Philosophische Konzepte: Augustinus, Thomas von Aquin und Rationalismus

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Augustinus von Hippo

Geboren in Tagaste (354 n. Chr.).

Glaube und Vernunft: Verstehen durch Glauben

Augustinus suchte die absolute Wahrheit. Er durchlief den Manichäismus und die Skepsis der Platonischen Akademie. Später las er die Neuplatoniker und wurde Christ. Aus den platonischen und christlichen Dogmen entwickelte er die Theorie der Erleuchtung: Die Seele wird durch ein inneres Licht erleuchtet, das von Gott gesetzte angeborene Ideen enthält. Um dieses Licht rein zu halten, müssen wir glauben und Gott gehorchen.

Der Glaube ist nicht irrational, sondern übernatürlichen und göttlichen Ursprungs. Wissen wird durch göttliche Erleuchtung erlangt. Durch den Glauben verstehen wir, was ohne ihn unverständlich bliebe. Dies fasst das Prinzip crede ut intelligas (Glaube, um zu verstehen) zusammen. Für Augustinus ist der Glaube eine Voraussetzung für das Verständnis der Welt, doch Glaube ist nicht dasselbe wie Wissen.

Die Existenz Gottes: Augustinus' Argumente

Zur Beweisführung der Existenz Gottes führte Augustinus drei Argumente an:

  • 1. Consensus Universalis: Alle Zivilisationen hatten eine Vorstellung von Gott.
  • 2. Universale Ordnung: Das Universum weist eine Ordnung auf, die von einem Ordner geschaffen worden sein muss.
  • 3. Basierend auf der Erleuchtung: Es gibt universelle und notwendige Wahrheiten (z.B. mathematische oder moralische Prinzipien), die nicht aus der zeitlich und inhaltlich veränderlichen Außenwelt stammen können. Diese Wahrheiten sind ewig und unveränderlich und müssen daher von etwas Ewigem und Unveränderlichem stammen – Gott, der als Wahrheit in unserer Seele wohnt.

Die Wahrheit der sinnlichen Welt hat Anteil an der Wahrheit Gottes, die in seinen Ideen zum Ausdruck kommt. Diese Ideen sind beispielhaft, da sie als Vorbilder für die Welt dienen.

Platonischer Einfluss auf Augustinus

Augustinus passte christliche Dogmen an Platons Ideen an:

  • 1. Seele und Körper: Die Trennung zwischen unsterblicher Seele und sterblichem Körper. Augustinus unterstützte jedoch nicht die platonische Idee, dass die Seele ewig ist, sondern dass sie von Gott geschaffen wurde.
  • 2. Angeborene Ideen: Die angeborenen Ideen, die nach Platon die Seele vor dem Eintritt in den Körper kannte, sind nach Augustinus von Gott gegeben worden.
  • 3. Vernunft und Glaube: Platons Unterscheidung zwischen Meinung (Doxa) und Intelligenz (Episteme) entspricht Augustinus' Unterscheidung zwischen Vernunft und Glaube.
  • 4. Erleuchtung: Die Erleuchtung, von der Augustinus spricht, erinnert an Platons Ideenlehre.
  • 5. Gottes Gegenwart: Die Gegenwart Gottes in der Seele ist ein Spiegelbild der platonischen Idee des Guten.
  • 6. Ideen als Formen: Augustinus' Ideen sind die Formen der intelligiblen Welt Platons.
  • 7. Stadt Gottes: Die intelligible Welt der platonischen Ideen wird bei Augustinus zur Stadt Gottes, die von den Heiligen Gottes bewohnt wird.

Thomas von Aquin

Vernunft und Glaube bei Thomas von Aquin

Während Augustinus argumentiert, dass Wissen durch ein inneres Licht, das von Gott in die Seele gelegte angeborene Ideen enthält, erlangt wird und somit Vernunft und Glaube eng miteinander verknüpft sind, betont Thomas von Aquin die Kompatibilität von Vernunft und Glaube. Die Vernunft kann helfen, die Wahrheiten des Glaubens zu demonstrieren, die für die Akzeptanz der Offenbarung notwendig sind. Sie kann offenbarte Wahrheiten verteidigen und zeigen, dass Geheimnisse zwar unverständlich, aber nicht absurd sind.

Der Glaube wiederum kann der Vernunft helfen, indem er Wahrheiten aufzeigt, die der Vernunft allein unzugänglich sind. Er bestätigt Wahrheiten, die die Vernunft gefunden hat, und dient als Kriterium, wenn es um Schlussfolgerungen geht, die mit der Religion unvereinbar sind. Thomas von Aquin zielte darauf ab, die Theologie als Wissenschaft zu etablieren.

Die Existenz Gottes: Die Fünf Wege des Thomas von Aquin

Thomas von Aquin argumentiert, dass die Existenz Gottes a posteriori, also basierend auf der Realität, durch fünf verschiedene Wege bewiesen werden kann:

  • 1. Aus der Bewegung: Aus der Bewegung und Veränderung folgt die Existenz eines unbewegten Bewegers oder reinen Aktes (Gott).
  • 2. Aus der Kausalität: Aus der Kausalität folgt die Existenz einer ersten, unverschuldeten Ursache.
  • 3. Aus der Kontingenz: Aus der Kontingenz (Zufälligkeit) der Wesen folgt die Existenz eines notwendigen Wesens.
  • 4. Aus den Graden der Vollkommenheit: Aus den Graden der Vollkommenheit in der Welt folgt die Existenz eines vollkommensten Wesens.
  • 5. Aus der Teleologie: Aus der Ordnung des Universums folgt die Existenz einer intelligenten Ordnungseinheit.

Gott ist demnach der unbewegte Beweger, der reine Akt, die unverschuldete Ursache, das vollkommenste und notwendige Wesen sowie die ordnende Einheit der Welt.

Rationalismus: Eine philosophische Haltung

Der Rationalismus ist eine philosophische Haltung, die dem Vertrauen in die Vernunft höchste Bedeutung beimisst und die Rolle der Erfahrung im Erkenntnisprozess oft einschränkt. Der moderne Rationalismus basiert auf methodischem Denken, Klarheit und Stabilität der Ideen. Er behauptet:

  • 1. Angeborene Ideen: Es gibt angeborene Ideen.
  • 2. Denken und Realität: Es besteht ein direkter Kontakt zwischen Denken und Realität.
  • 3. Deduktives Wissen: Wissen wird deduktiv erlangt.
  • 4. Natur der Substanz: Die grundlegende Natur der Substanz ist rational erfassbar.

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