Philosophische Betrachtungen: Begehren, Tod und Erkenntnis

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Das Universum von Lust und Leidenschaft

Lust und Leidenschaft sind integrale Bestandteile der menschlichen Wirksamkeit, des Willens und der gesamten menschlichen Aktivität.

Der Wunsch: Abwesenheit und Anlass zur Sorge

Der Wunsch ist eine Bewegung der psychischen Tätigkeit, die uns dazu bringt, ein Objekt als Quelle der Zufriedenheit zu erreichen.

Drei Merkmale des Begehrens:

  • Es entsteht aus einem Mangel: Der Wunsch, etwas zu wollen, das man nicht besitzt, ist eng mit der Abwesenheit dieses Objekts verbunden.
  • Es lebt in einer Welt des Überflusses: Der Wunsch geht über die bloße Notwendigkeit hinaus und ist stets auf eine Welt der Möglichkeiten, eine Welt des Überflusses, gerichtet. Zum Beispiel bieten Geschäfte und Einkaufszentren Versuchungen, die Wünsche über die grundlegenden Bedürfnisse hinaus erfüllen.
  • Es basiert auf Konflikten und Unruhen: Der Wunsch stirbt, sobald sein Ziel erreicht ist. Doch sobald er erfüllt ist, entstehen neue Wünsche. Zum Beispiel: Ich kaufe eine Hose, die mir gefällt, und wünsche mir dann vielleicht schon eine neue.

Annahme und Ablehnung des Begehrens

Es gibt zwei Hauptansichten zum Begehren:

  1. Anerkennung des Begehrens als grundlegenden Aspekt des Menschen:

    Diese Position vertritt die Ansicht, dass der Wunsch eine wesentliche Realität ist, die trotz möglicher Probleme berücksichtigt werden muss.

    • Spinoza: Wir müssen alles wollen, um es als wahr zu empfinden. Wir beurteilen etwas als gut, weil wir es begehren.
    • Hegel: Jeder erfüllte Wunsch vernichtet sein Objekt.
    • Deleuze: Das Begehren entsteht aus dem Verbotenen und produziert Realität. Er sprach von „Begehrensmaschinen“.
  2. Die Notwendigkeit, das Begehren zu überwinden:

    Diese Position behauptet, dass es notwendig ist, das Begehren zu bekämpfen, um Wissen und Glück zu erreichen.

    • Stoa: Sie dachten, es sei notwendig, den Wunsch der Vernunft zu unterwerfen. Weisheit bedeutet, den Wunsch zu beherrschen, um sich der Natur und Bestimmung zu unterwerfen. Dies führt zu Tranquillitas (Seelenruhe) und innerem Frieden.
    • Epikureismus: Das Wichtigste ist, Freude und Ruhe zu erreichen. Dafür sollten nur die Wünsche zugelassen werden, die natürlichen Ursprungs sind. Künstliche Begierden müssen eliminiert werden.

Die Leidenschaft

Leidenschaft ist eine Neigung oder Tendenz, die man nicht beherrschen kann. Wenn die Leidenschaft einen Zustand der Beherrschung und des Leidens verursacht, wird sich das Individuum dessen manchmal nicht bewusst.

Verschiedene Perspektiven zur Leidenschaft:

  • Vernunft beherrscht Leidenschaft: Die Vernunft muss die Leidenschaft beherrschen, sonst wird sie zu einem Impuls, der uns beherrscht.
  • Leidenschaft für wahre Erkenntnis: Ohne Leidenschaft gibt es keine wahre Erkenntnis. Man weiß, wann etwas getan werden muss, und tut es mit Leidenschaft, wodurch man motiviert wird und das Bekannte beherrscht.

Der Tod: Eine unvermeidliche Realität

Der Tod ist stets am Horizont des menschlichen Lebens präsent. Er ist ein schreckliches Ereignis, das tiefgreifende Fragen aufwirft.

Fragen des Todes

  1. Der Tod als Ende: Der Tod ist immer ein Ende, das uns daran erinnert, dass das Leben begrenzt und nicht ewig ist. Er ist eine wahre Bestimmung für den Menschen und eine zutiefst demokratische Angelegenheit: Er kommt zu jedem und macht alle gleich. Man kann ihm nicht entkommen.
  2. Die Unvorhersehbarkeit des Todes: Der Tod kann nicht vorhergesagt werden, außer in extremen Fällen wie Selbstmord oder Mord. Doch man weiß nie, wann er kommt. Dies ist eine Quelle der Angst. Er zeigt, dass wir nicht durch andere ersetzt werden können, die wir im Leben haben.
  3. Der Tod als persönlicher Akt: Der Tod ist ein zutiefst persönlicher Akt; niemand stirbt für uns. Er findet in tiefster Einsamkeit statt. Der Tod lehrt uns, dass die wichtigen Dinge in der Einsamkeit geschehen. Niemand ist auf Einsamkeit vorbereitet, aber der Tod zeigt ihren Wert.
  4. Der Tod als fundamentale Sorge:
    • Der Tod ist das Endspiel und die endgültige, vollständige Vernichtung des Lebens.
    • Die Kenntnis des Todes ist ein Nachleben.

Philosophie als Meditation über den Tod

Viele Philosophen haben sich intensiv mit dem Tod auseinandergesetzt:

  • Platon: Für Platon ist Philosophie gleichbedeutend mit dem Lernen zu sterben. Die Seele ist unsterblich und strebt nach Erkenntnis. Die Philosophie zielt darauf ab, die Welt der Sinne zu überwinden und die Ewigkeit zu erreichen.
  • Die Stoiker: Sie dachten, das Leben sei ein einfaches Darlehen der Götter und dass wir jeden Tag leben sollten, als wäre es unser letzter.
  • Montaigne: Er erklärte, dass Philosophie eine Meditation über den Tod sei.
  • Heidegger: Der Mensch ist das einzige Wesen, das sich bewusst ist, dass es sterben wird.
  • Unamuno: Er dachte, jeder Mensch wünsche sich Unsterblichkeit und könne nicht aufhören, an den Tod zu denken, weshalb dieser als tragischer Gedanke empfunden wird.

Der Tod: Ein nutzloses Problem?

Andere Philosophen sahen den Tod als ein Problem, das man nicht überdenken sollte:

  • Epikur: Er glaubte nur an die materielle Realität und sinnliche Erfahrung. Die Philosophie sollte den Gedanken an den Tod als Quelle von Verwirrung und Verzweiflung beseitigen.
  • Spinoza: Für Spinoza war die Philosophie keine Meditation über den Tod, da dieser unvermeidlich ist. Der Gedanke daran ist nutzlos.
  • Sartre: Der Tod ist nicht wirklich ein persönliches Eigentum dessen, der stirbt. Er ist ein Problem der anderen, nicht mein Problem. Über den Tod nachzudenken, hilft nicht, besser zu leben.

Der Mensch als Person

Ein komplexes Konzept: Die Einheit der Maske

Der Begriff „Person“ bezog sich ursprünglich auf die Einheit, die der Maske eines Charakters verliehen wurde. Daher wollte man die Persönlichkeit jedes Individuums und seine einzigartigen Eigenschaften betonen. Ein menschliches Subjekt hat immer seine eigene Persönlichkeit.

Historische Konzepte der Person:

  1. Römisches Recht: Die römische Bevölkerung erkannte eine bürgerliche Existenz und Individuen an, die bestimmte Rechte besaßen. Sklaven hatten keine Rechte und wurden daher nicht als juristische Personen anerkannt. Das Konzept der Person als Subjekt von Rechten und Pflichten.
  2. Christentum: Im Christentum wurde jeder Mensch als Geschöpf Gottes betrachtet, das eine Seele besitzt und fähig ist, Belohnungen oder Bestrafungen entsprechend seinen Taten zu empfangen.

Träger von Rechten und moralischer Verantwortung

  1. Rechtsbegriff der Persönlichkeit: Ähnlich dem römischen Rechtsbegriff der Persönlichkeit als Besitz einer Reihe von Rechten. Mit der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte wurden diese Rechte dem Menschen allein aufgrund seines Menschseins zugestanden.
  2. Verantwortung der Person: Eine Person ist jedoch nicht nur Träger von Rechten. Eine Person ist fähig, frei zu handeln und für ihre Handlungen gegenüber anderen Menschen Rechenschaft abzulegen. Sie ist für ihr Handeln verantwortlich und hat nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten.

Personalismus und Existentialismus

Zwei wichtige philosophische Strömungen, die sich mit dem Konzept der Person auseinandersetzen:

  1. Existentialismus: Die wichtigste Aufgabe der Philosophie ist es, den Sinn des menschlichen Daseins zu erhellen und das menschliche Subjekt darauf hinzuweisen, dass es eine Welt von Möglichkeiten zu bewältigen hat und zwischen diesen wählen muss, um sein Leben als Projekt aufzubauen.
  2. Personalismus: Eine Person ist keine geschlossene Substanz, sondern ein Anfang von Bemühungen und Projekten, die niemals vollständig gemeistert werden können. Sie ist die Quelle von Freiheit und Kreativität. Die Verteidigung des Wertes des Menschen ist das wahre Mittel gegen jede Form des Totalitarismus. Das Konzept der Person muss die Gemeinschaft berücksichtigen, in der die Betroffenen leben, um soziale Werte hervorzuheben.

Der Erkenntnisprozess: Vernunft und Erfahrung

Modernes Wissen: Das Universelle

  1. Platon: Im platonischen Erkenntnisprozess geht es darum, sensorische Informationen zu überwinden, um zu Ideen zu gelangen, die universell und sowohl vom erkennenden Individuum als auch vom bekannten Objekt getrennt sind.
  2. Aristoteles: Wissen ist universell, aber es abstrahiert allgemeine Merkmale aus der besonderen Erfahrung der Objekte der Welt.
  3. Mittelalter: Im Mittelalter lag der Fokus der Erkenntnis darauf, allgemeine und notwendige Urteile zu entwickeln.

Die Erkenntnis der Realität wurde nicht durch das Subjekt vermittelt, das passiv Informationen empfing, die auf die Sinne beschränkt waren. Erst in der Moderne wurde die Idee eingeführt, dass Wissen ein Ergebnis der Aktivität des Subjekts ist.

Zwei Positionen der Moderne: Vernunft und Sinne

Der moderne Ansatz zur Erkenntnis versteht sie als einen Prozess, der zwei Elemente umfasst: ein erkennendes Individuum und ein bekanntes Objekt.

  1. Empirismus: Für den Empirismus beginnt und endet das Wissen mit Erfahrungen, Informationen, die durch die Sinne gewonnen werden. David Hume unterscheidet zwei Arten der Wahrnehmung:
    1. Eindrücke: Unmittelbare Wahrnehmungen des Objekts.
    2. Einfache Ideen: Kopien der Eindrücke.

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