Philosophische Konzepte: Hobbes' Naturzustand und Platons Gerechtigkeit
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Hobbes: Naturzustand und Zivilgesellschaft
Thomas Hobbes versuchte sich vorzustellen, wie Menschen leben würden, wenn sie keiner politischen Macht unterliegen würden. Dieses imaginäre Szenario nannte Hobbes den Naturzustand. Das Leben der Menschen in einem solchen Zustand ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
Der Naturzustand bei Hobbes
- Freiheit und Naturrecht: Menschen leben frei, ohne andere Einschränkungen als ihre eigenen Kräfte und die Gesetze der Natur. Diese Freiheit nennt Hobbes das natürliche Recht.
- Zwei treibende Prinzipien: In diesem Zustand werden die Menschen von zwei Prinzipien geleitet: erstens, ihr eigenes Leben zu verteidigen, und zweitens, ihre natürlichen Triebe zu befriedigen.
- Krieg aller gegen alle: Um ihre Wünsche zu erfüllen, können Menschen alles tun, was sie wollen, wie stehlen, unterjochen oder erniedrigen. Dies führt permanent zu einem Krieg aller gegen alle, in dem kein Fortschritt, Eigentum oder Gesellschaft möglich ist. Daher ist das Leben der Menschen im Naturzustand einsam, arm, böse, brutal und kurz.
Die Zivilgesellschaft bei Hobbes
Die Erkenntnis, dass ihre Leidenschaften und Begierden zu Freuden führen, die über ihre Bedürfnisse hinausgehen, veranlasst die Menschen auch dazu, über die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen nachzudenken. Um diesem Krieg aller gegen alle ein Ende zu setzen, kommt es zur Gründung eines Paktes oder Gesellschaftsvertrags. Dadurch entsteht der Staat oder die Zivilgesellschaft, in der sich jeder Mensch individuell verpflichtet, seine natürlichen Rechte zugunsten eines Einzelnen oder einer Versammlung aufzugeben, vorausgesetzt, die Übrigen verpflichten sich ebenfalls dazu. Die so etablierte Macht entscheidet, wer welche Rechte besitzt und wer nicht. Diese etablierte Macht wird zur Quelle aller Gesetze und aller Ordnung und darf in ihren Entscheidungen nicht infrage gestellt werden, da dies den Bund brechen und zur Rückkehr in den Naturzustand führen würde.
Platon: Das Konzept der Gerechtigkeit
Gerechtigkeit im Rahmen der Seele
Platon vertritt die Ansicht, dass der Mensch eine Verbindung aus Körper und Seele ist. Die menschliche Seele besteht aus drei Teilen, von denen jeder eine bestimmte Fähigkeit oder Funktion hat:
- Der rationale Teil: Hier wohnt die Fähigkeit des Wissens. Seine Tugend ist Weisheit und Klugheit. Dieser Teil sollte die anderen beiden führen.
- Der iraszible Teil: Hier liegen Ehrgeiz und Wille. Seine charakteristische Tugend ist Tapferkeit.
- Der begehrende Teil (Appetit): Hier sind die Begierden beheimatet. Seine eigentümliche Tugend ist Mäßigung.
Nach Platon ist Gerechtigkeit gegeben, wenn jeder Teil der Seele seine spezifischen Tugenden erfüllt, was impliziert, dass der iraszible und der begehrende Teil der Seele vom rationalen Teil geführt werden.
Gerechtigkeit und soziale Ordnung
Nach Platon lassen sich in jedem Staat drei grundlegende Schichten mit jeweils spezifischen Funktionen unterscheiden. Diese drei Elemente sind:
- Die Philosophen-Herrscher: Sie sind für die Leitung der Öffentlichkeit verantwortlich und müssen aus dem Kreis der klügsten Bürger gewählt werden. Ihre Tugend ist die Weisheit.
- Die Wächter/Krieger: Sie sind für den Schutz der Bürger vor inneren und äußeren Feinden verantwortlich. Ihre Tugend ist die Tapferkeit.
- Die Produzenten (Landwirte, Handwerker und Händler): Sie sind für die Herstellung der für das Leben der gesamten Bevölkerung notwendigen Güter verantwortlich. Ihre charakteristische Tugend ist die Mäßigung.
Gerechtigkeit in der Gesellschaft ist erreicht, wenn jede dieser Schichten ihre spezifische Funktion erfüllt und die Philosophen-Herrscher die Gesellschaft leiten.