Philosophische Konzepte: Moral, Gerechtigkeit & Vertragstheorien

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Moralische Handlung: Kriterien und Freiheit

Eine Handlung ist moralisch, wenn sie einer kritischen Reflexion über ihre Tragweite und Folgen standhält. Es geht darum, ob das Verhalten zum verfolgten Ziel führt und welche Konsequenzen daraus abgeleitet werden können. Moralische Handlungen sollten Universalität besitzen, d.h., sie können aus dem Wunsch einer Person, Gutes zu tun, abgeleitet werden, unter denselben Voraussetzungen wie unter dem Sittengesetz.

Freiheit als Bedingung sittlichen Handelns

Ein freier Mensch ist Herr seiner Handlungen und rechenschaftspflichtig. Er ist in der Lage, Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen ohne externe Zumutungen zu ergreifen. Dies unterscheidet ihn vom Sklaven, der diese Bedingung nicht besitzt.

Doppelter Sinn des Wortes Freiheit:

  • Negativ: Freiheit als Abwesenheit von Begrenzung.
  • Positiv: Freiheit als die Fähigkeit zu wählen, etwas zu tun oder zu unterlassen.

Ethischer Indeterminismus

Es wird argumentiert, dass wir frei wählen, wann und wie wir handeln. Es gibt verschiedene Formen, die den körperlichen (physischen) und rationalen (mentalen) Aspekt betreffen.

Immanuel Kant und die Moral

Kant vertritt die Ansicht, dass es in der physischen Welt keine Freiheit gibt. Um zu wissen, wie wir handeln sollten, regelt das Gewissen unser Verhalten aus moralischer Sicht und sagt uns, ob unsere Handlungen richtig oder falsch, gut oder schlecht sind. Es ist wichtig zu unterscheiden, was für eine Person und nicht für die anderen ist, was sie wollen, ist zu tun. Zum Beispiel ist das Amputieren eines Beines zur Verhinderung von Gangrän und zur Rettung eines Lebens nicht dasselbe wie Folter. Nur der menschliche Wille, nicht die konkreten Handlungen, kann als gut oder schlecht klassifiziert werden.

Jean-Paul Sartre und der Existenzialismus

Sartre betont die menschliche Existenz, das konkrete Dasein. Menschen sind frei und sich ihres Platzes in der Welt bewusst.

Sartres Kernaussagen:

  • Radikaler Atheismus: Absolute Verneinung der Existenz Gottes.
  • Verantwortung: Unser Handeln beeinflusst alle Menschen.
  • Aktion: Menschen können nur durch freie Wahl in ihren Handlungen erkannt werden.
  • Authentizität: (Impliziert, dass man seine Freiheit und Verantwortung annimmt).

John Rawls: Gerechtigkeit als Fairness

Gerechtigkeit betrifft nicht nur die Verteilung gesetzlicher Rechte und Pflichten, sondern auch die Verteilung des gesamten Reichtums, der aus der sozialen Zusammenarbeit entsteht, wie soziale Chancen, Bildung und Gesundheit.

Kriterien für Gerechtigkeit:

  • Sie müssen öffentlich und universell anwendbar sein.
  • Sie sollten unparteiisch und uneigennützig sein.
  • Sie sollten auf die Gesellschaft angewandt werden können.

Der Schleier des Nichtwissens

Der Schleier des Nichtwissens ist eine hypothetische Situation, in der alle Menschen eine Position einnehmen und frei entscheiden, als ob sie für einen Moment von Neid, Eitelkeit, Gier, Statusunterschieden, Rasse und Religion befreit wären, die Menschen voneinander trennen. Dies ermöglicht eine Entscheidung unter absoluter Gleichheit.

Grundsätze der Gerechtigkeit nach Rawls:

  • Prinzip der gleichen Freiheit oder Staatsbürgerschaft: Jeder Einzelne sollte das gleiche Recht auf das umfangreichste System gleicher grundlegender Freiheiten haben, das mit einem ähnlichen System der Freiheit für alle vereinbar ist.
  • Differenzprinzip: Soziale und ökonomische Ungleichheiten müssen zum größten Nutzen der am wenigsten Begünstigten geregelt werden.
  • Prinzip der fairen Chancengleichheit: Ämter und Positionen müssen allen unter Bedingungen offenstehen, die fair sind und somit echte Chancengleichheit gewährleisten.

Vertragstheorien: Ursprung und Legitimität des Staates

Vertragstheorien sind Denkschulen, die einen hypothetischen Vertrag als Erklärungsmodell für die Entstehung und Legitimität der politischen Macht und des Staates verwenden. Sie gehen davon aus, dass freie und autonome Individuen aus einem vermeintlichen Naturzustand heraus eine Einigung treffen, um eine Gesellschaft zu gründen. Um eine Gesellschaft zu organisieren, legen die Mitglieder der Versammlung die Aufgaben und Befugnisse des zukünftigen Herrschers fest.

Die Funktion dieser Theorien ist nicht, den tatsächlichen Ursprung des Staates und der Macht zu beschreiben, sondern eine bestimmte Art politischer Organisation zu rechtfertigen. In ihren politischen Lehren finden sich folgende Ausgangspunkte:

  • Bejahung der Autonomie des Individuums.
  • Kritik an der theokratischen Vorstellung von Macht, die in Europa während des Mittelalters geherrscht hatte.
  • Gründung einer Reihe von Rechten, die vom rationalen menschlichen Handeln abhängen.

John Locke: Der liberale Vertrag

Im Naturzustand ist der Mensch frei und absoluter Herr seines Lebens und Besitzes. Es existiert ein Naturgesetz, das den Menschen verpflichtet, Leben, Gesundheit und Eigentum anderer zu achten. Die Existenz von Individuen, die dieses Recht verletzen und somit die absolute Freiheit des Menschen beeinträchtigen, erfordert die Einrichtung eines Vertrags zwischen verschiedenen Individuen, um die Einhaltung dieses Rechts durch den Staat zu legitimieren.

In diesem Vertrag vereinbaren die Individuen die Gründung einer Zivilgesellschaft. Locke argumentiert, dass die staatliche Macht nicht absolut ist; Herrscher sind ebenfalls verpflichtet, die Gesetze zu respektieren. Er spricht sich für eine Trennung der Zuständigkeiten zwischen Legislative und Exekutive aus:

  • Legislative: Funktion, Gesetze zu verabschieden.
  • Exekutive: Muss die vom Gesetzgeber erlassenen Gesetze respektieren und korrekt ausführen.

Jean-Jacques Rousseau: Der Gesellschaftsvertrag

Rousseau glaubt, dass der Mensch im Naturzustand ein ruhiges und einfaches Leben führt. Er besitzt reichlich Güter und lebt in Harmonie mit anderen. Es ist die Gesellschaft, die durch die Förderung des Privateigentums Zusammenstöße zwischen Individuen hervorruft, sobald sie in Gruppen leben.

Um diese ungerechte Situation zu überwinden und sowohl das Gemeinwohl als auch die Gerechtigkeit zu verteidigen, schlägt Rousseau die Errichtung einer vertraglichen Vereinbarung vor, die er als Gesellschaftsvertrag bezeichnet. Dieser Vertrag zielt darauf ab, das allgemeine Interesse der Gemeinschaft vor partikularen Interessen zu verteidigen. Rousseaus Gesellschaftsvertrag beinhaltet keine Befreiung im Sinne einer Loslösung, da das Individuum keinen vorrangigen Anspruch gegenüber der Institution der Gesellschaft hat. Die verabschiedeten Gesetze sind fair, universell und unveräußerlich. Die Demokratie verkörpert das am besten geeignete Regierungssystem zur Verwirklichung der sozialen Ziele des Vertrags.

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