der Bewegung: Alles Bewegte wird von etwas anderem bewegt. Dies führt zu einem ersten unbewegten Beweger, d.h. Gott. Bewegung ist der Übergang von Potenz zu Akt.
2. Argument der Ursache (Ex Causa)
Alle Dinge haben eine Ursache. Nichts existiert aus sich selbst heraus. Die erste Ursache ist Gott, der die Wirkung der Dinge hervorbringt.
3. Argument der Kontingenz und Notwendigkeit (Ex Contingentia)
Dinge existieren kontingent, d.h., sie könnten auch nicht existieren. Es muss jedoch ein notwendiges Sein geben, das nicht geschaffen wurde und immer existiert – Gott.
4. Argument der Stufen der Vollkommenheit (Ex Gradu)
Werte sind Eigenschaften der Dinge (z.B. Moral, Ethik). Menschen können zwischen Mut und Feigheit, Güte und Schlechtigkeit unterscheiden. Es muss ein höchstes Gut geben, das die Quelle aller Vollkommenheit ist – Gott. Je näher etwas Gott ist, desto größer sind seine Güte und sein Mut.
5. Argument der Teleologie (Ordnung der Welt) (Ex Fine)
Die Ordnung und Zweckmäßigkeit in der Natur sind kein Zufall. Die Dinge haben einen Zweck und eine Kohärenz, die nicht zufällig sein können, sondern von einer höheren Intelligenz geschaffen wurden – Gott. Dieses Argument unterstreicht, dass Thomas von Aquin die Dinge rechtfertigen muss, indem er sie auf Gott bezieht. Wenn Gott die Welt erschaffen hat, können wir durch das Wissen über die Welt Gott näherkommen.
Recht, Ethik und Politik bei Thomas von Aquin
Recht
Thomas von Aquin unterscheidet zwischen Naturrecht und positivem Recht:
Naturrecht
Das Naturrecht ist das von Natur aus gegebene Recht, das Gott den Menschen verliehen hat. Es ist dem Menschen aufgrund seines Zwecks eigen.
Positives Recht der Völker
Das positive Recht umfasst die Regeln oder Gesetze, die der Mensch selbst aufstellt, ohne direkten göttlichen Bezug. Das bedeutet, diese Gesetze basieren nicht direkt auf göttlichen Gründen.
Alle rationalen Religionen sind gültig, aber wenn sie nicht christlich sind, können sie als "verwirrt" angesehen werden. Das christliche Recht wird als der richtige Weg betrachtet. Wenn man vernünftig handelt, wird anerkannt, dass das Naturrecht von Gott gegeben ist. Wer die Rationalität falsch nutzt (ohne Glauben an Gott), hat dieses Recht durch menschliche Setzung.
Ethik
Thomas von Aquin greift Aristoteles' Idee auf, dass Menschen zum Glück streben, was eng mit der Rationalität verbunden ist. Um glücklich zu sein, muss man die Welt erkennen und zu Gott gelangen. Wenn jemand den Grundsätzen der christlichen Religion folgt und rational handelt, wird er glücklich. Unser Handeln führt durch Vernunft und christliche Vorstellungen zur Erkenntnis Gottes und zum Glück.
Politik
Thomas von Aquin bevorzugt die Monarchie als Regierungsform, da sie hierarchisch ist und der göttlichen Ordnung am nächsten kommt. Es gibt jedoch auch nicht-christliche Monarchien. Daher sagt Thomas, dass es unerheblich ist, welche Art von Regierung existiert, solange die staatlichen Gesetze auf dem Naturrecht basieren, das in der Kraft Gottes liegt. Christliche Staaten müssen versuchen, die Religion zu fördern und das Richtige zu verwirklichen.